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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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heute sind sie nicht mehr willkommen. Das achttägige Limit für das Zelten hier ist überschritten.«
    Joe begriff nicht. »Was?«
    »Man darf höchstens acht Tage auf diesem Platz der Bundesforstverwaltung zelten. Mehr ist nicht zulässig. Dann müssen die Leute weiterziehen. Diese dämlichen Radikalen haben nicht nur ihr Gastrecht verwirkt, sondern obendrein den Strom angezapft und sich ins Telefonnetz eingeklinkt. Ich friere mir auf dieser Straße den Arsch ab, und diese Mistkerle surfen im Internet und heizen ihre Wohnmobile mit Strom aus dem Landkreis.« McLanahan spuckte in den Schnee, doch sein Speichel war so kalt, dass einiges davon an den Lippen hängen blieb. »Sheriff Barnum und Melinda Strickland wollen, dass sie endlich unseren Bezirk verlassen. Also haben sie dort oben gestern Abend Ausweisungsverfügungen anbringen lassen, und ich soll schauen, ob sie abfahren.«

    Also arbeiten Barnum und Strickland zusammen, dachte Joe. Wie seltsam.
    »Und wenn nicht?«
    Ein grimmiges Lächeln trat in McLanahans Gesicht. »Dann gibt es schon einen Plan. Wir werden nicht zulassen, dass nach Lamar und dem Mann vom Landverwaltungsamt noch einem Beamten übel mitgespielt wird.«
    Joe rieb sich die Augen. Er wusste, dass dies ein nervöser Tick war, zu dem er unter Stress neigte. »Was haben die Souveränen denn mit den beiden zu tun? Glauben Barnum und Strickland wirklich, dass es da eine Verbindung gibt?«
    McLanahans Augen glichen flachen, brackigen Teichen. »An dem Tag, als die Souveränen auftauchten, wurde Lamar ermordet«, erklärte er ungerührt. »Und den Jungen vom Landverwaltungsamt hat es eine Woche später erwischt. Beide sind Bundesbeamte. Diese Wirrköpfe von Souveränen hassen die Regierung. Einen haben wir hinter Schloss und Riegel gebracht, aber der Rest ist oben auf dem Zeltplatz. Ist das wirklich so schwer zu kapieren, Jagdaufseher?«
    Wieder schien es Joe, als hätte McLanahan weit lieber Arschloch zu ihm gesagt, doch er beherrschte seinen Zorn und fragte ruhig: »Was haben die zwei denn vor?«
    »Was wir vorhaben, wollen Sie wissen?«, fragte McLanahan mit noch immer verkniffenem Lächeln. »Melinda Strickland hat zwei Experten kommen lassen, die den Einsatz leiten werden und mit denen nicht zu spaßen ist.«
    Joe dachte an die Männer, die Sheridan nach dem Weg gefragt hatten und dann zur Forstverwaltung gefahren waren.
    »Was also werden Sie unternehmen, wenn die Souveränen nicht verschwinden?«, fragte er erneut.
    McLanahans lädiertes Gesicht verzog sich zu einem anzüglichen Grinsen, und Joe begriff, dass sein Gegenüber keinen
Schimmer hatte, was Barnum, Strickland und die zwei Männer, mit denen »nicht zu spaßen« war, vorhatten, sich dies aber nicht anmerken lassen wollte.
    »Sagen wir einfach, dass wir nicht bloß rumstehen und uns am Sack kratzen werden«, sagte er schließlich.
    »Was soll das heißen?«
    »Das ist geheim«, prahlte McLanahan und trat zurück. »Ehe ich mir hier draußen den Tod hole, setze ich mich besser in meinen Wagen und schalte die Heizung ein. Wenn Sie weiterfahren wollen, müssen Sie das mit Barnum klären.«
    »Haben Sie einen älteren blauen Dodge Pick-up bemerkt?«, fragte Joe. »Mit einem Mann und einer Frau drin? Und mit Nummernschildern aus Tennessee?«
    »Nein.«
    Joe sah McLanahan nach. Was der Hilfssheriff ihm da erzählt hatte, konnte viele ungeahnte Auswirkungen nach sich ziehen. Er rieb sich die Augen.

    Am Nachmittag patrouillierte Joe in den Breaklands. Dreist benutzte er die Straßen der Landverwaltung, vor allem diejenigen, die durch Lichtungen im Salbeigesträuch oder über Hügelkämme führten und auf denen er weithin sichtbar war. Er suchte nach dem hellen Ford und hoffte, wer auch immer Birch Wardell in den Canyon gelockt hatte, werde das auch mit ihm probieren. Er brauchte ein wenig Action, damit er das Gefühl hatte, etwas zu tun, und seinen Verstand beschäftigen konnte, um das Unvermeidliche hinauszuzögern.
    Das Unvermeidliche würde am Abend stattfinden, wenn er und Marybeth sich mit April zusammensetzen und ihr sagen mussten, dass ihre Mutter sie zurückhaben wollte.

19
    Jeannie Keeley saß in dem schmutzigen Pick-up, trug ihr bestes Kleid und rauchte. Die Scheibenheizung funktionierte lausig, und immer wieder musste sie die beschlagene Frontscheibe frei wischen, um die rote Ziegelfassade der Grundschule von Saddlestring in den Blick zu bekommen. Es war Mittwochmorgen, der zweite Schultag nach den Ferien.
    Die Pausenglocke

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