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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Beamtin und buchstabierte ihren Namen unaufgefordert. »Ich bin im Sonderauftrag der US-Forstverwaltung als Leiterin eines speziellen Untersuchungsteams gekommen, doch das muss vorläufig geheim bleiben.«
    »Warum?«, fragte die Reporterin geistesabwesend. Das hätte
Joe auch gern gewusst. Die Forstverwaltung war keine Polizeibehörde, obwohl manche Ranger als Ordnungshüter fungierten. Und ein »spezielles Untersuchungsteam« hielt er zwar nicht für ausgeschlossen, hatte aber nie davon gehört, dass je eines von der Forstverwaltung losgeschickt worden war. Er schätzte es als wahrscheinlicher ein, dass die Behörde das FBI um Amtshilfe bat.
    »Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren, falls sich gewisse Verdachtsmomente bestätigen«, sagte Strickland.
    Die Reporterin wusste offensichtlich nicht, wie sie reagieren sollte. Ihr Gegenüber klang so … offiziell.
    Der Yorkshire Terrier zerrte an Melinda Stricklands Hosenaufschlag, doch sie kümmerte sich nicht darum.
    »Sie bekommen als Erste Bescheid, wenn wir Informationen veröffentlichen, aber wenn Sie mir Schwierigkeiten machen, indem Sie vorab etwas publizieren, sind Sie fällig«, sagte Melinda Strickland, und ihre Augen wurden schmal.
    Das ließ Joe aufhorchen, und die Reporterin nickte brav. Der schrille, verärgerte Klang in Stricklands Stimme erschien ihm unangebracht und unnötig streng.
    Was will sie damit über den Mord hinaus andeuten?, überlegte er. Welche Verdachtsmomente meint sie?
    Der frustrierte Yorkshire Terrier knurrte, zerrte an Stricklands Hosenbein und hätte sie beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie fuhr herum, und Joe beobachtete erschrocken, wie sie ausholte, als wollte sie dem Hund mit Wucht in die Rippen treten. Doch sie bremste sich. Sie blickte rasch auf und sah, dass Joe sie anschaute. Der Terrier neben ihr duckte sich jaulend.
    »Dieser Hund wird sich einen bösen Tritt einfangen, wenn er so weitermacht«, sagte Strickland mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich hab ihn aus dem Tierheim, damit Bette
eine Kameradin hat«, fuhr sie fort und wies mit dem Kopf auf den Cockerspaniel in ihrem Arm, »aber es haut einfach nicht hin.«
    Joe schwieg. Strickland drehte sich wieder der Reporterin zu und entließ sie mit wenigen Worten. Dann wandte sie sich den im Leerlauf brummenden Schneeraupen zu, als sei nichts geschehen.
    Er war überrascht. Sie hatte sich im allerletzten Moment beherrscht, doch die Reaktion des Hundes zeigte ganz klar, dass er schon früher getreten worden war. Der Vorfall bereitete Joe ziemliches Unbehagen.
    Der leitende Kriminalpolizist, Bob Brazille, klinkte sich aus einem Gespräch aus und gesellte sich zu Joe. Er hatte das fleckige Gesicht und die schweren Lider eines Alkoholikers und stellte Strickland und Joe einander vor.
    »Melinda Strickland, das sind Jagdaufseher Joe Pickett und Sheriff Bud Barnum.«
    Mit frostigem Lächeln trat sie heran und streckte den beiden die behandschuhte Rechte unter dem Bauch des Cockerspaniels entgegen. Barnum schüttelte sie, und Joe schloss sich umgehend, aber reserviert an. Er rechnete damit, dass sie erneut den Terrier erwähnen würde, doch sie lächelte nur.
    Melinda Strickland hatte breite Hüften, mittellanges, kupferfarbenes Haar, eine lange, scharfe Nase und dunkle Augen, die Joe an die eines Raben denken ließen. Die Falten um ihre Mundwinkel erinnerten an Pergament. Nur ihr Mund lächelte, während ihre Augen dunkel und unbewegt blieben. Ihr Tonfall hatte etwas Singendes, und mitunter kicherte sie, als nähere sie sich einer Pointe, die allerdings ausblieb.
    »Meines Wissens gibt es hier oben einige Leute, die nicht gerade die größten Freunde der Bundesforstverwaltung oder der US-Regierung sind«, sagte sie, als stellte sie etwas allgemein
Bekanntes fest. »Und soweit ich weiß, war Lamar Gardiner ziemlich unbeliebt, weil er die Grundsätze der Forstverwaltung sehr streng ausgelegt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er deswegen ermordet wurde«, erwiderte Joe verblüfft.
    »Ich wurde von Anrufern bestürmt, die wissen wollten, was hier oben los ist«, sagte sie, als hätte Joe ihre Einschätzung bestätigt.
    »Wir müssen los«, unterbrach Barnum, und ausnahmsweise war Joe über die schroffe Art des Sheriffs froh.

    In einer rumpelnden, klirrenden Kolonne bewegten sich die Schneeraupen in Zeitlupe die noch immer ungeräumte Straße hinauf. Joe Pickett saß im ersten Kettenfahrzeug neben dem Fahrer. Zwei Kriminalpolizisten teilten sich die enge Rückbank. Joes

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