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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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stand er in gekrümmter Haltung da, die Hände auf die Knie gestützt. Seine schwer geprellten Weichteile ließen anderes immer noch nicht zu. Dann aber, ganz allmählich, ging sein Blick wieder geradeaus und wurde klar.
    Er räusperte sich. »Nun, das, ähm   … Scheiße aber auch, Naomi!«
    Trotz des Drucks, den Naomi hinter ihren Schläfen spürte, weil verflucht zu viele zu unterschiedliche Emotionen auf sie einhämmerten, musste sie grinsen. »Gern geschehen!«
    »Ich bin hier, weil   … verflucht noch mal! Gerade weil du Missionarin bist.« Er richtete sich langsam auf, stückchenweise. Stöhnte. » Mist , verflucht!«
    »Gern geschehen«, meinte sie bissig. Aber Schuldgefühle gaben ihrer Wut eine andere Note. Dämpften das Gefühl, verletzt worden zu sein, bis es erträglicher schien. Sie erhob sich ebenfalls, drehte sich um und bückte sich nach ein paar raschen Schritten nach dem Colt, den sie auf den nassen Boden hatte fallen lassen. »Was willst du?«
    »Ich will, dass du ins Zeitlos zurückgehst. Du wirst dort gebraucht.«
    Sie fuhr hoch und wirbelte zu Silas herum, um ihm ins immer noch blasse Gesicht zu sehen, suchte Augenkontakt. Silas’ Blick war ernst. »Wie zum Teufel   …«
    »Sie sind in Schwierigkeiten.«
    »Ach, hat etwa ein Wahnsinniger den Laden gestürmt? Richtig, da war doch was.« Sie verdrehte die Augen. »Sonst noch was?«
    »Es ist mehr als nur ein Wahnsinniger«, erwiderte Silas grimmig.
    »Wie das?«
    »Außerdem sind noch ein paar vom Zirkel der Erwählten im Zeitlos «, sagte Silas rau. Zu viel böse Erinnerungen.
    »Hab ich’s doch gewusst!«
    »Nein, Nai«, widersprach er mit derselben rauen Stimme, »sie sind nicht dort, weil das Zeitlos sie dort haben wollte. Es sind ebenfalls amoklaufende Abtrünnige.«
    »Sind das diese Scheißketzer nicht alle?«
    »Ich weiß, dass du einen von ihnen schon erledigt hast«, sagte Silas und legte die Hand in den Schritt, als könnte das den Schmerz lindern. Sein Mund war immer noch nur ein schmaler Strich in seinem angespannten Gesicht. »Herrgott noch mal. Es ist eine ganze Gruppe, und dein amoklaufender abtrünniger Agent hat gerade das ganze Gebäude von der Umwelt abgeriegelt. Alle Schotten dicht.«
    Naomi erstarrte. Jede Nervenzelle schaltete augenblicklich auf konzentrierte Aufmerksamkeit um. »Abgeschottet«, sagte sie leise. Das Wort kam atemlos, voller Angst. Silas fragte nicht nach.
    Er warf einen prüfenden Blick auf das Display seines Coms. »Vor zwanzig Minuten. Er hat die Familie in seiner Gewalt, ein paar Leute vom Personal, ein paar Gäste. Einer von ihnen ist verwundet.«
    Naomi erbleichte. »Irgendwelche Einzelheiten?«
    »Nicht viel.« Immer noch behutsam tat Silas ein paar Schritte. »Ich habe eine Kontaktperson im Gebäude, meldet sich allerdings nur sporadisch. Bist du bereit, mir zu vertrauen?«
    Arme und Beine versteiften sich, so wütend war Naomi. So viel Angst nagte an ihr. Sie lächelte freudlos: »Nicht mal in einer Ewigkeit.«
    »Okay, aber was ist mit den nächsten paar Stunden?«
    »Hast du einen Plan?«
    Er nickte, das Gesicht eine Maske aus Entschlossenheit. »Aber du wirst mich fahren lassen müssen.«
    Naomis Blick huschte hinüber zu dem silbernen Sportwagen,ehe er zu Silas’ Gesicht zurückkehrte. Entschlossenheit. Unbarmherzige Härte. Silas im Missionar-Modus.
    Nur dass er eben kein Missionar mehr war.
    »Nicht einmal, wenn dein Leben davon abhinge, mein Freund«, erwiderte Naomi zuckersüß.
    Silas lachte in sich hinein, ein angestrengtes Lachen. »Einen Versuch war’s wert. Steig ein, uns bleibt nicht viel Zeit.« Er stakste vorsichtig um den Wagen herum und ließ sich dann ächzend auf dem Beifahrersitz nieder. Regen prasselte auf den Straßenbelag, hämmerte auf das Wagendach ein, und Naomi knallte die Fahrertür zu. Den Colt verstaute sie wieder im Holster, ehe sie einen Gang einlegte und losfuhr.
    »Wie ist die Lage da drinnen?«
    »Eine Frau am Boden   …« Plötzlich war Naomi ganz schwindelig vor Erleichterung. Rasch kämpfte sie die aufkommende Übelkeit nieder. »…   und eine Handvoll Leute versucht, so viele zu retten wie möglich. Der mordende Scheißkerl benutzt das Geheimgangsystem, um sich frei im Gebäude zu bewegen.«
    Naomi warf Silas einen raschen Seitenblick zu. »Im Ernst?«
    »Toternst.«
    »Wo sind die Geiseln?«
    Er griff zu ihr herüber und löste das am Gürtel ihrer Jeans festgeklippte Com. Es war eine so vertraute Geste wortlosen Einvernehmens, dass Naomi mit

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