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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Straßen waren holperig.
     Dungun schien nicht mehr viele Bewohner zu haben. Diejenigen, die aus den Türen ihrer zerfallenen Häuser herausspähten, in
     fleckigen Lederkleidern oder zerschlissenen Gewändern, starrten mit offenem Mund. Injamon und Xiria gaben ein unwirklich schönes
     Bild ab: zwei Greife, angetan mit schwerem Silberschmuck, deren überlegene und ebenmäßige Gesichter stur auf die Straße vor
     ihnen gerichtet waren. Im Schmutz und Elend der Stadt wirkten sie noch strahlender, als sie es ohnehin schon taten. Xiria
     rümpfte die Nase ob der verkommenen Stadt. Engil war schöner gewesen, es hatte pulsiert, es hatte gelebt. Diese Stadt war
     tot und verlassen. Wo immer sie bisher auch hingekommen war – nirgendwo hatte sie sich so unbehaglich gefühlt wie in Dungun.
     Und hier sollte ein mächtiger Krieger und Anführer wie Mador leben? Xiria fragte sich, warum Mador den Menschen nicht einfach
     befahl, die Stadt zu säubern und neu zu erbauen, so wie Injamon den Greifen befahl, Silber zu schürfen.
    Neugierig betrachtete sie einen kleinen Menschen, ein Kind, wie sie mittlerweile wusste, das von seiner Mutter an der Hand
     gehalten wurde. Der Knabe starrte sie aus großen hungrigen Augen an. Xiria dachte an die Frau mit dem runden Leib in Engil
     und musterte Injamon. Auch sie sollte ein Kind haben, doch bisher spürte sie nichts in ihrem Bauch. Die freudlose Paarung
     mit Injamon schien keine Nachkommen in ihrem Leib zu säen.
    |362| Während Xiria ihren Gedanken nachhing, erreichten sie einen kleinen steinernen Tempel, vor dem träge Wachen standen, die Xiria
     begierig ansahen. Auch sie begehrten die Paarung mit ihr, das spürte Xiria, doch sie waren Menschen. Xiria hätte jeden Menschen
     voller Hass mit ihren Klauen zerfetzt, der sich ihr mit dem Begehren auf Paarung genähert hätte.
    Kaltes Metall klatschte an ihr Gesäß, als sie an den Wachen vorüberging. Kurz darauf vernahm sie das Lachen der beiden Männer.
     Xiria fuhr so schnell herum, dass die Wachen erschrocken zusammenfuhren. Einer der beiden hatte Xiria mit der Spitze seines
     Schwertes den Schurz hochgeschoben. Injamon wandte sich ebenfalls um und wartete, was Xiria nun tun würde. Sie betrachtete
     den Mann mit glühendem Zorn. Er stank – nach Dreck und nach Ausscheidungen … und nach Mensch. Sie erkannte mittlerweile den
     Geruch von Menschen, und sie mochte ihn nicht.
    Der Mann wich zurück, er war verwirrt von den lodernden Gefühlen in den Augen der Greifin. Ihre blauen Augen brannten vor
     Hass …
    »Tut … tut mir leid!«, winselte er ängstlich und senkte den Kopf.
    Xiria zog den kleinen Dolch aus dem Band ihres Schurzes und holte aus. Das Metall fuhr über die Kehle des Mannes, ein Schwall
     Blut spritzte hervor, während Xiria zurücktrat. Niemals mehr wollte sie sich mit Menschen beschmutzen. Zufrieden betrachtete
     sie den Dolch in ihrer Hand und wandte sich Injamon zu.
    »Dies ist eine gute Waffe«, erklärte sie, doch Injamon wandte seine Aufmerksamkeit schon wieder dem Tempel zu. »Xiria soll
     endlich kommen. Mador wartet im Tempel auf Injamon.« Er beachtete die zweite Wache nicht mehr, deren speckige Beinkleider
     nun einen nassen Fleck zwischen den Beinen aufwiesen. Der Mann zitterte am ganzen Körper und starrte Xiria entsetzt an. Xiria
     erkannte angeekelt, dass er Wasser in seine Hosen gelassen hatte, und wandte sich schließlich von ihm ab. Ihr feiner Geruchssinn
     empfand ihn als widerlich. Sie hätte ihn töten können, doch ihre Aufmerksamkeit |363| lag bereits wieder auf Injamon, der die Stufen zum Tempel hinaufging. Schnell steckte sie den Dolch zurück in ihren Schurz
     und folgte Injamon in das Dunkel der Tempelhalle.
     
    Er hatte so lange warten müssen, dass es ihm schwerfiel zu glauben, dass er sein Versprechen, das er Muruk einst gegeben hatte,
     endlich würde einlösen können. Es waren Jahre des Schweigens und des Wartens gewesen, Jahre, in denen der Gott stumm geblieben
     war und ihn nicht beachtet hatte. Mador hatte oft gezweifelt, sich dann jedoch daran erinnert, dass der Gott selber ihn das
     Blut seines eigenen Sohnes hatte trinken lassen – und dieses Blut hatte Mador letztendlich die Stärke gegeben durchzuhalten.
     Listenreich hatte er die Bewohner Dunguns, nachdem Muruks Macht versiegt und der dunkle Bann sie verlassen hatte, daran gehindert,
     ihre Stadt zu verlassen. Die Schjacks würden sie im Sumpfland zerreißen, wenn sie es durchquerten, hatte er ihnen gesagt,
     und

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