Blutsbund 1 Tristan (German Edition)
Wohnzimmers.
„Ich bringe nur kurz das Auto weg und bin gleich wieder hier!“, imitierte er die Stimme seines Bruders. „Und? Das ist geschlagene drei Stunden her!“
Igor sah zu Dima hinüber und grinste. „Du wirst deinen großen Bruder noch lang genug sehen, keine Sorge.“
„Wir sind gerade erst angekommen und er verdrückt sich gleich“, antwortete Dima, während seine Mimik den Unwillen darüber nur zu deutlich zeigte.
„Ach Dima, du bist fast vierhundert Jahre alt und benimmst dich wie ein Menschenkind!“
„Na ist doch aber wahr ... außerdem habe ich seit Tagen kein Blut mehr getrunken ...“, entgegnete Dima.
Der Mann mit den kurzen schwarzen Haaren tastete seine Sachen nach dem Handy ab und beschloss, dass sein Bruder sich lang genug verdrückt hatte.
Sergej stöhnte genervt auf, als er das Klingeln seines Telefons vernahm. Er schaute Tristan entschuldigend an. „Bestimmt mein kleiner, mich drangsalierender Bruder.“
„Na dann mal schnell, bevor der noch auf dumme Gedanken kommt und womöglich Igor auf die Suche schickt“, erwiderte Tristan zaghaft lächelnd.
Seufzend nahm Sergej das Gespräch nach einem Blick auf das Display entgegen. Da er mit Dimitrij russisch sprach, konnte Tristan nichts von dem verstehen, was sie miteinander besprachen. Sergej setzte sich mit dem Handy in der Hand zu Tristan auf die Bettkante und ließ seine Fingerspitzen über dessen Haut gleiten.
„Kommst du noch mit ins Dark?“, richtete er die Frage an Tristan.
Dieser warf kurz einen Blick auf die Uhr. „Naja, so spät ist es noch nicht, aber ich bin reichlich platt. Menschen brauchen mehr Schlaf,“ antwortete er perplex.
„Du hast ihn gehört Dima, Tristan ist geschafft. Wir können ja auch morgen in den Klub gehen“, sagte Sergej in den Hörer. Dann lachte er leise. „Ich soll dir ausrichten, dass du ein Mensch im besten Alter bist und kaum Schlaf brauchst“.
Tristan seufzte verhalten. Ihm stand eigentlich mehr der Sinn danach, seinen geschundenen Körper im Bett zu belassen. Die Streicheleinheiten von dem Russen hatten ihm nach dem Ereignis gut getan und sein aufgewühltes Inneres zumindest im Ansatz beruhigen können.
Sergej lächelte den Menschen bittend an. „Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst und ein Aufpasser mehr wäre ganz angebracht.“
Tristans Herz geriet unter dem Blick des Vampirs in einen schnelleren Takt und so gab er sich geschlagen. Für einen Moment dachte er, dass es wohl keinen Wunsch gäbe, den er dem Russen ausschlagen könnte. Er zog die Bettdecke beiseite und verschwand im Badezimmer, während Sergej noch immer telefonierte. Sein erster Griff ging in den kleinen Medizinschrank, der dort hing, und mit einem Schluck Wasser spülte er zwei Tabletten hinab, um den Schmerz seines Körpers nicht mehr ganz so wahrzunehmen. Anschließend stieg er unter den heißen Wasserstrahl.
Nachdem Sergej zu Ende telefoniert hatte, folgte dieser dem Studenten in die Dusche. „Danke, dass du mitkommst. So wird der Abend für mich erträglich“, erklärte der Russe sanft und sorgte mit dem Tonfall für nicht endenwollendes Kribbeln im Magen des anderen.
Als Sergej sich zu ihm hinabbeugte und ihn küsste, sprach soviel Zärtlichkeit daraus, dass Tristan glaubte, allein das könne den körperlichen Schmerz beseitigen.
Atemlos zog sich der Vampir einen Moment später zurück und sah Tristan bedrückt an. „Es tut mir leid Tristan. Du vernebelst mir die Sinne, ich wollte vorhin nicht so über dich herfallen. Ich rieche und schmecke Schmerzmittel. Ich werde mich nicht mehr vergessen, in Ordnung? Verzeih mir.“
Die Reue in den Worten ließ Tristan schlucken und den Vampir auf einen weiteren Kuss hinabziehen.
Er glaubte ihm.
Gelüste
„Dima, unauffällig ein oder zwei Menschen. Mehr ist nicht drin, verstanden? Und wenn ich unauffällig sage, dann meine ich es auch so. Benimm dich so normal wie möglich. Machst du eine Show, war es das mit deinem Ausgang und du bekommst zukünftig Blutkonserven!“, sagte Sergej streng zu seinem kleinen Bruder.
Dieser seufzte laut auf und antwortete „Ja, ist ja gut. Ich hab es kapiert. Alles, nur kein kaltes Blut in Plastikbeuteln.“
Gemeinsam bahnten sie sich ihren Weg durch das Dark und bestellten sich am Tresen etwas zu trinken. Nachdem sie ihre Getränke bekommen hatten, führte Sergej die kleine Truppe hinauf auf die erste Etage des Klubs.
Igor und Sergej unterhielten sich, derweil Dimitrij seinen Blick über die Menschen schweifen
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