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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Beinahe hätte es Nona zu seiner Beute gemacht und zerfleischt.«
    »Aus Dungun?« Nona überhörte geflissentlich Dawons Hinweis darauf, dass er ihr soeben das Leben gerettet hatte. »Aber noch
     nie hat Dungun die Grenzen des Waldes von Isnal überschritten!« Ihr kam ein grauenvoller Gedanke. »Ist das etwa ein Schjack
     dort unten?«
    »Schjack, ja, so wird es genannt«, bestätigte Dawon. »Böse Tiere des Gottes Muruk, blutrünstig wie Muruk selbst, hässlich
     und stinkend wie Dungun!«
    Nona starrte weiter angestrengt auf den Waldboden. Doch so |74| gerne sie auch einen Blick auf den Schjack geworfen hätte, es war einfach zu dunkel. Natürlich hatte sie viel gehört über
     die Schjacks. Diejenigen, die einem begegnet waren und diese Begegnung überlebt hatten, sprachen mit Grauen von ihnen, doch
     niemand hatte behauptet, sie außerhalb Dunguns jemals zu Gesicht bekommen zu haben. Die Schjacks verließen niemals Dungun
     und ihre Heimat, das Sumpfland.
    »Wie kommt er hierher? Er dürfte nicht hier sein!«, flüsterte Nona.
    »Dawon weiß es nicht, aber er kann es genau sehen, es ist hier!«
    Sie blieben einfach, wo sie waren, und warteten, dass der Schjack verschwand.
    Schließlich sagte Dawon: »Es geht! Nichts von Nonas Dingen hat ihm gefallen. Doch es ist zu gefährlich für Nona dort unten.
     Nona bleibt hier bei Dawon!«
    Ausnahmsweise befand Nona, dass Dawon recht hatte, und widersprach ihm nicht. Sie suchte sich eine halbwegs bequeme Astgabel
     und kauerte sich dort zusammen.
    »Keine Angst, Nona, schöne Menschin! Dawon wird dich beschützen!«, vernahm sie die Stimme des Greifen, der sich neben ihr
     auf den Ast hockte.
    »Ich habe keine Angst. Nur weil du mir in der Dunkelheit überlegen bist, heißt das nicht, dass ich ihn nicht aufgeschlitzt
     hätte wie Schlachtvieh, wenn es Tag gewesen wäre«, gab sie schnell zu verstehen, auch wenn sie selbst ihren Worten keinen
     Glauben schenkte.
    »Nona ist nicht nur schön, sie ist auch mutig, und Nona ist stark! Deshalb liebt Dawon Nona so sehr!«
    Nona, die beinahe schon eingeschlafen gewesen war, öffnete die Augen, obwohl sie Dawon nicht sehen konnte. »Was hast du gesagt?«,
     fragte sie erbost.
    »Dawon liebt Nona, seit er sie das erste Mal mit Ilana im Garten gesehen hat. Schöne Menschin Nona, die Dawon so verabscheut«,
     antwortete er traurig, jedoch ohne Groll.
    |75| Nona fühlte sich verwirrt vom Gerede des Greifen. Was dachte sich dieser Halbmensch nur, zu ihr von Liebe zu sprechen? Was
     verstand ein Greif schon von solchen Dingen? Schön nannte er sie … jeder wusste, dass Nona nicht schön war. Selbst Ilana,
     die sie für viele Dinge lobte, weil sie Nona mochte, vermied es, in ihrem Beisein von Schönheit zu sprechen. Ja, Dawon hatte
     sie gerettet, daran bestand kein Zweifel, doch das hatte alles für ihn nur einen einzigen Sinn gehabt: seinen Vermehrungstrieb
     zu befriedigen, für den er, aus welchem Grund auch immer, Nona erwählt hatte.
    »Oh, bei Sala! Ich wusste es. Du hast mich damals im Garten mit voller Absicht mit deinem Geruch versucht zu blenden!«, rief
     sie empört. Sie hoffte, dass er ihre zornig funkelnden Augen im Dunkeln ebenso gut sehen konnte wie den Schjack, der sie angegriffen
     hatte.
    »Keine böse Absicht!«, antwortete er gekränkt. »Dawon findet Nona schön, er liebt sie, Dawon wollte Nona für sich gewinnen.«
    »So kann man es auch umschreiben«, presste sie hervor. »Wage es ja nicht, das noch einmal zu versuchen! Sobald ich wieder
     klar denken kann, stutze ich dir die Flügel, und dann kannst du vor meinem Zorn nicht einfach in die Bäume fliehen!«, versuchte
     sie ihm zu drohen.
    »Dawon will nicht erzwingen Nonas Liebe, er will sie von ihr zum Geschenk erhalten. Warum kann Nona Dawon nicht lieben?«,
     fragte er arglos.
    »Weil du ein Greif bist und ich ein Mensch bin, weil du Flügel hast und ich keine habe. Weil Menschen und Greife nicht füreinander
     bestimmt sind!«
    »Dawon versteht das nicht«, antwortete er ehrlich. »Dawon kann Nona lieben, obwohl sie kein Greif ist und keine Flügel hat.
     Warum will Nona nicht Dawons Gefährtin sein?«
    »Weil ich nicht mein gesamtes Leben auf Bäumen verbringen will!«, fuhr sie ihn an. »Und jetzt schlaf endlich! Ich bin müde
     und habe genügend Aufregung für einen Tag gehabt. Morgen müssen |76| wir wieder den ganzen Tag laufen oder fliegen, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet«, stellte sie klar, in der Hoffnung,
     dass er die

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