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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fressen.«
    »Das ist ja ganz wundervoll«, antwortete er angewidert und gab seinen Männern, die sich ebenfalls die Nasen zuhielten, ein
     Zeichen, sich wieder in Bewegung zu setzen.
    »Wir müssen aufpassen, dass wir nicht fehltreten und Opfer der Sümpfe werden, bevor wir Dungun überhaupt erreichen. Die Schjacks
     greifen bei Tage nicht an, jedoch in der Nacht«, erklärte Ilana, die froh war, Tojar endlich einmal voraus zu sein und mehr
     zu wissen als er. Natürlich wusste er von den Schjacks. Doch da die Taluk ihr Gebirge selten verließen und die Schjacks ihrerseits
     nicht bis ins Gebirge vordrangen, waren weder er noch seine Männer einer dieser Kreaturen jemals begegnet. Ilana allerdings
     auch nicht, wie sie kurz darauf feststellte. Alles, was sie über die Schjacks wusste, hatte sie von Nona erfahren; und das
     Wenige war alles andere als beruhigend. Sie beugte sich zu Tojar hinüber. »Nona hat mir verraten, dass der Hohepriester von
     Dungun durch die Augen der Schjacks zu sehen vermag.«
    Tojar sah sie verwirrt an, und Ilana wurde konkreter. »Er sieht, |216| was die Schjacks sehen. Wenn uns also ein Schjack bemerkt, weiß auch der Hohepriester, dass wir auf dem Weg nach Dungun sind.«
    »Das übertrifft allerdings meine schlimmsten Albträume«, versuchte er im Angesicht der bedrückten Stimmung eines lahmen Scherz.
     Dann winkte er den Männern, ihm zu folgen.
    Es war bereits später Vormittag, als sie das Sumpfland erreicht hatten. Sie kamen gut voran, bis ein paar Männer unvorsichtig
     wurden und in Sumpflöcher gerieten. Zwei von ihnen konnten herausgezogen werden, doch für einen kam jede Hilfe zu spät. Verzweifelt
     mussten die Männer mitansehen, wie einer der Ihren unter angstvollen Rufen im stinkenden braunen Schlamm versank. Sie hatten
     versucht, ihn herauszuziehen, doch sie waren nicht nah genug an ihn herangekommen. Als der Kopf des Mannes unter gurgelnden
     Geräuschen versank und nur noch seine in Todesangst aufgerissenen Augen zu sehen waren, hatten sie aufgegeben und sich abgewandt.
    Von da an breiteten sich Furcht und Gereiztheit unter den Taluk aus. Tojar musste mehr als einmal für Ruhe sorgen, und Ilana
     begann sich zu fragen, was geschehen wäre, wenn sie die Taluk alleine nach Dungun geführt hätte. Die Krieger hörten nicht
     auf sie, wahrscheinlich wären sie umgekehrt. Zwar waren sie furchtlose Kämpfer, doch ihre Kriegskünste hatten sich seit Jahrhunderten
     auf den Schwesternkampf in der Wüste von Melasan beschränkt. Dieses Sumpfland jagte ihnen Furcht ein, da sie es nicht kannten,
     ebenso wenig wie den Feind, gegen den sie kämpfen sollten. Es war eine Sache, einen Krieg gegen Menschen zu führen, doch eine
     andere, gegen dunkle Mächte in den Kampf zu ziehen.
    Am frühen Nachmittag begann die ohnehin schwache Sonne hinter ihrem Wolkenvorhang zu verblassen. Ilana stieß einen Fluch aus.
     Wie hatte sie Nonas Warnung vergessen können? Zwar brauchte es nur einen Tagesmarsch, um das Sumpfland zu durchqueren, doch
     waren die Tage in Dungun viel kürzer als in Engil. Sie mahnte Tojar zur Eile, doch der schüttelte den Kopf. »Wir werden |217| zu viele Männer verlieren, wenn wir zu schnell und unachtsam werden.«
    »Du wirst auch viele Männer verlieren, wenn die Schjacks uns hier in der Dunkelheit überraschen«, erklärte sie. Tojar ließ
     sich nicht überzeugen. Anscheinend empfand er das Sumpfland, dessen Tücken er bereits kennengelernt hatte, als ernstere Bedrohung
     als eine Kreatur, von der er zwar gehört, die er jedoch nie gesehen hatte.
    Ilana schluckte und sah sich um. Sie hoffte, dass ihnen eine Begegnung mit den Schjacks erspart bleiben würde. Als jedoch
     die Dunkelheit hereinbrach, schien auch Tojar zu bereuen, dass er nicht auf Ilana gehört hatte. Als das heisere Pfeifen und
     Klappern der Schjacks aus dem Dunkeln ertönten, gerieten seine Männer in helle Panik, und sie verloren weitere fünf Krieger
     an das Sumpfland. Trotzdem achtete bald niemand mehr darauf, wohin er seine Schritte setzte – spätestens als die ersten Schreie
     derjenigen erklangen, die den Schjacks zum Opfer fielen. Die Schjacks schienen den langen Tross von hinten anzugreifen, und
     obwohl viele der Männer Fackeln trugen, waren die Kreaturen des Muruk mit ihrer Beute verschwunden, ehe man sie ihnen hätte
     entreißen können. In Ilanas Nacken stand kalter Angstschweiß. Sie bekam eine Ahnung, wie Nona sich gefühlt haben musste, als
     sie allein durch das Sumpfland

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