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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mich und für Engil beschlossen hat?«, fragte sie, ohne Ilana oder
     Nona zu grüßen.
    Ihre Mutter hatte dunkle Schatten unter den Augen. Das erste Mal, seit Lin denken konnte, sah sie älter aus, als sie wirklich
     war. Nur Nona schimmerte, noch immer umweht von ihrem feinen Haar in den Farben des Regenbogens, als ob sie das alles nicht
     berührte. Ilana hatte ihr Haar zu einem Zopf gebunden und trug ein schlichtes wollenes Gewand. Trotz der Hitze des Tages schien
     sie zu frieren.
    »Lin, ich konnte nichts dagegen tun. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, doch Tojar ließ sich nicht beirren … Und um ehrlich
     zu sein … vielleicht ist es die richtige Entscheidung, die er getroffen hat.« Sie sah verschämt zu Nona. »Es tut mir leid,
     aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob es richtig war, Degan hier in Engil großzuziehen. Vielleicht hätte ich ihn wirklich
     Liandra und den Priesterinnen |359| überlassen sollen, die seine Kraft hätten bändigen können. Degan hat viel Leid und Unglück gebracht … dabei hätte er derjenige
     sein sollen, der das Licht Salas und den Frieden für immer zu uns zurückbringt.«
    Wenn Nona verletzt von Ilanas Worten war, zeigte sie es nicht. Ihre Stimme blieb ruhig und sanft. »Es ist zu früh, um zu verzweifeln,
     Ilana. Du kennst Salas Prophezeiung ebenso gut wie ich. Manchmal ist es nicht der einfachste Weg, der zum Ziel führt.«
    Ilana zweifelte noch immer an den Worten Nonas. »Aber Lin … nun ja, Sala spricht nicht zu ihr. Sie war niemals stark genug,
     um Engil alleine führen zu können. Vielleicht hat Tojar wirklich die richtige Entscheidung getroffen … für Lin und für uns
     alle.«
    »Mutter«, erklärte Lin empört. »Ich wusste nicht, dass du so über mich denkst.«
    Ilana hob den Kopf und wischte sich schnell über die Augen, um die Tränen fortzuwischen. »Es heißt doch nicht, dass ich dich
     weniger liebe, Lin. Im Gegenteil, ich …«
    Lin hob die Hand und sah Ilana entschlossen an. »Ich werde gehen und Degan suchen. Ich werde ihn nach Engil zurückbringen
     … nicht, um ihn als Gefährten zu fordern. Ich tue es für Engil. Braam werde ich jedoch niemals wählen.«
    Ilana war überrascht, in Lin eine derartige Entschlossenheit zu finden, tat sie jedoch als Trotz ab. »Wenn Tojar es bestimmt,
     musst du Braam wählen.«
    »Engil wurde immer von den Königinnen beherrscht, nicht vom König! Gerade du solltest das wissen, Mutter. Immerhin hattest
     du eine Schwester …«
    »Akari ist tot, und die Zeiten haben sich geändert!«
    »Nein«, widersprach Lin mit ungewohnt fester Stimme. »Niemand kann mich zwingen. Ich werde Degan für euch finden.«
    Nonas klangvolle Stimme beendete den aufkommenden Streit zwischen Mutter und Tochter. »Warte noch etwas, Lin. Sala will es
     so.«
    |360| »Sala spricht zu dir?«, fragte Lin ungläubig und fühlte einen Stich im Herzen. Warum sprach die Göttin nicht zu ihr? Immerhin
     war sie ihre Hohepriesterin.
    Nona nickte leicht, blieb ihr jedoch eine Antwort schuldig. »Nur noch ein wenig Zeit muss verstreichen, dann sollst du gehen
     und Degan suchen.«
    »Das ist doch Unsinn«, fauchte Ilana. »Lin wird nirgendwo hingehen.«
    Nona hob die Hand. »Wenn du Sala nicht vertraust, kannst du dich gleich Muruk vor die Füße werfen. Die Greifin war nicht vorgesehen
     in Salas Prophezeiung, daher müssen wir warten. Degan sucht sie, deshalb ist er fortgegangen.«
    »Nona, Lin ist meine Tochter! Sie ist keine Kriegerin, wie du es warst. Sie wird Engil nicht verlassen, um nach Degan zu suchen.
     Es ist zu gefährlich.« Ilana funkelte zuerst Lin und dann Nona zornig an. Unmissverständlich stellte sie klar, dass sie in
     diesem Falle weder auf Sala noch auf Nona hören würde, und so legte sich eisiges Schweigen über die drei Frauen, während sie
     sich ansahen. Lin wurde den Gedanken nicht los, dass Nona wusste, was geschehen würde, während ihre Mutter nur die Gefahr
     für ihre Tochter sah. Doch Lin war entschlossen zu handeln. Es wurde Zeit, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nahm.
     Ein paar Tage würde sie warten. Sie hatte sich letztendlich dazu entschlossen, Nona zu vertrauen, denn sie schien die Einzige
     zu sein, die sie nicht in die Arme von Braam treiben wollte.

|361| Xirias Aufstieg
    Xiria ging neben Injamon durch die verwahrlosten Straßen Dunguns. Einst mochte Dungun eine mächtige Stadt gewesen sein, doch
     nun waren die Dächer der Häuser teilweise abgedeckt, Steine waren aus den Mauern gefallen, und

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