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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dass man nicht viel Kunstverstand brauchte, um zu sehen, dass sie nachträglich erbaut
     worden war, um … ja um was? Degan verfluchte sich, da ein weiterer Makel seines Charakters zum Vorschein kam. Er war zu neugierig.
    Langsam überquerte er den Hof und zog an der schweren Holztür, als er die Hütte erreicht hatte. Sie bewegte sich nicht. Dann
     entdeckte er einen Riegel, der von außen an der Tür angebracht worden war. Wer immer die Hütte erbaut hatte, legte weniger
     Wert darauf, dass niemand unaufgefordert die Hütte betrat, sondern dass nichts herausgelangte. Degan schob den Riegel vorsichtig
     hoch und zog an dem Bronzering. Wie erwartet ließ sich die Tür ohne Schwierigkeiten öffnen. Sie knarrte ein wenig, doch schien
     oft benutzt zu werden, da sie nicht hakte.
    Leise trat er in den dämmrigen Raum und sah sich um, blinzelte, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, ging zwei |289| Schritte vor und wäre fast über eine alte zerschlissene Puppe gestolpert, bevor er beinahe einen erschreckten Schrei ausgestoßen
     hätte. Das konnte nicht sein! Seine Augen mussten ihn narren. Was er sah, konnte und durfte es nicht geben; und doch war es
     hier! Es war ein Wesen, wie Degan es noch nie zuvor gesehen hatte, ein Wesen, von dem er geglaubt hatte, dass es nur in den
     Geschichten seiner Mutter existierte … Salas Priesterinnen verbargen es hier vor den Augen der Engilianer. Wer wusste davon,
     außer ihnen?
    Degan wagte einen weiteren Schritt auf das seltsame Geschöpf zu, als er seinen ersten Schrecken überwunden hatte. Es hockte
     dort am Boden auf einem Haufen Stroh, zusammengekauert, den Kopf unter eine weiße Schwinge gesteckt. Das lange silbrigweiße
     Haar bedeckte den Körper, während es schlief. Degan wagte nicht, es zu berühren, stattdessen hustete er einmal vernehmlich,
     um sich bemerkbar zu machen. Wie von einem Schlag getroffen, fuhr der Kopf des Wesens hoch, seine Schwingen und das lange
     Silberhaar stoben zurück und gaben einen Körper und ein Gesicht frei, dessen Anblick Degan den Atem zu rauben schien. Schön
     war überhaupt kein Ausdruck für das, was er erblickte! Körper und Haut waren makellos, milchig weiß, mit langen schlanken
     Gliedern und vollen Brüsten, und das Gesicht … niemals meinte er etwas Vollkommeneres gesehen zu haben. Lin war die schönste
     Frau, die er zu kennen meinte, doch die blauen Augen, die ihn nun anstarrten, die hohen Wangenknochen, die fein geschwungenen
     fast farblosen Brauen und das lange weiße Haar, das ihr bis auf die Hüften fiel, übertrafen die Schönheit jeder Frau, die
     er jemals begehrt hatte – doch dieses Wesen war kein Mensch!
    Degan betrachtete wie gebannt die weißen Schwingen und stockte. Sie war ein Greif! Aber das war unmöglich! Viel zu nachhaltig
     hatten sich die Geschichten Ilanas über die Greife in seinem Kopf eingeprägt. Das weiße Haar, die Schwingen, die blauen Augen
     und die betörend schönen Körper und Gesichter – das alles stimmte, und doch konnte es nicht sein, denn Greife waren immer |290| männlich. Doch vor ihm saß eindeutig eine Frau, und sie versuchte gar nicht erst, ihre Nacktheit vor Degan zu verbergen.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, versuchte er sie anzusprechen, und sie legte den Kopf schräg, ohne jedoch etwas zu antworten.
    »Lebst … lebst du schon lange hier?«
    Wieder erhielt Degan keine Antwort, stattdessen schien es ihm, als wäre sie bemüht, aus seinen Worten irgendeinen Sinn herauszuhören.
    »Mein Name ist Degan«, versuchte er es erneut, und als sie noch immer nicht antwortete, tippte er mit dem Finger auf seine
     Brust und sagte einfach: »Degan.«
    Endlich schien sie zu verstehen, denn sie wiederholte seinen Namen mit heller lieblicher Stimme. Degan fuhr ein Schauer über
     den Rücken, als er sie sprechen hörte. Etwas in ihm fühlte sich berührt von ihren Sprechversuchen. Degan wurde mutiger und
     trat näher. Zuerst wich sie ängstlich zurück. Um sie nicht zu erschrecken, hockte er sich vor sie und zeigte mit dem Finger
     auf sie. Wieder war sie bemüht zu verstehen, was er wohl von ihr wollte. Doch nach einem zweiten Versuch schien sie ihn verstanden
     zu haben.
    »Xiria«, sagte sie mit ihrer betörenden Stimme.
    Degan stellte irritiert fest, dass er gerne ihre Haut berührt und daran gerochen hätte. Das weiße Fleisch ihrer Brüste ließ
     das begehrliche Ziehen in seinen Lenden erneut aufflammen. Wieder gelang es ihm nur mit äußerster Willenskraft, sich

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