Blutseele
ihn umbringe, dann untersuchen sie alles viel genauer.«
Es war auf so viele Arten perfekt. Art würde für Piscarys Mord vor Gericht wandern und im Gefängnis landen. Sie durfte ihre eigene Halbjahres-Bewertung schreiben. Für eine Weile würde niemand sie belästigen, weil sie nicht wollten, dass auch in ihrem Bad eine Leiche auftauchte. Sie war jemand, den man nicht unterschätzen durfte. Aber der Gedanke machte sie nicht so glücklich, wie sie es erwartet hatte.
Kisten schien es zu bemerken, denn er berührte ihren Arm, damit sie ihn ansah. Sie blinzelte, weil sein Haar die falsche Farbe hatte und er außerdem kleiner war als sie. Es war eine verdammt gute Illusion. »Du hast es gut gemacht«, sagte er. »Piscary wird beeindruckt sein.«
Schnell bückte sie sich, um das Klebeband aufzuheben. Auch dass Piscary stolz auf sie sein würde, hatte nicht den erwarteten Effekt. Für einen Moment hörte man nur das Reißen von Klebeband, das um Arts Handgelenke und Knöchel gewickelt wurde. Das Band würde ihn nicht aufhalten, aber sie mussten es auch nur bis zur Treppe schaffen.
»Bereit?«, fragte Ivy, als sie das Band in ihre Stofftasche fallen ließ und ihre Stiefel herauszog.
Kisten wischte noch ein letztes Mal über mögliche Stellen mit Fingerabdrücken, dann drehte er sich zu ihr um. »Bereit.«
Ivy setzte sich auf die Kaminumrandung und schnürte ihre Stiefel, während sie den Blick noch einmal durch den Raum gleiten ließ. Der Chlorgeruch wurde stärker, weil das Wasser sich erwärmte, und verdeckte so den Leichengestank. Sie wollte einen Moment mit Art allein sein. Warum zur Hölle nicht? Sie hatte es verdient, ein wenig anzugeben. Ihn wissen zu lassen, dass sie ihn dabei erwischt hatte, wie er einen Mord vertuschte. »Warte im Van auf mich«, sagte sie. »Ich komme gleich.«
Kisten war offensichtlich nicht überrascht und grinste. »Zwei Minuten«, sagte er. »Wenn du länger wartest, dann spielst du mit ihm.«
Sie schnaubte und verpasste ihm einen Schlag auf den Hintern, als er mit ihrer Stofftasche und der Mülltüte die Treppe hinaufging. Sein blondes Haar fing das Licht ein, und sie beobachtete ihn, bis er in einer Welle aus Morgenlicht verschwunden war. Dann wartete sie noch, bis sie entfernt hören konnte, wie der Van gestartet wurde. Erst dann drehte sie Arts Handfläche nach oben und zerschnitt mit der Schere den Strip. Sie steckte sie wieder in den Hosenbund, bevor sie zurücktrat und vorsichtig das Amulett aus seiner Hand zog und wieder in seinem Beutel versenkte.
Für einen Moment dachte sie panisch, sie hätte ihn umgebracht, aber ihre Angst musste die Luft erfüllt haben, da Art zusammenzuckte und seine schwarzen Augen auf sie richtete. Er versuchte sich zu bewegen und konzentrierte sich kurz auf das Klebeband, das seine Handgelenke und Füße fesselte. Mit einem leisen Lachen schob er sich an der Couch in eine aufrechte Position. Ivys Gesicht brannte.
»Piscary hält so viel von dir«, erklärte er herablassend. »Er muss sich mal den Sand aus den Augen wischen und dich als das kleine Mädchen sehen, das du bist. Du spielst mit Jungen, die zu groß für dich sind.«
Er spannte die Arme an und Ivy zwang sich, entspannt zu bleiben. Das Klebeband hielt, und sie beugte sich vor, um ihm ins Gesicht zu schauen. »Bist du okay?«
»Damit machst du dir nicht gerade Freunde, aber ja, ich bin okay.«
Beruhigt, dass sie ihn nicht verletzt hatte, stand sie auf, nahm die Weinflasche und trank noch einen Schluck. Das Feuer wärmte ihre Beine. »Du warst ein böser Junge, Art«, sagte sie, eine Hand in die Hüfte gestemmt.
Er ließ den Blick über sie gleiten und verspannte sich, als ihm klar wurde, dass sie ihre normale Kleidung aus Leder und Stretch trug. Plötzlich war sein Gesicht ausdruckslos. »Warum läuft mein Whirlpool? Welcher Tag ist heute? Wer war hier?«
Wieder zog er an dem Band, und diesmal fing es an zu reißen. Ivy stellte die Flasche ab und trat nah genug an ihn heran, dass ihr weingeschwängerter Atem seine seidigen Haarsträhnen schwingen ließ. Es war egal, ob man ihre Anwesenheit hier nachweisen konnte. Das gesamte I.S.-Hochhaus wusste, wo sie heute Morgen war. »Ich bin schwer enttäuscht«, sagte sie. »Ich bin hierhergekommen, um unsere Abmachung zu erfüllen, und dann finde ich ein anderes Mädchen?«
Art bewegte seine Schultern und spannte seine Arme an. »Was zur Hölle hast du getan, Ivy?«
Mit einem Lächeln lehnte sie sich über ihn. »Es geht nicht darum, was ich
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