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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Anspielung auf seine dummen Reden erkannte.
    Doch Dawon blieb freundlich wie immer. »Nona soll schlafen. Dawon wird Wache halten und aufpassen.«
    Sie seufzte gequält auf. Wie schlimm konnte es kommen? Sie saß auf einem Baum, wurde von Schjacks angegriffen, die eigentlich
     gar nicht hätten hier sein dürfen, und im Schlepptau hatte sie zu allem Überfluss einen verliebten Greifen, der den Verstand
     eines Kindes besaß oder dies zumindest vortäuschte. Kurz kam ihr der Gedanke, dass Dawon tatsächlich glaubte, was er zu ihr
     sagte. Vielleicht fand er sie ja tatsächlich schön und liebenswert. Vielleicht sah er etwas in ihr, was menschliche Augen
     nicht sehen konnten? Ihren Überlegungen schloss sich jedoch eine andere an.
Natürlich! Dazu tauge ich. Die einzige Kreatur, die mich begehrenswert findet, ist ein Greif … ich besitze keine Ehre, da
     ich meine Bestimmung nicht erfüllt habe. Wie passend ist es da, dass der letzte Rest Ehre mir von einem Greif geraubt werden
     soll!
Sie schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Ilana hatte sie geschickt, eine Aufgabe zu erfüllen, und bei Salas Liebe, genau
     das würde sie tun, allen Widerständen zum Trotz.

|77| Die Quelle von Isnal
    Nona war froh darüber, dass die nächsten Tage ohne besondere Zwischenfälle verliefen. Der Schjack ließ sich nicht mehr sehen,
     trotzdem schlief Nona weiterhin neben Dawon auf Bäumen. Morgens hatte sie Rückenschmerzen und blaue Flecken, während Dawon,
     der in der Hocke schlief und einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn besaß, frisch und munter war. Nona musste zugeben, dass
     sie ohne Dawon nicht weit gekommen wäre, denn durch den Wald von Isnal führten keinerlei Wege, und so stieg der Greif von
     Zeit zu Zeit in die Lüfte, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo sie waren. Nona war froh darüber, dass er sie nicht
     weiter mit Fragen peinigte, weshalb sie nicht seine Gefährtin sein wollte. Sie befand, dass sein Gemüt einfach zu schlicht
     war, um sich mit Fragen der Liebe auseinanderzusetzen. Greife lebten nicht mit Frauen, sie zeugten zwar Kinder mit ihnen,
     doch ansonsten blieben sie unter sich. Die Frauen brachten die Kinder nach der Geburt an den Fuß des Mugurgebirges, um sich
     ihrer zu entledigen, und die Greife nahmen die durchweg männlichen Kinder und zogen sie auf. Noch nie waren ein Greif und
     eine Menschenfrau Gefährten geworden oder hatten gemeinsam ein Kind großgezogen. Dawon mochte vielleicht anders sein als die
     übrigen seiner Art, was schon seine dunklen Flügel und sein menschlich lebhaftes Gesicht vermuten ließ, doch letztendlich
     war auch er nur ein Greif.
    Es war am vierten Tag, als Dawon mit zufriedenem Gesichtsausdruck vor ihr zu Boden schwebte und verkündete: »Dawon hat sie
     gefunden. Dort drüben, hinter dem Hügel leben zwei Waldfrauen. |78| Sie sitzen vor ihrem Haus und kauen Kräuter. Nona kann zu ihnen gehen und mit ihnen sprechen. Dawon hat sie gefragt.«
    Etwas beleidigt darüber, dass Dawon nicht auf sie gewartet hatte, setzte sich Nona in Bewegung. Von der Kuppe des Hügels aus
     konnte sie die zwei Alten sehen, wie sie auf Schafsfellen vor einer windschiefen Hütte saßen, die mit Moos und Rinde verkleidet
     war. Die beiden sahen jenen Frauen ähnlich, die damals in Engil erschienen waren, um Akaris und Ilanas Bestimmung zu verkünden.
     Die Frauen machten sich nicht die Mühe, sich zu erheben, als Nona und Dawon zu ihnen kam. Stattdessen kauten sie weiter auf
     ihren Kräutern herum und funkelten sie schweigend an. Nona sah es ihnen nach, immerhin waren sie uralt, und als Bewahrer von
     Weisheit, von Überlieferungen und als Verkünderinnen göttlicher Gebote genossen sie einen Respekt, den vielleicht nur die
     zauberkundigen Lalu-Frauen noch überbieten konnten.
    Nona verbeugte sich lange und begann zu sprechen: »Grüße von Ilana, Königin von Engil, die mich geschickt hat, um eure Hilfe
     zu erbitten.«
    Nona wartete, doch die beiden sahen sie noch immer schweigend an. Nervös versuchte sie es erneut. »Die Königin von Engil ist
     in großer Sorge, denn ihre Schwester Akari hat begonnen, das Heer Dunguns zusammenzuziehen. So schickt sie mich, ein altes
     Versprechen einzulösen, das die Waldfrauen ihr einst gegeben haben.«
    Endlich ließ sich eine der Frauen dazu herab, in einem krächzenden Singsang zu antworten.
    »Junger Greif, dem einst zerschunden, Schwingen, Körper voller Wunden, die Königin von Engil weiß, des Rätsels Lösung ist
     der

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