Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Ungeschickt, weil ich Ray auf der Hüfte trug, ging ich ebenfalls in die Knie und griff nach Quens Handgelenk. »Sein Puls ist schwach«, sagte ich, dann verlagerte ich Rays Gewicht, um eines von Quens Lidern nach oben zu ziehen. »Normale Pupillenreaktion.« Ich war verwirrt. Meine Hand kribbelte, und beunruhigt zog ich sie zurück. Ray fing an zu quengeln, also stand ich wieder auf.
»Hier ist Trent«, sagte dieser in sein Handy, seine Stimme hart, jegliches Zeichen von Angst unterdrückt. »Wir hatten einen Unfall. Ich brauche den Rettungshubschrauber an den Ställen. Sofort.«
»Du hast einen eigenen Rettungshubschrauber?«
Er sah mich nicht einmal an. Sein Blick huschte ständig über den Waldrand, als wollte er zwischen die Bäume rennen und selbst die Suche aufnehmen. »Informieren Sie das Krankenhaus, dass wir Quen eventuell einliefern müssen. Ich vermute einen Dämonenangriff. Ja, im Sonnenlicht. Ceri und Lucy sind verschwunden. Ich möchte so bald wie möglich Hunde in den Wäldern. Konzentrieren Sie sich auf den Pfad am Fluss.« Er zögerte, und ich konnte erkennen, dass er darum kämpfte, die Fassung zu wahren. »Ich werde mehrere Stunden nicht erreichbar sein. Noch Fragen?«
Er klappte das Handy zusammen und atmete zitternd ein. »Beeil dich, Jenks …«
Mein Schatten fiel auf Quens Gesicht. Er war so bleich, dass seine Pockennarben deutlich hervortraten. Ich konnte nichts tun. Wenn er geblutet hätte, hätte ich ihn verbinden können. Hätte er eine Gehirnerschütterung gehabt, hätte ich ihn auf Schock behandeln können. Hätte er halluziniert, hätte ich mich auf ihn draufsetzen können, bis Hilfe kam. Aber das hier? Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also wiegte ich Ray. Sie war still, aber in ihren wunderschönen dunkelgrünen Augen stand Furcht.
»Vielleicht hat Ceri es zurück zu den Ställen geschafft«, sagte ich, als ich mich zu den Brandmalen umdrehte. »Die Pferde sind weg.«
Trent fühlte wieder nach Quens Puls. »Dort habe ich schon angerufen, bevor du gekommen bist.« Seine Stimme klang ruhig, aber geistesabwesend. »Die Pferde sind ohne Reiter zurückgekommen. Ceri hätte Quen nie verlassen.«
Und doch war sie verschwunden. Verdammt, Quen hatte versucht, die Angreifer aufzuhalten. Ich hätte hier sein müssen. Ich hätte helfen können. »Das bedeutet nicht, dass die Dämonen sie entführt haben«, sagte ich. Dann wurde ich rot, als Trent mich mit offensichtlicher Wut ansah.
Ray drehte sich in meinem Arm. Ihr Blick folgte Jenks, der unter den Bäumen herausschoss. Er verlor so gut wie keinen Staub. »Ich habe einen Kreis von ungefähr zweihun dert Metern abgeflogen«, sagte er. »Kein Zeichen von ihnen.«
»Dann flieg weiter!«, sagte ich. Er runzelte die Stirn.
»Ich bin nicht weiter geflogen, weil es eine kreisförmige Verbrennung gibt, und wir stehen in ihrer Mitte.«
Scheiße. Selbst unter Druck konnte Quen keinen Schutzkreis dieser Größe errichten. Genauso wenig wie Ceri. Das war das Werk von Dämonen.
»Wenn es einen Dämonenkreis gibt, dann wurden sie entführt«, beendete der Pixie seine Ausführungen. Trent ballte die Hände zu Fäusten.
Ku’Sox. Ich musste mit Al reden. Ich griff nach den Zügeln der Pferde und dachte an meinen Anrufungsspiegel, der Stunden entfernt am anderen Ende der Stadt lag. Ich hatte mir immer wieder vorgenommen, eine tragbare Version anzufertigen. Jetzt verfluchte ich mich dafür, dass ich es noch nicht gemacht hatte. So stand ich vollkommen ohne Kontakt zum Jenseits da. »Es kann einfach nicht Ku’Sox sein«, flüsterte ich, weil ich mir wünschte, es wäre jemand anderes. »Wir haben Tag, und er ist verflucht, im Jenseits zu bleiben.«
»Er arbeitet durch Nick.« Trent stand auf. »Das ist meine Schuld.«
Wie bitte? Niemand war an dieser Sache schuld. »Fang gar nicht erst damit an«, blaffte ich, und Jenks summte nervös mit den Flügeln. Mein Tonfall ließ Trent innehalten. Dann blickte er mich an und kniff die Augen zusammen. »Nein, ich meine es ernst«, sagte ich, während ich Ray auf der Hüfte wiegte. »Ku’Sox hätte genauso gut dich angreifen können. Vielleicht hat er es nur deswegen nicht getan, weil ich bei dir war. In diesem Fall wäre es meine Schuld, dass sie entführt wurden.« Oh Gott, der Gedanke, dass Ceri und Lucy sich jetzt bei Ku’Sox befanden, war einfach zu schrecklich.
»Du verstehst nicht. Es ist meine Schuld«, sagte Trent wütend. »Ich hätte sie nie allein lassen dürfen. Ich dachte, ich wäre
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