Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
die erhobenen Daumen entgegen, und ich seufzte. Windeltasche, Essen, Wechselkleidung, Decke aus ihrem Bettchen und drei Stofftiere, auf die Ray gezeigt hatte, als ich sie fragte, welche sie mitnehmen wollte. Ja, ich hatte alles. Es war nicht so, als wüsste ich die Bequemlichkeit von Trents Apartment nicht zu schätzen, während ich auf seinem riesigen Plasmagerät fernsah und frische Früchte und Pudding aus seinem Kühlschrank stahl. Doch ich hatte einiges zu tun, und das konnte ich erledigen, während Ray schlief. Und Junge, sie musste wirklich dringend schlafen.
Als ich die Autotür zuschlug, erschütterte mich ein Niesen. Ich runzelte die Stirn. Wenn der Rhythmus so blieb, würde ich in ungefähr zehn Minuten wieder niesen. Al versuchte, mich zu erreichen. Aber mein Anrufungsspiegel lag am anderen Ende der Stadt in den Hollows. Ich hatte versucht, in die Linie zu treten, die Trents Anwesen durch schnitt, aber Al war nicht aufgetaucht. Ich hatte den Versuch auch schnell abgebrochen, nachdem die Kraftli nien sich irgendwie sauer anfühlten. Ich hoffte, dass Al nur mit mir über den Zustand der Linien reden wollte, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es um mehr ging. Meine Augen huschten zu Ray, als ich hinter das Steuer kletterte.
Jenks beäugte mich misstrauisch, als ich mich bequem hinsetzte und mir mit einem Tempo aus meiner Tasche die Nase wischte. »Gesundheit«, sagte er säuerlich. »Das war jetzt das was? Zwanzigste Mal?«
»Ich zähle nicht mehr mit.« Ich lächelte Ray an, die zi schende Geräusche von sich gab, um Jenks’ Aufmerksamkeit zu erregen, dann fuhr ich in Richtung des hellen Vierecks und damit aus Trents unterirdischer Garage. Ich verspürte einen Stich der Sorge, weil ich Ray mitnahm, aber Trent hatte es mir nicht verboten.
Jenks wurde im Sonnenschein schläfrig, während ich langsam an Angestelltenparkplätzen und niedrigen Gebäuden vorbei zum Pförtnerhaus fuhr. Es lag ein gutes Stück entfernt, und Ray war auch bereits kurz vorm Einschlafen, als ich um die letzte Kurve bog und langsamer wurde.
Trent hatte das Pförtnerhaus zweimal umgebaut, seitdem ich ihn kannte. Einmal, nachdem ich auf meiner Flucht die einfache Metallschranke durchbrochen hatte; und dann noch mal, nachdem Ivy mich über seine neue Mauer geworfen hatte, weil ich verschwinden, er mich aber dabehalten wollte. Das früher so bescheidene, einstöckige Gebäude war zu einem zweistöckigen Block umgebaut worden, der sich quer über die Straße zog. Beamte auf beiden Seiten überwachten den eingehenden und ausfahrenden Verkehr. Auf beiden Seiten der schicken Mauer, die von Büschen umgeben war, um zu verbergen, wie dick und hoch sie aufragte, gab es Parkplätze. Dass ich an den Rand fuhr und anhielt, hatte nichts mit den fünf I. S.-Wagen zu tun, die auf dieser Seite der Schranke standen – sondern mit den drei Übertragungswagen auf der anderen Seite.
Dreck auf Toast, das ging schnell.
Mein Seufzen weckte Jenks. Er pfiff und sorgte so dafür, dass auch Ray kurz die Augen öffnete. Ich hatte gewusst, dass die I. S. hier war. Ich hatte den Durchsuchungsbeschluss gesehen, den sie bei ihrer Ankunft in Trents Wohnung gefaxt hatten. Mit der I. S. konnte ich umgehen. Die Reporter waren eine ganz andere Geschichte.
»Glaubst du, sie haben dich gesehen?«, fragte Jenks, als ich auf den Parkplatz einfuhr.
»Wahrscheinlich. Aber ich fahre mit Trents Kind weg. Ich nehme an, ich muss irgendetwas unterschreiben«, sagte ich, öffnete den Gurt und zog das jammernde Mädchen an mich. Ich konnte es auf keinen Fall im Auto lassen.
Sowohl Ray und ich mussten wegen Jenks’ Staub niesen, als er vor uns aus dem Auto schoss. Als ich ausgestiegen war, nahm ich einen tiefen Atemzug und blinzelte mit dem Baby auf der Hüfte in den Wind. Ein aufgeregter, nervöser Mann in Trents Security-Uniform winkte mir aus einer Glastür zu. Ich ging zu ihm, Tasche über einer Schulter, Ray im anderen Arm. Und tatsächlich, die Reporter auf der anderen Seite der Absperrung riefen meinen Namen. Man hatte mich entdeckt. Super.
»Ms. Morgan, gut, dass Sie angehalten haben«, sagte der Mann, als ich den Raum betrat und Ray auf den Tresen setzte. Drei Wände des Raums bestanden aus Glas, und man fühlte sich wie in einem Aquarium. Die versammelte Presse war unruhig, während sie darauf wartete, dass die I. S. etwas preisgab. Geier, sie waren wie Geier. »Wir wussten nicht, dass Sie Ray vom Anwesen wegbringen wollen.«
»Warum?«, fragte Jenks bissig
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