Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
während ich ihn mit offenem Mund anstarrte.
»E-euch?«, stammelte ich, und er nickte. Nur noch ein Ingwerkeks übrig. Dreißig Sekunden.
»Sie sind Rettungsflöße. Zur Dämonenmagie befähigte Körper, in die diejenigen Dämonen schlüpfen können, die ihm gegenüber loyal sind, um so der Zerstörung des Jenseits zu entkommen«, erklärte Dali. Ich starrte. Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht.
»Und ihr glaubt ihm?«, fragte ich dann. »Ehrlich?«
Dalis Augenwinkel zuckte, was mir verriet, dass zumindest er es nicht glaubte. Trotzdem verstand ich jetzt ein wenig besser, warum niemand mir helfen wollte. »Ist euch je die Idee gekommen, dass ohne dauerhafte Heilung ein jeder, der in diesen Körpern steckt, in seinem Überleben vollkommen von Ku’Sox abhängig sein wird?«
Dalis Finger berührten den letzten Keks. Zögernd klopfte er damit auf den Teller. »Deswegen zwingen wir ihn nicht, Ceri zurückzugeben«, sagte er leise. »Wir wollen die dauerhafte Heilung.«
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, um der Versuchung zu widerstehen, meinen Kopf auf den Tisch zu schlagen. »Er lügt euch an, Dali. Euch alle. Er wird niemals je mandem Zugang zu diesen Kindern gewähren, und er wird das Jenseits zusammenstürzen lassen, egal, ob ihr mich umbringt oder nicht. Also hör auf, mir im Weg zu stehen, und gib mir Ceri und Lucy zurück, damit ich dieses Debakel klären kann!«
Dali legte den letzten Keks zurück und wischte sich die Finger an der Serviette ab. Mit steifen Bewegungen rutschte er auf seinem Stuhl herum. »Du glaubst, sein Ziel liegt in unserer Vernichtung?«
Ich nickte und entspannte mich gleichzeitig ein wenig. »Bevor Newt uns wieder unter die Erde gebracht hat, kam ein Gargoyle nachsehen, wer sich an meiner Kraftlinie zu schaffen gemacht hat.«
Dali beäugte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich wusste nicht, ob es ihn erstaunte, dass Newt uns geholfen hatte oder weil ein Gargoyle eine Rolle spielte. »Tagsüber?«
»Er trug ein riesiges Schwert, das aussah, als hätte es die letzten fünfzig Jahre als Türstopper gedient«, erklärte ich wütend. »Er hat erklärt, dass die Linie sich mit der Zeit selbst reparieren, im Zuge dessen allerdings das Jenseits zerstören würde. Die Gargoyles wollten das Jenseits verlassen. Er hat mir gesagt, ich solle retten, wen ich retten kann.«
»Die Gargoyles verlassen das Jenseits?« Dali sprach leise, doch ich hörte das Entsetzen darin.
»Außerdem hat er erklärt, mir bliebe nicht genug Zeit, die Linie zu reparieren, bevor sie sich selbst heilt. Wenn du mir Ceri nicht geben kannst, gib mir wenigstens ein wenig Zeit«, verlangte ich. »Vier Tage«, fügte ich mit einem Gedanken an Als Auraverbrennung hinzu.
Dali musterte mich nachdenklich. Dann verschränkte er mit einem Seufzen die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Hast du eine Ahnung, worum du da bittest?«
Adrenalin schoss mir durch die Adern, als mir klar wurde, dass er wahrscheinlich gekommen war, um mich zu töten und es hinter sich zu bringen. »Ich glaube, ich kann die Kraftlinie heilen«, erwiderte ich in dem Versuch, etwas Positives zu sagen. »Ich brauche als Leihgabe nur …« Meine Worte klangen aus, als wollte ich ihm nicht verraten, was es war. »Etwas von Al«, beendete ich schließlich meinen Satz. Ich bemühte mich, raffiniert zu wirken, nicht verwirrt.
Dali presste die Lippen zusammen. »Du vertraust mir nicht.«
»Sicher doch«, sagte ich. Bis kicherte. Es war ein seltsames, schnaufendes Geräusch.
Der Dämon im mittleren Alter runzelte die Stirn. »Du hast keine Ahnung, wie du diese Kraftlinie reparieren sollst«, beschuldigte er mich, aber in mir keimte Hoffnung auf. Er dachte darüber nach.
Neben ihm räusperte sich Bis. »Ich kann die Linien sehen«, sagte er. Nervös nahm er eine schwarze Farbe an. »Ich weiß, dass ich helfen kann. Ich bin gut in Auren.«
Dali ignorierte ihn, was mich wütend machte. »Ku’Sox hat meine Kraftlinie verflucht. Diese purpurne Spur ist Dämonenwerk. Bis jetzt konnte ich noch jeden Fluch lösen.«
Dali verzog das Gesicht, bis er aussah wie der wohlwollende Onkel, der einem die Viertelmillion für den Aufbau einer Chinchilla-Farm ja eigentlich geben wollte, nur dass seine Investoren einfach nicht an die Gewinnaussichten glaubten. »Es ist nicht so, als wollte ich dir nicht glauben«, erklärte er. Ich seufzte übertrieben laut, als er weitersprach. »Aber Glaube dürfte nur ein schwacher Trost sein, wenn
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