Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
den Sicherheitsbereich vordringen, in dem die Artefakte aufbewahrt wurden. Dann ein bisschen Selbstbedienung und ein Paar falsche Ringe zurücklassen, bevor wir mit unseren Wunschringen aus der Tür gingen. Und es war der Fehler dieser geizigen Elfen – die von einer abgemachten … Abmachung zurückgetreten waren. Trent saß immer noch im Jenseits fest, und auch das störte mich. Ziemlich.
Ich spielte an meiner Tasse herum, bis mir das Schweigen zwischen uns unangenehm wurde. »Ich bin froh, dass du zurück bist«, sagte ich. Ivy sah mich an. »Es war ruhig.«
Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. »Ich werde mich bemühen, weniger Lärm zu machen.«
Wut brodelte für einen Moment hoch und verpuffte wieder. Ich beobachtete, wie Ivys Pupillen als Reaktion darauf für einen Moment schwarz wurden, um sich dann wieder zu normalisieren. Sie hatte eine schwere Nacht gehabt. Ich sollte nicht so streng mit ihr sein. »Ich habe nicht behauptet, dass du laut bist. Ich habe gesagt, es war ruhig ohne dich. Außerdem sagte ich gerade, dass ich mich freue, dass du wieder zurück bist. Es tut mir leid, dass du mit Nina eine so schwere Nacht hattest. Kommt sie wieder in Ordnung? Felix war …« Ich zögerte, und noch der letzte Rest meiner Wut löste sich auf, als ich mich daran erinnerte, wie er in einem Moment geistiger Klarheit in meiner Küche zusammengesackt war, den Blick unverwandt auf mich gerichtet, weil er hoffte, dass ich ihn umbringen und so aus dieser Hölle erlösen würde. »Ich mag keine untoten Vampire, weil sie Leute benutzen wie Taschentücher, um sie dann wegzuwerfen. Aber ihn so zerstört und kurz vor dem Wahnsinn zu sehen?« Ich schaute auf, und sah den Schmerz in Ivys Augen. »Er tat mir leid.«
Ivys Blick wirkte gequält, als sie auf ihre Finger starrte.
»Hey, ähm, ich checke mal die Umgebung, okay?«, sagte Jenks, dann schoss er durch das Verkaufsfenster davon und erschreckte den Barista, der daran Dienst schob, zu Tode. Obwohl die Sonne heute Morgen schien, was es zu kalt, um lange draußen zu bleiben. Er würde zurückkommen.
Feigling , dachte ich, aber gleichzeitig nahm ich es ihm nicht übel. Ivy atmete durch, wich aber meinem Blick immer noch aus. Entweder sie redete, oder sie ließ es bleiben.
»Vielleicht hätte ich mich nicht einmischen sollen«, sagte sie. Ich musste mich anstrengen, um sie über die Gespräche und die »Hintergrund«-Musik hinweg zu verstehen. »Gestern haben Leute für mich gelitten. Gute Leute. Nicht nur meine Freunde im Piscary’s, die dieses Monster gefüttert haben, sondern auch diejenigen im sicheren Haus. Nina hat dieser Vereinbarung mit Felix zugestimmt. Wer bin ich denn, dass ich versuche, ihr zu helfen?«
Ich lehnte mich über den Tisch, und Ivy zuckte zusammen, als ich meine Hand auf ihre legte. Ihr Kaffee war schon längst kalt, aber ihre Finger waren warm. » Dem hat Nina nicht zugestimmt. Sie hat eine Lüge geglaubt, die ihr in einer Verpackung aus Macht und Euphorie präsentiert wurde. Leute haben für sie gelitten, das stimmt. Aber sie wussten, dass es geschah, um einem der Ihren zu helfen. Wenn Nina überleben kann – wenn du sie von der Kante zurückholen kannst, an die Felix sie mit der Ekstase gebracht hat, um sie dann sitzenzulassen –, dann gibt es auch für sie Hoffnung. Deswegen haben sie deine Schmerzen übernommen. Du hast ihnen die Hoffnung geschenkt, dass vielleicht auch sie überleben können.«
Ivy wandte schuldbewusst den Blick ab. Ich erinnerte mich an die wilden Feiern, die ich wieder und wieder unter Kistens Management im Piscary’s erlebt hatte – bei denen sich die lebenden Vampire vorgelogen hatten, das Leben wäre gut, und die Welt läge ihnen zu Füßen. Ihnen war wahrscheinlich gar nicht bewusst, wie dringend sie die Hoffnung brauchten, dass es einen Ausweg gab.
Meine Augen brannten von ungeweinten Tränen, und auch Ivy blinzelte schnell, als sie ihre Hand unter meiner herauszog. Sie wollte mir glauben, aber es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass andere sich für sie opferten.
»Pass auf Nina auf«, sagte ich, während ich meine Hand unter dem Tisch versteckte. Irgendwann zwischen Felix’ Besuch in meiner Küche und Ivy, die weinend nach Hause gekommen war, weil andere gelitten hatten, war ein Ent schluss in mir herangereift. Ich konnte Ivy nicht zu der Hölle verdammen, in der ich Felix gesehen hatte. Ich musste einen Weg finden, ihre Seele zu retten. Ich musste einfach.
»Danke«, flüsterte Ivy und
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