Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
weingefärbte Glas legte. Ich musste wirklich dringend einen kleineren anfertigen, den ich in der Tasche mitnehmen konnte. Ich schwor mir, dass ich das erledigen würde, sobald ich mal ein Wochenende lang nicht die Welt retten musste.
Ich spürte ein leichtes, ungewöhnliches Kribbeln an meinem Handgelenk. Ich drehte den Arm und entdeckte den erhabenen Kreis des Dämonenmals, das mich an Al band. Es war ein sichtbares Zeichen dafür, dass ich ihm einen Gefallen schuldete, weil er mich am Abend unserer ersten Begegnung nach Hause gebracht hatte. Ich war nie dazu gekommen, die Schuld zu tilgen. Es war seltsam, dass der Kreis jetzt kitzelte. Vielleicht reagierte das Dämonenmal auf Als Krankheit. Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Sag Ivy, dass es mir leidtut, falls das hier schiefläuft«, sagte ich, als ich meine Finger auf die richtigen Glyphen legte.
»Rosen auf deinem Grab. Genau.« Bis flog zu einem Stuhl neben mir. Seine Krallen gruben sich in die Lehne, als er landete. Er war wirklich ein guter Junge.
Die Kälte des Spiegels ging auf meinen Körper über, und ein neues, seltsam dissonantes Geräusch hallte in meinen Ohren wider. Dallkarackint?, dachte ich, weil ich vermeiden wollte, den Anrufungsnamen des Dämons laut zu äußern. Ich hatte kein Problem damit, ihn auszusprechen, aber Dali wäre nicht glücklich, wenn ich seinen Namen auf dieser Seite der Linien laut verkündete. Jeder, der ihn hörte, konnte ihn hinterher beschwören. Dali hatte viele Mühen auf sich genommen, um seinen Namen geheim zu halten.
Fast sofort schien die summende Wolke zu zögern und teilte sich. Überraschend schnell spürte ich eine zweite Gegenwart neben mir.
Rachel?
Es war Dali. Irgendwie war mir das peinlich. Ich sprach nicht oft über meinen Anrufungsspiegel mit anderen Dämonen außer Al, und es war nervenaufreibend, Dali in meinen Gedanken zu spüren. Wo Al sein wahres Selbst hinter Gepolter versteckte, war Dali wie ein Stahlträger. Alles schien von ihm abzugleiten. »Ähm, tut mir leid, dich zu stören«, sagte ich, und meine Worte wurden durch meine Gedanken in den Spiegel getragen.
Zu meiner Verlegenheit gesellte sich Verärgerung, als er dachte: Ich bin beschäftigt. Mach einen Termin bei meinem Sekretär.
Er stand kurz davor, die Verbindung zu unterbrechen. Tatsächlich war ich ein wenig überrascht, dass ich ihn direkt erwischt hatte und nicht einen seiner Untergebenen. »Dali, warte. Ich muss mit dir reden, und Al ist …«
Ich brach ab, weil ich mir nicht sicher war, wer uns belauschte.
Al ist was?, fragte Dali. Ich spürte das Interesse in seinen Gedanken.
Ich zögerte und starrte auf Bis’ herabhängende Flügel. »Ich habe Tee gekocht«, setzte ich an.
Wut überschwemmte mich, und fast hätte ich die Hand vom Spiegel gerissen. Du beschwörst mich!, brüllte Dali. Ich kämpfte darum, mein Selbst zu verteidigen, bevor er mich verdrängte.
»Ich habe Tee gekocht!«, wiederholte ich und versuchte, ebenso wütend zu klingen wie er. Bis’ Ohren wurden rund. »Willst du rüberkommen und ihn trinken, oder nicht? Es ist Earl Grey. Ich mag ihn nicht besonders, aber die meisten Männer in meiner Bekanntschaft mögen Bergamotte. Mir ist vollkommen egal, ob wir das hier oder in deinem Büro machen, aber wenn ich die Kekse mit ins Jenseits bringen muss, schmecken sie nach verbranntem Bernstein. Und ich habe zwei Stunden dafür gebraucht!« Ich holte tief Luft und konnte spüren, wie seine Wut verblasste. »Ich muss mit dir reden«, erklärte ich langsam, und meine Gedanken waren genauso flehend wie mein Tonfall. »Meine Küche macht nicht viel her, aber …«
Ich hielt inne, als ich fühlte, wie unsere Verbindung sich veränderte. Jetzt war es nicht mehr nur ein leichter Kontakt der oberflächlichen Gedanken, sondern ein umfassenderes, suchendes Gefühl. Er kam rüber, wobei er den Spiegel nutzte, um mich zu finden. Ich riss die Augen auf, und ein kleines, teils überraschtes, teils besorgtes, teils sexuell erregtes Geräusch entschlüpfte mir, als er ein wenig Kraftlinienenergie durch mich zog, um neben mir aufzutauchen und nicht in der Linie im Garten.
»Er kommt«, sagte ich, als ich den Kopf hob. Ich war rot angelaufen, weil mir das Geräusch irgendwie peinlich war.
»Süßer heiliger Seraphim«, fluchte Bis, als in der Ecke neben dem Kühlschrank eine Wolke wirbelnder Jenseitsenergie erschien. Ich hatte keinen formellen Landekreis in meiner Küche. Vielleicht sollte ich das ändern, wenn ich die
Weitere Kostenlose Bücher