Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
verursacht.
»Hast du ein Problem damit?«, fragte ich. Er hob kapitulierend die Arme. Peinlich berührt wählte ich Nicks Nummer und hielt das Handy an mein Ohr. Jenks flog mit lautem Summen zu meiner Schulter, um mithören zu können.
»Ich glaube nicht, dass die Nummer noch gilt«, sagte ich, aber dann hörte ich auf, mit dem Fuß zu wippen, als sich ein Anrufbeantworter einschaltete und mir mitteilte, ich solle eine Nachricht hinterlassen. Es war eine typische Bandansage, aber die Stimme war vertraut. Die Nummer war noch gültig. Endlich folgte der Piep, und ich füllte mit Schwung die Stille.
»Hallooo, Nick«, sagte ich, wobei ich das k betonte. »Du solltest vielleicht darüber nachdenken, dir eine neue Nummer zuzulegen, wenn du wieder den Bösewicht spielst.« Jenks flog rückwärts von meiner Schulter und streckte mir die erhobenen Daumen entgegen. »Ich habe dich heute Abend gesehen – und wie üblich bist du weggerannt. Wenn ich dich finde, landest du in einer I. S.-Zelle, mit einem Zip- Strip an die Stirn getackert. Das ist ein Versprechen, hast du verstanden, Dreck statt Hirn? Hier geht es um Babys, nicht um eine Antiquität mit einer Geschichte, die niemanden mehr interessiert. Du stiehlst die Kinder von Leuten, und ich werde …«
Es klickte in der Leitung. »Rachel.«
Die ruhige Nennung meines Namens erschütterte mich, und mein Blick schoss zu Jenks, der jetzt auf meinem Teller stand. Es war tatsächlich Nick, und seine Stimme klang trocken und vorwurfsvoll. Vor meinem inneren Auge stieg ein Bild von ihm auf: schmales Gesicht mit Bartstoppeln, einfache, unordentliche Kleidung. Mein Magen verkrampfte sich. Was hatte ich je in ihm gesehen? Aber hinter der rauen Fassade versteckte sich ein unglaublich cleverer Geist, der ihn irgendwann unter die Erde bringen würde.
»Oh«, meinte ich leichtfertig. »Also hast du inzwischen doch zwei Male, hm?«
»Du hast mir keine andere Möglichkeit gelassen, als meine Seele zu verkaufen«, erklärte Nick.
»Oh bitte.« Ich stand auf und tigerte durch die Küche, während Jenks neben meinem Ohr schwebte. »Deine Seele hast du ganz allein verkauft. Ich habe dich nie gezwungen, einen Dämon zu beschwören. Einmal habe ich dich gefragt, aber da hattest du die Beschwörung schon angefangen, also ziehe ich mir diesen Schuh nicht an. Außerdem gehörst du nicht Al. Wer besitzt dich, Nickie? Ist es Newt? Du hättest sie fast verdient.«
»Du machst es schon wieder«, antwortete er mit einem bitteren Lachen. »Ziehst die falschen Schlüsse. Hör mir einmal zu. Du hast mir keine andere Wahl gelassen, als meine Seele zu verkaufen. Danke.« Mir fiel die Kinnlade nach unten. »Sonst hätte ich Ku’Sox nie getroffen.«
Oh. Scheiße. Mein Magen verkrampfte sich noch mehr, während Jenks vor mir auf den Tresen sank. Sein Gesicht war bleich, und seine Flügel standen still. Ku’Sox war absolut durchgeknallt und psychotisch – und gleichzeitig von seiner eigenen Rasse verzogen, ertragen und gehasst, weil er ihr geliebter und gleichzeitig geisteskranker Versuch war, den Elfenfluch zu umgehen, der sie unfruchtbar machte. Der im Labor geschaffene Dämon hatte die Angewohnheit, Leute bei lebendigem Leib zu verschlingen, weil er glaubte, seiner Seele fehle etwas. Vielleicht hatte er recht. Dass Nick überlebende Rosewood-Babys für ihn stahl, sollte sicherlich nicht dem Wohl seiner Spezies dienen. Er hatte irgendetwas vor, etwas wirklich Übles. Ich musste Algaliarept anrufen. Mein Lehrer musste so schnell wie möglich davon erfahren.
»Sohn einer Disneyhure«, flüsterte Jenks.
Ich wirbelte herum, und das Schweigen der Kirche um mich wirkte laut. »Hör mir zu«, sagte ich, und Nick schnaubte. »Ku’Sox ist irre. Er wird dich umbringen, sobald er alles hat, was er braucht.«
»Weswegen ich ihm nicht verraten habe, wie man das Enzym herstellt, das die Babys am Leben hält«, erklärte Nick leicht abwesend. »Gott, hältst du mich für dämlich?« Er nahm mich nicht ernst, und das machte mich noch wütender.
»Du glaubst, du hättest etwas gegen ihn in der Hand?«, rief ich. Im Hintergrund hörte ich das Flüstern von Pixiekindern im Flur. »Nick, fast hast du verdient, was dich erwartet. Hör einfach auf. Okay? Hör auf. Wenn du verschwindest, werde ich dir nichts antun müssen. Noch besser, bring die Babys zurück, und vielleicht kann ich den Rest der Dämonen davon abhalten, dich zu töten. Sonst kommst du aus dieser Sache nicht lebend raus.«
»Du bist nicht die
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