Blutseele
lassen will. Was stimmt nicht mit ihr?«, fragte sie. Rat legte eine schwere Hand auf ihre Schulter und sie kam widerwillig auf die Beine, als er an ihr zog.
»Nichts«, sagte er mit einem Grinsen. »Sie ist nur impulsiv. Es ist eine im Himmel gestiftete Partnerschaft, Ivy. Ihr werdet beste Freundinnen sein, bevor die erste Woche vorbei ist: werdet gemeinsam einkaufen gehen, Schokolade essen, euch nach der Arbeit Frauenfilme reinziehen. Du wirst es lieben! Vertrau mir.«
Ivy ging auf, dass sie die Zähne zusammenbiss, und sie zwang sich, sich zu entspannen, bevor sie Kopfweh bekam. Ihr Partner war durchgeknallt. Ihr neuer Partner war ein durchgeknalltes Mädchen, das Runner werden wollte. Das würde die reinste Hölle werden. Rat lachte, und nachdem sie keine andere Möglichkeit sah, schob sich Ivy die Mappe unter den Arm und ging mit Rat zur Tür. Sie tauschte ihr altes Büro und seine beruhigend vertrauten Wände gegen einen Schreibtisch im Großraumbüro und schlechten Kaffee.
Na ja, es war nur ein Jahr. Wie schlimm konnte es schon werden?
Schmutzige Magie
Schmutzige Magie
Banshees waren einmal unbekannte und in der Unterhaltungs literatur kaum verwendete Gestalten. Bis zu dem Moment, als ich mich daranmachte, Schmutzige Magie zu schreiben (dt. Erstveröffentlichung als Bonusmaterial zum Band Blutkind), hatte ich nur die vage Vorstellung von Wesen, die trostlos weinten, kurz bevor jemand starb. Banshees dienten in den Hügeln von Irland als eine Art Frühwarnsystem. Ich ver suchte, diesen Kernpunkt in Erinnerung zu behalten, während ich meine Vorstellung einer Hollows-Banshee verwirklichte. Die Tränen, in denen psychische Energie gespeichert wird, und der Tod durch die Absaugung der Aura verwandelten die stets weiblichen Banshees von passiven Rufern in der Nacht in Alpha-Raubtiere, und machten sie so um einiges interessan ter. Die Eingeweihten wissen, dass die Banshee die gefürchtetste aller Inderlander ist und die von ihr begangenen Morde oft nicht entdeckt oder einfach ignoriert werden. Mia war tiefgründig genug, dass sie den Aufstieg zum Gegenspieler in Bluteid schaffte.
Mia ging erschöpft den nassen, vom Regen entvölkerten Gehweg entlang. Ihre fünfundsiebzig Dollar teuren Pumps klapperten nur leise auf dem nassen Zement. Sie war müde, aber sie konnte nach außen noch eine aufrechte, elegante Haltung zeigen, wenn sie langsam ging. Ihr knöchellanger Regenmantel und der dazu passende, mitternachtsblaue Regenschirm hielten sie trocken, und es war regnerisch genug, dass sie keine Sonnenbrille tragen musste, um ihre bleichen Augen zu schützen, die fast so hell waren wie die eines Albinos.
Mit einer abrupten Kopfbewegung schüttelte sie sich das schwarze Haar aus den Augen, das kurzgeschnitten war, wie sie es mochte. Es gab wenig Verkehr, aber sie wollte nicht riskieren, nassgespritzt zu werden, also ging sie noch dichter an den noblen, gut erhaltenen schmalen Häusern, welche die Straße säumten. Die Papiertüte mit Einkäufen in ihrer Hand war nicht schwer, aber sie fühlte die Bedürfnisse ihrer Tochter. Sie war nicht einfach müde, weil sie ein aufgewecktes Neugeborenes zu Hause hatte. Holly war die erste Banshee, die in über vierzig Jahren in Cincinnati geboren worden war, und wenn es Mia nicht gelang, sie in einem gefühlsreichen Umfeld zu halten, dann nahm sich das Kind das, was es brauchte, von seiner Mutter. Holly konnte schließlich ihre Bedürfnisse nicht an ihrem Vater stillen. Zumindest nicht jetzt.
Mit einem Stirnrunzeln schob sich Mia den Pony aus den Augen und fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zu dieser Zeit ein Kind zu bekommen. Aber als Remus – Psychopath, Mörder und zärtlicher Liebhaber – ihr bei einem misslungenen Vergewaltigungsversuch in den Schoß gefallen war, war die Gelegenheit, seine Wut und Frustration zu nutzen, um ein Kind zu zeugen, einfach zu gut gewesen. Ein Lächeln zog Mias Mundwinkel nach oben. Remus hatte schnell den Unterschied gelernt zwischen sei ner unvernünftigen Wut auf die gesamte Welt und ihrem ech ten Hunger und war anschmiegsam und sanft geworden. Respektvoll. Der perfekte Ehemann, und ein vorbildlicher Vater.
Und der Gedanke an Holly, die fröhliche, neugierige Holly, so hübsch und weich, die ein jüngeres Abbild ihrer Mutter war und unschuldig auf ihrem Schoß brabbelte, während sie sich in Mias Liebe sonnte, erinnerte Mia daran, dass sie es auf keinen Fall anders haben wollte. Sie würde alles für ihre Tochter
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