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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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fehlten, und Joe vermutete, dass sie noch immer an ihren Straßensperren Wache schoben. Er hielt nach Robey Hersig Ausschau und fand ihn an der hinteren Wand neben dem Kaffeeautomaten.
    »Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben«, sagte Joe mit skeptischem Blick auf die Versammlung zu Hersig.
    Der Bezirksstaatsanwalt wirkte besorgt. »Haben Sie heute früh ein Fax bekommen?«
    Joe erwiderte, sein letztes Fax sei eine Liste dessen gewesen, was Elle Broxton-Howard nicht habe essen wollen.
    »Dann sind Sie einer der wenigen.« Hersig griff in sein Jackett und gab Joe ein paar gefaltete Blätter. Die erste Seite war an Robey adressiert, und laut Briefkopf stammte das Fax von den Souveränen Bürgern der Rocky Mountains. Dem ersten Blatt folgten Seiten eng gedruckten Juristenjargons. Gesetze und Verordnungen wurden ausführlich zitiert, sogar Paragrafen des Handelsgesetzbuchs. Joe war verblüfft.
    »Was ist das?«
    Hersig lächelte verdrießlich. »Zweierlei. Zunächst eine Vorladung vor ihr Gericht wegen des Vorwurfs, sich als Beamter auszugeben; dann ein Pfändungsbeschluss gegen das Bezirksgericht, das Sheriffbüro und mein Privathaus über 27,3 Millionen Dollar.«
    »Was?«
    Hersig nickte und schluckte trocken. »Vorladungen und Pfändungsbeschluss wurden mitten in der Nacht überallhin verschickt.« Er streckte die Hand aus – Joe fiel auf, dass sie etwas zitterte – und begann, die Empfänger abzuzählen. »An den Bürgermeister und die Mitglieder von Stadtrat und Bezirksausschuss, an den Polizeichef und den Direktor des Landverwaltungsamts, an Melinda Strickland und den Gouverneur von Wyoming …«

    »Gouverneur Budd hat diesen Schrieb auch bekommen?«
    Hersig nickte. »Auf Bundesebene haben dieses Fax der Innenminister, der Direktor der Forstverwaltung sowie der des FBI und vermutlich noch andere Behörden bekommen, die sich bisher aber nicht gemeldet haben. Und das waren nur die Ämter an der Ostküste, wo es zwei Stunden später ist als in unserer Zeitzone. Wir wissen nicht, wie viele Leute von der Westküste anrufen werden.«
    »Wie konnte das passieren?«, wollte Joe wissen. Er hatte Hersig noch nie so nervös erlebt.
    Robeys Augen wurden schmal, und er schien drauf und dran, einen Namen zu nennen, doch da kreuzte die vermutliche Trägerin dieses Namens auf.
    Melinda Strickland trug ihre Forstverwaltungsuniform, und ihr Cockerspaniel folgte ihr an der Leine. Sie schritt entschlossen nach vorn und trat – flankiert von Sheriff Barnum und Dick Munker – ans Rednerpult. Munker sog so gierig an seiner Zigarette wie ein Asthmakranker an seinem Inhalationsgerät.
    »Vielen Dank Ihnen allen, dass Sie gekommen sind«, sagte Melinda Strickland unangebracht freundlich. Joe fiel auf, dass ihr Haar wieder mausbraun gefärbt war. »Wie Sie wissen, hat sich gestern etwas angebahnt, das sich in der Nacht verschlimmert hat. Ich sehe dort hinten Jagdaufseher Joe Pickett – er wird irgendwie von der Besprechung gehört haben. Wir alle müssen ihm dafür danken, immerhin einen der Mörder vor die Schranken der Justiz gebracht zu haben!«
    Joe wäre am liebsten durch die Wand verschwunden, als alle Beamten, Hilfssheriffs und Landespolizisten sich zu ihm umdrehten. Die Polizisten – wie er beim Staat Wyoming beschäftigt – applaudierten heftig, doch niemand schloss sich ihnen an. Joe vermutete, die anderen, vor allem die Hilfssheriffs,
fühlten sich bloßgestellt. Seine Intuition bestätigte sich, als er merkte, wie wütend Barnum ihn von vorn her musterte. Eines Tages, dachte Joe, müssen wir unseren Streit austragen. Es gibt Rechnungen zu begleichen.
    »Wichtig ist …«, fuhr Strickland trotz des längst versiegten Applauses sehr laut fort, als müsse sie die Versammlung zur Räson bringen, »wichtig ist, dass wir diese Situation seit einiger Zeit vorhergesehen und alles beeindruckend perfekt unter Kontrolle haben. Und nun möchte ich die Einsatzbesprechung an Dick Munker vom FBI abgeben, der die Operation in meinem Auftrag leitet.«
    Munker drückte seine Zigarette aus und wandte sich zum Stehpult, doch Strickland war noch etwas eingefallen, und sie wedelte mit einem Bündel Papier: dem gleichen Fax, das auch Hersig erhalten hatte.
    »Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen das in der Nacht bekommen haben, aber es zeigt Ihnen deutlich, mit was für verdrehten Leuten wir es zu tun haben!«
    Munker zündete sich noch eine Zigarette an und gab ihr etwas Zeit, ihren Platz zu räumen. Als sie beiseite getreten war, fasste

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