Blutschwestern
befreien,
wenn es ihr nur gelingen würde, Akari nach Engil zu bringen? Ilanas Herz begann aufgeregt zu schlagen, als sie diese Möglichkeit
in Erwägung zog.
Die junge Frau holte sie aus ihren Gedanken und zupfte sie am Waffengürtel. »Königin! Bitte hilf uns. Wir wissen nicht, wohin
wir gehen sollen.«
Ilana reichte der jungen Frau die Hand und half ihr aufzustehen. »Hol die anderen! Wir rasten gleich dort vorn.« Sie wies
mit der Hand in die Richtung, wo die Männer damit beschäftigt waren, das Lager aufzubauen. »Ihr dürft euch meinem Heerzug
anschließen, bis ihr nach Engil zurückkehren könnt.«
Die Frau nickte dankbar und verschwand dann, um die anderen Frauen zu holen. Insgeheim packte Ilana Schadenfreude. Tojar würde
fluchen, wenn er noch mehr Mäuler stopfen musste. Aber er hatte seine Sippe mitgeschleppt, und nun forderte sie Schutz für
ihre.
Ilana hatte sich auf ihrer Liege ausgestreckt, als Tojar gleich einem wütenden Schjack in ihr Zelt gestürmt kam. Aufgebracht
berichtete er ihr von etwa zweihundert Frauen und Kindern, die im Lager erschienen waren und behaupteten, die Königin von
Engil habe ihnen erlaubt, sich ihnen anzuschließen. Ilana genoss die schäumende |207| Wut Tojars eine Weile, dann setzte sie sich auf ihrem Lager auf. »Die Frauen sagen die Wahrheit,, es sind Flüchtlinge aus
Engil … aus
meinem
Volk«, gab sie ihm ruhig zu verstehen.
Tojar verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie beleidigt an, da er ihre Anspielung verstanden hatte. »Ach, so ist das.
Nun, Ilana, dann kannst du auch für sie jagen, meine Männer können keine weitere Belastung durch hungrige Mäuler gebrauchen!«
Ilana hatte mit seinem Gegenangriff gerechnet, doch da sie den ganzen Abend Zeit gehabt hatte, ihre Worte gleich geschliffenen
Waffen zurechtzulegen, erwiderte sie sofort: »Genaugenommen, sind sie natürlich nun auch
dein
Volk, König von Engil. Ein König hat seine Verpflichtungen.«
Wieder geriet Tojar in Wut, seine Stimme troff vor Spott. »Du kamst zu den Taluk und hattest nichts als deinen Stolz, mit
dem du ein Heer gegen Karok und Dungun aufstellen wolltest. Ich möchte zu gerne Karoks Lachen hören, wenn du alleine mit deinem
Stolz vor ihn trittst.«
Ilana sprang von ihrem Lager auf. »Immerhin hat eine einzige meiner Kriegerinnen es gewagt, sich gegen die Greife zu stellen,
die Engil angegriffen haben. Deine Krieger müssen ihren Mut und ihre Ehre erst noch unter Beweis stellen.«
»Das muss ich mir nicht anhören … nicht von einem verzogenen Kind, das ausgezogen ist, um Königin zu spielen«, rief der Taluk
aus und stapfte aus ihrem Zelt.
Ilana blieb zornesrot zurück und stieß einen wütenden Schrei aus, während er vor ihrem Zelt fluchte. Schließlich riss er den
Vorhang ihres Zeltes erneut auf und kam herein. »Nur für mein Volk und ihre Hoffnung auf ein besseres Leben beuge ich mich
deinen Forderungen! Und ich verspreche dir eines: Wenn wir in Dungun siegreich sind, wirst du mir und meinen Männern den Respekt
zuteil werden lassen, der uns zusteht. Ein Kind kann kein Königreich führen. Ich war sehr nachsichtig mit dir und habe mich
redlich bemüht, dir die Führung zu überlassen, damit du einst die Königin |208| sein wirst, welche ich in jenem kurzen Augenblick in den Bergen vor mir gesehen habe. Aber ich sehe nur ein vermessenes Mädchen,
das glaubt, es wäre die Göttin selbst.«
»Und ich sehe nur einen groben Klotz aus den Bergen, der sich für klug hält. Doch ich verspreche dir, Tojar, niemals werden
du und deine Männer etwas anderes sein als Nomaden, die geduldet sind in Engil, weil sich ihr vermessener Anführer ihrer Königin
bemächtigt hat.
Das
wird dir Engil nie verzeihen!«
Sie standen sich gegenüber und starrten sich wutentbrannt in die Augen. Ilana musste zu Tojar aufschauen, denn er war zwei
Köpfe größer als sie, doch das schüchterte sie nicht ein. Er hob die Faust und ballte sie in einer drohenden Geste, doch Ilana
wich nicht zurück. Stattdessen wies sie auf den Eingang ihres Zeltes. »Hinaus mit dir, mein Zelt riecht nach dem Hinterteil
eines Schjacks, wenn du zu lange hier bleibst.«
»Niederträchtige, boshafte kleine Natter«, fuhr Tojar sie an, dann verschwand er und ließ sie allein. Ilana wartete eine Weile,
bevor sie vorsichtig vor ihr Zelt trat, um sich davon zu überzeugen, dass ihr Gemahl die Frauen nicht fortgejagt hatte. Doch
sie saßen friedlich mit den Frauen
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