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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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öffnenden Van-Tür den friedlichen Nachmittag zerriss, blieben wir stehen. Neben meinem kleinen Cabrio stiegen fünf Männer aus einem weißen Van. Sie alle trugen Anzüge und Sonnenbrillen. Lebende Vampire, und nicht aus Cincinnati. Ihre herausfordernd selbstbewusste Haltung schrie in die Welt hinaus, dass sie sich im Revier von jemand anderem befanden und es ihnen völlig egal war.
    Ich drehte mich in die andere Richtung um, aber da kamen noch einmal fünf Männer über die Wiese auf uns zu. »Zu spät«, flüsterte ich, als wir drei eng nebeneinander auf dem höchsten Punkt der breiten Fußgängerbrücke stehen blieben.
    Audrics Augen waren riesig, aber er war still. Seine Mutter nahm ihn Kisten ab, und sein Gewicht machte ihr anscheinend keine Mühe. »Fang keinen Kampf an«, sagte sie mit Angst in der Stimme.
    Kisten drehte sich zu ihr. »Und wie soll ich ihn dann deiner Meinung nach davon abhalten, sich Audric zu holen?«
    Denk nach, Rachel. Denk nach. »Sharps?«, rief ich und fragte mich, ob der ansässige Brückentroll, mit dem ich mich angefreundet hatte, als ich noch für die I. S. gearbeitet hatte, noch da war. Er würde mir sogar helfen, wenn es sonnig war – wenn die I. S. ihn nicht wieder vertrieben hatte. Aber ich hörte kein antwortendes Plätschern oder Gurgeln. Wir standen allein gegen zehn lebende Vampire. Fairer Kampf, dachte ich und erwärmte mich gerade für den Gedanken, als mir klar wurde, dass wir über Wasser standen. Verdammt, so konnte ich keine Linie anzapfen, um Kraft linienmagie einzusetzen, und meine gesamten Erdzauber waren im Auto.
    »Stehen bleiben. Genau da«, sagte Kisten und hielt beiden Gruppen jeweils eine Hand entgegen. Er stand gebeugt, und er sah mit seinen erwartungsvollen schwarzen Augen aus wie ein Raubtier. Ich fühlte, wie Adrenalin in meine Adern schoss, und trat einen Schritt von Chrissie weg, um mir Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Ich hatte meine Zauber vielleicht nicht, aber trotzdem noch meine Füße und Fäuste. Das ist so dermaßen übel. Ich muss von dieser Brücke runter.
    Ein dünner Mann im Anzug schob sich innerhalb der Gruppe, die über das Gras gekommen war, nach vorne. Nach dem blonden Haar und der Gesichtsform zu schließen, musste er Audrics Dad sein. »Das ist mein Junge«, sagte er schlicht und zeigte mit dem Finger, wobei er preisgab, dass er deutlich zu viele Ringe trug. »Er kommt mit mir.«
    Gut, dachte ich. Kein Monolog. Gleich zum Thema. Ich habe heute noch etwas zu erledigen.
    Audric zitterte, und seine Mutter packte ihn fester. Kisten ließ seine Arme sinken, jetzt, wo beide Gruppen an den Enden der Brücke zum Stehen gekommen waren. »Ich bin sein Onkel«, sagte er leise, und seine Stimme lief eiskalt meinen Rücken herunter. »Wenn ihr glaubt, ihn euch holen zu können, versucht es.«
    Sean schaute an uns vorbei zu den fünf Vamps aus dem Van. Ich bewegte die Finger, als begänne ich einen Kraftlinien zauber, und er presste die Lippen zusammen, weil er die Gestik offensichtlich erkannte.
    »Fühlt ihr euch von Fortuna geküsst?«, fragte Kisten noch, fast lachend.
    Das war nicht gut. Das war so dermaßen nicht gut. Wir standen hier auf einem Bluff. Dass man mich zusammenschlagen würde, war eine Sache, aber das Kind durfte nicht erwischt werden. Besorgt schob ich mich näher zu Kisten. »Kisten?«, versicherte ich mich. »Sag mir, dass du heute brav deine Cornflakes gegessen hast.«
    Er schaute kurz zu mir und dann zurück zu Sean. »Entspann dich. Ich habe bereits 911 gewählt. Errichte einen Schutzkreis, und wir warten einfach, bis die I. S. ankommt.«
    »Ich stehe über Wasser, Kisten«, sagte ich spitz. »Ich kann nicht.«
    Sein Augenlid zuckte ein wenig, aber sonst bewegte er sich nicht. »Oh«, meinte er schließlich. »Dann haben wir ein Problem.«
    Chrissies Augen waren wieder schwarz, als sie sich näher zu uns schob. Unsere Angreifer fühlten offensichtlich eine neue Schwäche, denn die gesamte Gruppe aus dem Van trat gleichzeitig einen Schritt nach vorne.
    »Dann halte sie hin«, meinte ich. »Er glaubt, ich könnte eine Kraftlinie anzapfen, sonst hätten sie uns schon angegriffen. Vielleicht können wir von der Brücke runterkommen.«
    Kistens Schwester holte tief Luft. Ihr Gesicht war bleich, weil sie ihre Welt wanken sah. Ich bekam langsam den Eindruck, dass sie lieber zweimal sterben würde, als Audric aufzugeben. Aber sie war eine Phelps, und sie dachte nach. »Er gehört mir«, erklärte sie laut. »Ich hätte niemals

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