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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fehlte ihm vielleicht ein wenig Zierrat in seinen Räumen,
     doch Mador schien damit zufrieden.
    Tojar öffnete die dritte Truhe und hielt ungläubig inne. Er bestaunte die vielen Silberbecher, die Teller und auch Zierdolche,
     mit denen sie bis zum Rand gefüllt war. Er hob einige der Stücke aus der Truhe und stellte fest, dass es Greifensilber war,
     edel, schimmernd und kostbar. Leise verschloss er die Truhe wieder und öffnete die nächste. Waffengürtel aus Greifensilber,
     Schwerter, die mit so feinen Ornamenten verziert waren, dass sie eher als Schmuck denn zum Kampf taugten, und sogar Masken
     aus Silber, wie sie die Krieger Dunguns trugen. Woher stammte all das Silber, und warum |247| hatte Mador ihm nie davon erzählt? Warum lebte er ein karges Leben und hortete mehr Schätze, als je ein Taluk besessen hatte?
    Mit einem unguten Gefühl verschloss Tojar die letzte Truhe und sah sich ratlos im Zelt um. Dann ging er zurück zum Ruhelager
     und fühlte Misstrauen in sich aufsteigen. Er würde nicht eher gehen, bis Mador ihm gesagt hatte, woher er das Silber hatte.
     Sicherlich hatte er es nicht in Dungun erbeutet, denn er war allein mit seinem Schwert aus der Oberstadt zurückgekehrt. Mador
     musste das Silber schon länger in seinem Besitz haben.
    Lange musste Tojar nicht lange warten, bis er Madors schwere Schritte vernahm. Der Zeltvorhang wurde zurückgeklappt, und Mador
     trat vor ihn, mit schnellen Schritten, so als hätte er es eilig gehabt, in sein Zelt zurückzukehren. Zum Gruß legte er die
     Faust an die Lippen und war verwundert, als Tojar es ihm nicht gleichtat.
    »Die Männer haben mir gesagt, dass du in meinem Zelt wartest und mich zu sprechen wünschst, Anführer.«
    Tojar entging nicht, dass Madors Blick schnell zu den Truhen wanderte und er sich zu beruhigen schien, als er sie verschlossen
     fand.
    »Warst du mir immer ein loyaler Berater und Krieger?«, fragte Tojar und ließ seinen ersten Berater dabei nicht aus den Augen.
    »Zweifelst du an meiner Treue zu dir, Tojar? Habe ich dich jemals enttäuscht?« Seine Stimme bekam einen unüberhörbar trotzigen
     Unterton, der Tojar zur Vorsicht mahnte. Trotzdem musste er Gewissheit haben. Er atmete tief durch und sah Mador dann forschend
     an. »Das Silber in den Truhen! Woher stammt es? Kein Taluk besitzt soviel Silber wie du«, entgegnete Tojar fest.
    In Madors Augen blitzte Zorn auf, doch schnell hatte er sich wieder im Griff. »Auch wenn du mein Anführer bist, gibt dir das
     nicht das Recht, mein Zelt zu durchsuchen!«
    Tojar geriet in Zorn. »Hast du wider meiner Befehle gehandelt und Königin Ilana in Dungun zurückgelassen, obwohl sie noch
     lebte?«
    |248| »Als ich ging, war sie tot«, erwiderte er stur.
    Tojar erschrak über seinen Tonfall. »Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Mador. Mein Herz sagt mir, dass du unaufrichtig bist.
     Ich enthebe dich deiner Pflichten als mein Berater.«
    Endlich trat offener Zorn in Madors Augen. »Dies ist also der Dank für all die Treue und den Verzicht, welchen ich für dich
     auf mich genommen habe, Tojar. Deinem Vater habe ich gedient, dir habe ich gedient, und ich habe mich niemals beschwert. Ich
     versprach deinem Vater dereinst, einen starken Anführer der Taluk aus dir zu machen, und ich habe alles dafür Notwendige getan.
     Ich verzichtete sogar auf die Frau, die ich begehrte, weil du sie wolltest. Ich nahm es hin.«
    Tojar zog die Augenbrauen zusammen. »Du wolltest Ilana für dich?«
    Er machte eine verächtliche Handbewegung. »Die Königin von Engil ist mir gleichgültig, ich spreche von Cala. Ich habe sie
     damals gefragt, ich habe vor ihr gekniet, doch sie hat mich nur mitleidig angesehen und mir in heuchlerischer Freundlichkeit
     erklärt, sie wolle einzig deine Gefährtin sein.«
    Tojar schüttelte den Kopf. Nie war er auf den Gedanken gekommen, dass Mador Cala begehrt haben könnte. »Cala war niemals heuchlerisch.
     Sie hat dir gesagt, was ihr Herz fühlte.«
    Mador lachte bitter. »Ich habe ihre Entscheidung damals hingenommen, doch als ich sah, wie sie dich umgarnte und dich weich
     werden ließ, wie sie dir die Stärke nahm und dich von einem Krieger zu einem Taugenichts machte, der nichts anderes mehr zu
     tun hatte, als ihr hinterherzulaufen, musste ich handeln.«
    Tojar zog sich die Kehle zusammen. »Was … hast du ihr angetan? Ja, ich verwöhnte sie, sie gebar mir meinen Erstgeborenen,
     sie machte mich glücklich … und du wolltest sie dafür bestrafen?« Ihm kam eine

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