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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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glänzend roten Haarschopf gepackt und riss daran. Fest genug, um Cally umzuhauen und zu Boden zu schicken.
    Stattdessen hatte Naomi den ganzen roten Schopf in der Hand.
    Wellen aus zerzaustem blondem Haar fielen über Callys Schultern. Naomi starrte in das klägliche, ungeduldige Gesicht von Jessie Leigh.
    Der Hexe, für die Silas gestorben war.
    Silas pflückte Naomi aus der Luft, als sie die Hexe anspringen wollte. Er schüttelte sie so heftig durch, dass ihr die Zähne aufeinanderschlugen. »West!«, bellte er. Das Echo auf dem Parkdeck ließ es noch eindrucksvoller klingen.
    Jessie hob die Hände. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. Aber Naomi holte schon aus, um ihren Ellenbogen mit aller Kraft in Silas’ Schulter zu bohren.
    Sie erwischte den weichen Muskel am Hals. Silas stieß nur ein Grunzen aus, wuchtete sie mit einiger Anstrengung weg vom Loch und stellte sie unsanft wieder auf die eigenen Füße.
    Postwendend meldeten Naomis Fußknöchel Protest an.
    »Genug jetzt«, knurrte Silas.
    Naomi baute sich vor ihm auf, brachte ihr Gesicht unmittelbar vor seines. Auge in Auge, Stirn an Stirn. »Du verdammter Hurensohn, du bist immer noch   …«
    »Gemma Clarke stirbt gerade.« Jessies ruhige Gewissheit drang zu Naomis Verstand vor.
    Sie fuhr herum. »Was?«
    »Habe ich jetzt Ihre ganze Aufmerksamkeit?« In den mit Gold durchsetzten braunen Augen stand Mitleid. Aber da war noch etwas anderes   – wilderes. Naomi hatte das bei ihrer ersten Begegnung bloß nicht bemerkt.
    Leidenschaft. Und Hingabe .
    Naomi versetzte Silas einen Stoß und schüttelte angeekelt seine Pranke von ihrer Schulter. »Wie das?«
    »Der Missionar hat auf sie geschossen. Ich kann Sie zu ihr bringen.«
    Naomi blickte in die gähnende Tiefe zu ihren Füßen. »Da durch?«
    »Er kennt sich noch nicht im ganzen Gangsystem aus«, lautete Jessies Antwort, und sie nickte. »Uns läuft die Zeit davon, Miss West. Er hat Feuer in den äußeren Gebäudeflügeln gelegt, und die anderen können auch nur so schnell voranmachen, wie es eben geht.«
    Naomi lächelte grimmig. »Die anderen.«
    »Die Magiebegabten, die nicht Mitglieder des Zirkels sind«, erklärte Jessie, die Ruhe selbst. »Wir alle führen Krieg gegen die vom Zirkel, jetzt gerade, hier in diesem Gebäude. Böse Geschichte, das Ganze.«
    Böse, soso. Scheiß auf böse. »Bringen Sie mich rein!«
    Silas machte einen Schritt auf sie beide zu. »Ich werd dann   …«
    Jessie legte ihm eine Hand auf die Brust. Gleich über dem Herzen. Naomi zuckte zusammen, wandte sich ab. Sie wollte nicht länger mitansehen, wie Silas’ Gesicht sich veränderte. Gefühle zeigte, ganz ohne jede Hemmung, besonders eines.
    Dasselbe Gefühl stand im Gesicht der Hexe.
    »Du musst die anderen finden«, verlangte sie ruhig von ihm. »Die als Ketzer Angeklagten und deren Helfer, die Phin hat ausschleusen wollen, sind im Untergeschoss gefangen. Du musst sie da rausholen und in Sicherheit bringen.«
    Silas verzog das Gesicht. Er packte Jessie hinten im Nacken, als ob er damit seinen Standpunkt noch klarer machen könnte. »Ich bleibe bei dir«, sagte er rau.
    Jessies Lachen war so kehlig wie seine Hand in ihrem Nacken zärtlich. Naomis Schultern verspannten sich.
    Silas Smith liebte eine Scheißhexe. Eine Hexe , verflucht!
    So etwas sei, so schwor die Kirche alle heiligen Eide, nur durch verbotenen Zauber möglich. Aber wenn Silas unter einem Zauberbann stand, schnitte sich Naomi West ihr Missionstattoo aus der Haut und fräße es mit Wonne. Zur Hölle mit dem Scheißkerl!
    »Ich bin nicht allein«, sagte Jessie sanft. »Naomi wird mich beschützen.«
    Wenn Blicke töten könnten, hätte der Blick, den Silas Naomi zuwarf, sie in ein Häufchen Asche verwandelt, gleich da, wo sie stand. Sie hob das Kinn und begegnete halsstarrig seinem Blick.
    Silas seufzte tief. Frustriert. Resigniert. »Sei vorsichtig«, bat er. Flehte darum, zur Hölle mit ihm! »Sonnenschein, du wirst vorsichtig sein, versprich mir das.«
    »Das hier ist nicht mein Krieg, klar?« Jessie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn mit wilder Leidenschaft und einem Gefühl, sehr viel sanfter als das. Zärtlichkeit.
    Naomi konnte es nicht ertragen hinzuschauen. Unerträglich zu sehen, dass Silas eine Hexe in die Arme zog und so innig küsste.
    Jessie streichelte Silas die Wange, löste sich aus dem Kuss und meinte mit einer Kopfbewegung auf das Loch zu: »Nach Ihnen, Miss West!«
    Silas ballte die Fäuste. »Ich liebe dich.«
    »Und ich

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