Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Hohepriesterin klar. »Muruk wird es nicht zulassen, dass sich die Menschen
     gegen ihn stellen. Es liegt nicht in deiner Macht, es zu verhindern, |67| Ilana. Kein Mensch, keine Königin, kein Greif kann den Fluch Muruks aufheben. Hast du das vergessen?«
    Ilana schüttelte den Kopf, sah Liandra jedoch mit neu erwachter Entschlossenheit in die Augen. »Eine Möglichkeit bleibt mir
     noch, Liandra. Ich habe geschworen, sie zu nutzen, und das werde ich auch tun.«
    Die Hohepriesterin schnalzte mit der Zunge zum Zeichen ihres Unmuts. »Vergiss, was die Waldfrauen sagen. Du weißt, sie sprechen
     in Rätseln. Wenn sie recht haben, warum soll es ausgerechnet dir bestimmt sein, das zu schaffen, was anderen nicht gelungen
     ist.«
    Nona blickte Ilana fragend an. Schon als Akari Engil verlassen hatte, war sie das Gefühl nicht losgeworden, dass Ilana und
     die Alten ein Geheimnis verband. Hatte nicht auch eine von ihnen den Greif zu ihr gebracht? »Gibt es einen Ausweg, gibt es
     einen Weg, den Fluch Muruks endlich zu brechen?«, fragte sie deshalb hoffnungsvoll.
    »Vielleicht«, antwortete Ilana. Sie nahm Nonas Hand und machte ein Gesicht, als habe sie soeben einen folgenschweren Entschluss
     getroffen. »Nona, diese Aufgabe übertrage ich dir! Du musst in die Wälder von Isnal gehen, um die Waldfrauen zu finden. Sie
     werden dir sagen, was zu tun ist. Dawon wird dich begleiten!«
    »Der Greif?«, fragte Nona erschrocken, doch die Königin erlaubte keinerlei Einwände. »Ohne ihn werden sie nicht mit dir sprechen.
     Dawon ist ein Teil des Rätsels, sonst hätten sie ihn mir kaum gebracht … und sonst hätten sie mir nicht von der Prophezeiung
     erzählt. Sie werden ihn erkennen, sie werden wissen, dass ich euch geschickt habe. Nona …«, bat sie eindringlich, »… die Waldfrauen
     sind meine letzte Hoffnung, unsere letzte Hoffnung, die Hoffnung der Menschen von Engil!«
    Liandra packte Ilana am Arm. »Fordere den dunklen Gott nicht heraus, Königin! Füge dich lieber in dein Schicksal, wie alle
     es tun.«
    »Alle!«, sagte Ilana verächtlich. »Tod, Verdammnis und Angst! |68| Das ist alles, was wir haben. Salas Licht muss zurückkehren. Es gab einmal Frieden, bevor …«
    »… bevor ein Menschenkönig Muruk erzürnte …«, schloss Liandra den Satz ab. »Du bist töricht, wenn du glaubst, es sei dir bestimmt,
     das Schicksal der Menschen zu verändern. Glaub mir, auch ich lasse mich manchmal zu törichten Dingen hinreißen …« Sie schenkte
     Nona einen kühlen Blick. »… und jedes Mal werde ich eines Besseren belehrt.«
    »Vielleicht bin ich töricht«, bekannte Ilana störrisch und mit neu entdecktem Selbstvertrauen. »Aber ich habe nicht meine
     Hoffnung verloren wie die Priesterinnen Salas. Ich bin gewillt zu kämpfen, aber nicht den Kampf, den der dunkle Gott für mich
     vorgesehen hat.«
    Liandra verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Ilana wandte sich wieder Nona zu. »Du musst mit Dawon zu den Waldfrauen
     gehen«, beschloss sie, ohne eine Antwort von Nona zu erwarten.
    Nona schluckte alle weiteren Worte, die sie sich zurechtgelegt hatte, hinunter. Die Augen Ilanas waren traurig und doch entschlossen,
     dass sie es nicht fertig brachte, abzulehnen. Wie hätte sie auch ablehnen können! Sie unterstand dem Gefolge der Königin,
     und Ilana hatte bisher nichts von ihr gefordert. Sie verdankte Ilana ihr Leben, wie ehrlos und feige es auch war.
    Die Königin erkannte, dass der Widerstand in Nona erstarb. »Du musst ihn schützen, Nona. Ich weiß, dass Dawon wichtig ist!
     Seit er zu mir gebracht wurde, hat er die Gärten nicht verlassen, ich habe ihn gehütet und vor den Augen der Menschen verborgen.
     Er ist vielleicht unsicher dort draußen. Viel zu lange hat er unter Menschen gelebt.«
    Wunderbar
, dachte Nona für sich.
Ich soll den Greif beschützen … und wer beschützt mich vor ihm?
Trotzdem nickte sie. »Ich werde tun, was du wünschst, Ilana.«
    |69| Dawon trieb Nona in den Wahnsinn. Als sie durch die Stadt gelaufen waren, hatte sie ihn ständig ermahnen müssen, auf seinen
     Umhang zu achten, damit seine Schwingen nicht zu sehen waren, und als sie Engil endlich ohne Aufsehen verlassen hatten und
     den Weg hinein in den Wald von Isnal einschlugen, hatte der Greif nicht schnell genug seinen Umhang abwerfen können, um sich
     vor ihren Augen hinauf in die Baumkronen zu schwingen und die vielen neuen Gerüche aufzunehmen. Nona hatte seufzend seinen
     Umhang in ihren Beutel gepackt und ihn eine

Weitere Kostenlose Bücher