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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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jagten sich Szenarien und deren Folgen.

    »Ich stehe jederzeit zur Verfügung, wenn Sie mich brauchen«, sagte Nate. »Haben Sie gehört?«
    In den letzten zwei Minuten scheint es viel kälter geworden zu sein, dachte Joe.
    »Joe?«
    »Ja, ich habe Sie gehört.«

24
    Zur gleichen Zeit erreichte eine Fahrzeugkolonne das Lager der Souveränen. Als die Autos sich mit grollenden Motoren näherten, zogen Jeannie, Clem und April den Vorhang ihres Wohnwagenfensters beiseite und spähten hinaus. Clem löschte alle Lichter, damit sie beobachten konnten, ohne bemerkt zu werden.
    Draußen waren sechs oder sieben Fahrzeuge angerückt. Ihre Schnauzen wiesen zum Zaun, als wollten sie ihn niederwalzen. Vier Wagen hatten nebeneinander gehalten und tauchten den Schnee zwischen Straße und Lager in helles Licht. Die anderen Fahrzeuge standen dahinter. Mit ihren von hinten angestrahlten Auspuffwolken sahen die vorderen Wagen aus wie einem Hexenkessel entstiegen. Die Fahrer waren umrisshaft zu erahnen. Jeannie erkannte Sheriff Barnum am Steuer seines Geländewagens. Neben ihm saß eine Frau mit einem kleinen Hund im Arm. Ein Megafon krächzte, und jemand erkundigte sich nach Wade Brockius.
    Der war bereits aus seinem Wohnwagen geklettert und schlenderte auf die Autos zu.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Auf zwei Fahrzeugen gingen Suchscheinwerfer an und tauchten ihn in grelles Licht. Brockius blieb stehen.
    »Hier spricht Dick Munker vom FBI. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie einem Flüchtigen namens Spud Cargill, der unter Mordverdacht steht, Unterschlupf gewähren. Wir bitten um Ihre Erlaubnis, das Lager zu durchsuchen.«
    Brockius hob den Arm, um sich gegen das Licht zu schützen. Seine tiefe Stimme klang durch die eisige Nacht. Er brauchte kein Megafon.

    »Erlaubnis verweigert. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Wir können morgen mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen.«
    »Das wird Ihnen nichts nützen. Mr. Cargill ist hier nicht. Hier sind Leute, die Ihr Eindringen als bewaffneten Angriff empfinden würden.«
    Wade Brockius machte eine Pause, senkte den Arm und versuchte, den Mann mit dem Megafon zu erkennen. »Wir wissen, was in Waco geschehen ist, Mr. Munker. Und ich weiß, dass Sie damals dabei waren. Ich erinnere mich an Ihren Namen. Sie gehörten zu den Scharfschützen, wenn ich mich recht entsinne. Und in Ruby Ridge waren Sie auch. Sie sollten in einem Bundesgefängnis sitzen, Mr. Munker.«
    Jeannie versuchte, etwas in der Dunkelheit jenseits der Lichter auszumachen, doch ihre Augen waren von den Suchscheinwerfern der Fahrzeuge geblendet. Sie wusste, dass sich hinter den Wohnwagen, im Gebüsch und in den Bäumen bewaffnete Souveräne verbargen. Vermutlich waren ein halbes Dutzend Fadenkreuze auf den Mann mit dem Megafon gerichtet, und auch Sheriff Barnum war sicher ins Visier genommen worden.
    Munker sprach durchs Megafon, obwohl es eigentlich nicht nötig war. »Alle Ein – und Ausgänge des Zeltplatzes sind von Hilfssheriffs des Twelve Sleep County und vom FBI abgeriegelt. Sie sitzen hier in der Falle, und Cargill kann nirgendwohin fliehen. Wir wollten die Stromleitungen und Telefonverbindungen in Betrieb lassen, solange Sie mit uns kooperieren, doch das ist anscheinend nicht der Fall.«
    Obwohl Munker das Megafon senkte, war gedämpft zu hören, was er zu einem seiner Männer sagte: »Knipst ihnen das Licht aus, Jungs.«
    In der nächsten Sekunde ging das Zeltlager vom Netz. Lampen
verloschen, Heizlüfter kamen zum Stehen, Kühlschränke verstummten. Fast sofort begann die Kälte in die Wohnwagen zu dringen.
    Jeannie wusste, dass alle Wohnwagen und Wohnmobile zusätzlich zum großen Gemeinschaftstank in der Mitte des Zeltplatzes eigene, prallgefüllte Propantanks besaßen. Es gab gasbetriebene Generatoren und drahtlose Telefone, und unter Planen im Wald waren Sender verborgen. Den Strom abzuschalten, war also bloß eine symbolische Maßnahme, die zeigen sollte, wer am längeren Hebel saß.
    »Wir haben eine musikalische Unterhaltung für Sie vorbereitet, Mr. Brockius. Ich habe sie selbst ausgesucht und kann Ihnen sagen: Sie hat’s in sich. Und sie ist auf Wiederholung programmiert.«
    Alle im Lager hatten die Lautsprecher oberhalb der Bäume bemerkt und schon damit gerechnet, dass etwas Derartiges passieren würde. Wade hatte sie darauf vorbereitet.
    »Hier leben Kinder«, sagte Brockius.
    »Dann möchten Sie Ihren Standpunkt womöglich nochmal überdenken«, erwiderte Munker mit vor Verachtung

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