Blutsbund 1 Tristan (German Edition)
falls er überhaupt geschlafen hatte.
Er holte tief Luft und wählte die Nummer des Werwolfes. Dieser ging bereits nach dem ersten Klingelzeichen ans Telefon. „Tristan?“, erklang eine besorgte Stimme.
Tristan musste schlucken. „Ja.“
Malte atmete erleichtert aus. „Gott sei Dank du lebst. Ich ... was ist passiert?“
Der frisch Gewandelte holte tief Luft und erwiderte bedrückt: „Malte ich ... Sergej hat mich nach der letzten Vorlesung abgefangen. Ich ... er ... er hat mitbekommen, dass ich die letzte Woche bei dir war und ist völlig ausgerastet. Er ist auf mich losgegangen und ...“ Tristan liefen die Tränen über die Wange. Er nahm einen tiefen Atemzug und sprach weiter: „Sein Bruder ist dazwischen gegangen. Malte, Sergej hat mich so verletzt, dass Dimitrij mich wandeln musste, sonst wäre ich gestorben.“
Er hörte, wie Malte den Atem anhielt. „Scheiße“, fluchte der Werwolf leise. Ein unangenehmes Schweigen entstand in der Leitung, dann bat Malte: „Gib mir ein wenig Zeit das zu verdauen, ok?“
„Solange du brauchst“, erwiderte Tristan leise.
„Ich melde mich bei dir“, kam noch von Malte und dann unterbrach dieser das Gespräch.
Tristan sank mit dem Kopf auf den Tresen und fühlte sich verzweifelt, weil es so aussah, als hätte er einen Freund verloren, der ihm inzwischen sehr wichtig geworden war.
Malte sackte auf dem Küchenstuhl zusammen und schluckte. Sein Körper zitterte. Tristan war noch am Leben, aber ein Vampir. Ein Blutsauger und kein Mensch mehr. Malte schob den Stuhl zurück und stand auf, er verließ das Haus und wandelte sich am Waldrand in seine Wolfsgestalt.
Er rannte, ohne zu wissen, wohin und so schnell er konnte durch den Wald. Er wollte nicht denken, sondern sich den Schmerz von der Seele rennen.
Der Werwolf wusste nicht, wie lang er unterwegs gewesen war. Er verfiel in einen ruhigen Gang. Sein Herz wummerte gegen den massiven Brustkorb, als wenn es ihn sprengen wollte. Langsam machte er kehrt und trottete wieder nach Hause. Das Laufen hatte ihm gut getan, denn seine Gedanken waren wieder sortiert und nicht so verzweifelt chaotisch, wie noch zuvor.
Obwohl im bewusst war, dass Werwölfe und Vampire letztendlich Feinde waren, ging es doch um den Mann, den er liebte. Er musste sich mit ihm treffen, um zu sehen ob Tristan noch die Person war, die er kannte oder ob ein fremder Vampir vor ihm stand, dem er nur zu gern die Kehle zerfetzen würde.
Nachdem Malte geduscht und sich angezogen hatte, griff er zu seinem Telefon und wählte Tristans Nummer.
„Hey“, hörte er Tristans belegte Stimme.
Es tat Malte gut zu hören, dass Tristan genauso klang, wie er sich fühlte. Unsicher erklärte der Werwolf: „Ich habe nachgedacht. Wir ... wir sollten uns treffen.“
„Bist du dir sicher?“, fragte der Vampir überrascht.
„Ja, ich möchte wissen, ob du noch der Tristan bist, den ich kenne“, erwiderte Malte.
„Wo?“
Der Werwolf überlegte kurz und erwiderte: „Am besten am Waldrand, sodass du nicht in unser Gebiet kommst. Lass uns an der Grenze treffen, die am Parkplatz ist, an der Einfahrt dort, ok? Schaffst du es zu 22.00 Uhr? Um die Zeit ist dort nichts mehr los.“
„Okay, bis später Malte“, gab Tristan zurück und sie beendeten das Gespräch.
Der Student überlegte kurz, ob er dort nicht einfach hinspringen sollte, aber das erschien ihm unpassend. Auch wenn Malte wusste, dass er inzwischen ein Vampir war, musste er es ihm nicht auch noch vorführen. Da Mario ihm letzte Woche sein Motorrad wieder vor die Tür gestellt und den Schlüssel zurückgegeben hatte, beschloss Tristan damit zum vereinbarten Treffpunkt zu fahren.
Ein Bund
Malte saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Auch wenn die Situation es eigentlich nicht zuließ, musste er schmunzeln. Eine bessere Grenze hätte es gar nicht geben können. Der Stamm des großen Baumes, an dem er lehnte, stand zur Hälfte im Wald, die andere befand sich in den Bürgersteig an der Straße eingelassen.
Gedankenverloren malte er mit dem Finger Muster in die Erde, auf der er saß, bis er neben sich das Geräusch eines Motorrades hörte. Die Maschine stoppte und der Fahrer setzte den Helm ab, wuschelte sich kurz durch die Haare. Malte schaute einen Moment perplex, und als Tristan seine Motorradjacke auszog und über die Maschine warf, musste er sich zusammenreißen, um nicht nach Luft zu schnappen. Der Blonde war als Mensch schon attraktiv gewesen, aber als Vampir verschlug er ihm den
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