Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Danke.«
»Alles klar«, erwiderte der Barista ohne aufzusehen. Er bemerkte nicht mal, dass er dieselbe Bestellung noch mal aufgenommen hatte. Junior hätte es bemerkt. Ich war froh, dass er nicht da war.
Ich drückte dem Barista einen Schein in die Hand, dann drehte ich mich um und schaute zu dem blauen Mustang auf dem Parkplatz, der immer noch mit geöffnetem Verdeck herumstand. »Danke«, sagte ich um ein Gähnen herum, als er mir mein Wechselgeld gab. Acht? War es wirklich acht Uhr? Ob nun mit Adrenalin in den Adern oder ohne, es war eine verrückte Zeit, um wach zu sein. Genau da lag das Problem der Menschheit. Sie hatten alle Hirnschäden von der Morgensonne.
»Ähm, Rache?«, flüsterte Jenks, während er mich in den Hals piekte. Ich zuckte zusammen, warf dem Barista ein kurzes Lächeln zu und ging weiter.
Ich stand nah genug neben Miss Wippende Haare, um in ihre Individualdistanz einzudringen, und tatsächlich, sie bemerkte es und trat ein Stück zur Seite. Mein Pulsschlag beschleunigte sich. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Vielleicht war ich genauso schlimm wie Ivy. Und als der Frau ihre Bestellung auf einem Papiertablett zugeschoben wurde, war ich bereit.
»Danke, Bill!«, rief sie fröhlich und griff danach, während ich mich vorbeugte, um dasselbe zu tun. Die Frau erreichte das Tablett als Erste und drehte sich mit dem heißen Kaffee in der Hand um, nur um direkt in meinen erhobenen Arm zu laufen. Eigentlich hätte sich alles auf mich ergießen müssen, aber schließlich hatte ich den Unfall geplant, also machte ich eine kleine Bewegung, und stattdessen schwappte alles über ihre Brust.
»Verdammte Scheiße!«, rief die Frau und stolperte nach hinten, sodass der Rest ihrer Bestellung sich auf dem Boden verteilte. Naja, nicht alles. Ihr schicker rosafarbener Pulli hatte jetzt eine hässlich braune Färbung.
»Ooooh, ziemlich große Klappe«, sagte Jenks, dann hörte ich, wie er mit klappernden Flügeln abhob.
Mein Entsetzen war gespielt, aber es wirkte recht glaubwürdig. Ich hatte viel Übung. »Oh, Himmel!«, rief ich mit weit aufgerissenen Augen und hilflos erhobenen Händen. »Es tut mir ja sooo leid!«
Die Angestellten des Cafés bereiteten sich bereits darauf vor, alles aufzuwischen. Miss Wippende Haare dagegen wich mit angewidertem Gesicht zu den Tischen zurück. »Bill, könntest du dasselbe noch mal machen?«, fragte sie, dann murmelte sie mir zu: »Warum passen Sie nicht auf, wo Sie hingehen?« Anscheinend war ihr das Sch-Wort ziemlich peinlich.
Jetzt befand sie sich in der Defensive, und das war mir nur recht. Das nahm mir nicht meine Schuldgefühle, aber machte es leichter, sie für den Moment beiseitezuschieben.
»Oh mein Gott, es tut mir so unglaublich leid«, wiederholte ich, schnappte mir hektisch Servietten von einem Tisch und drückte sie ihr in die Hand. »Warten Sie, ich gebe Ihnen meine Adresse«, sagte ich und grub in meiner Tasche. Die Frau nahm die Servietten, um damit an ihrem Pulli herumzuwischen. Schnell wurde ihr klar, dass es sinnlos war. Jenks schwebte unter der Decke. Nachdem die Servietten nicht funktioniert hatten, kippte ich den Inhalt meiner Tasche auf einen Tisch, um sie weiter abzulenken. »Irgendwo hier drin ist eine Visitenkarte. Schicken Sie mir die Rechnung der Reinigung. Oh, das ist ein Angorapulli, oder? So was merke ich sofort.«
»Ehrlich, es ist in Ordnung«, antwortete sie, aber inzwischen beobachtete sie mich, nicht Jenks in ihrer Tasche. Zur Hölle, jeder im Café beobachtete mich. Ivy und Jenks hatten mir dabei geholfen, meine Tasche zu packen, und die Tampons, das Pessar, die XXL-Kondome und die fellüberzogenen Handschellen, die Jenks ausgesucht hatte, sorgten für Gekicher.
»Ich bin so ein Trampel«, sagte ich, während ich nach dem Stift von einem Stripclub in den Hollows griff, den Ivy mir überlassen hatte. Dann kritzelte ich die Adresse des Busbahnhofs in der Innenstadt auf ein Streichholzbriefchen.
»Nein, wirklich, es ist okay«, sagte sie. Mit ausgestrecktem Arm hielt sie mich auf Abstand. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Ekel und Verachtung. Ich war eine Idiotin, und jeder konnte es sehen.
»Bitte, nehmen Sie es«, drängte ich. Schließlich tat sie es, nur damit ich endlich Ruhe gab. »Ich muss noch ganz verschlafen gewesen sein.« Meine Bestellung in ihrer Tüte wurde geliefert, während der Frau klar wurde, dass sie nach Hause fahren und sich umziehen musste. Ich konnte es in ihrem Blick erkennen. Hinter ihr auf dem
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