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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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»Um Himmels willen, Chrissie, was glaubst du, was ich da tun kann?«
    Während er sich ihre Erwiderung anhörte, wurde der Geruch von Räucherwerk, der von ihm aufstieg, intensiver und schärfer, irgendwie aggressiver. Und auch seine Augen wurden langsam schwarz, weil sich seine Pupillen vor Wut erweiterten. »Ist er in Ordnung?«, fragte er dann leise. »Nein, hast du richtig gemacht. Ich bin auf der Brücke. Kannst du mich sehen?«
    Jetzt war ich wirklich besorgt, und ich folgte Kistens Blick durch den offenen Park. Über die Wiesen kam eine junge Frau in einem kurzen Businesskostüm auf uns zu, hinter sich einen kleinen Jungen mit Wuschelkopf. Sie hatte ein Telefon am Ohr. Kistens Schwester? Die Frau schrie etwas und beschleunigte ihre Schritte, während sie einen Blick über die Schulter warf. Der kleine Junge, den sie an der Hand hielt, musste rennen, um mitzuhalten, aber wenn er Kistens Neffe war, dann war er ein lebender Vampir und konnte wahrscheinlich schneller rennen als ich. Auch wenn er aussah, als wäre er erst ungefähr sechs Jahre alt.
    »Ich sehe dich«, sagte Kisten, und die Anspannung ließ seine Muskeln verhärten. »Ich rede in einer Minute mit dir.« Mein Puls ging schnell, als er das winzige Handy wieder zuklappte und sich zu mir umdrehte. »Du musst nach Hause.«
    Überrascht trat ich einen Schritt zurück. »Wenn deine Schwester in Schwierigkeiten steckt, kann ich helfen. Damit verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt. Was ist das Problem?«
    Er zögerte kurz, als ob er mir befehlen wollte zu gehen, und atmete dann langsam aus. Seine Finger zitterten, als er meinen Oberarm umfasste und sich zu mir lehnte, aber seine Augen scannten weiterhin die Ränder des Parks. »Kurzversion«, sagte er. »Vor sieben Jahren hatte meine Schwester eine Affäre mit einem Vampir außerhalb von Piscarys Camarilla. Neun Monate später bekam sie einen kleinen Jun gen, fand heraus, dass der Kerl verheiratet ist, und kam nach Hause. Das Leben geht weiter, nur jetzt mit einem Kindersitz im Auto. Vor ein paar Monaten hat es die dämliche Frau des Bastards geschafft zu sterben, was Sean zwar verheiratet, aber ohne einen lebenden Erben zurücklässt. Also verklagt er meine Schwester, um das Sorgerecht zu bekommen.«
    Ich warf einen kurzen Blick auf Mutter und Sohn. Der kleine Junge trug eine Schuluniform, und er sah müde aus, wie er mit schlurfenden Schritten hinter ihr herkam. »Was für ein Arsch«, sagte ich, und Kisten nickte bestätigend.
    »Es wird noch besser. Er hat kein Recht auf den Jungen, weil es sechs Jahre her ist. Aber weil Piscary im Gefängnis ist, glaubt Sean, dass er die Sache einfach durch eine Änderung der Besitzverhältnisse regeln kann. Er hat gerade versucht, Audric vom Schulhof zu entführen.«
    Entsetzt schaute ich an Kisten vorbei auf den kleinen Jungen. »Heiliger Dreck! Ist er in Ordnung?«
    Kisten grinste schief und wandte sich dem Fuß der Brücke zu, als seine Schwester mit klickenden Absätzen auf den geteerten Weg trat und auf uns zukam. »Es geht ihm gut, aber meine Schwester ist kurz davor, jemandem den Kopf abzureißen.«
    »Darauf wette ich.«
    »Sie hat im Club angerufen, und die haben ihr gesagt, wo ich bin. Ich weiß, dass sie ihr folgen werden.« Kisten ballte kurz die Fäuste. »Ich hoffe, sie folgen ihr hierher.«
    Er lechzte nach einem Kampf. Ich hatte das schon früher gesehen. Kisten war kein besonders großer Mann, aber er hatte vampirische Stärke, die er gerne einsetzte, und seinen gelegentlichen Einsätzen als Rausschmeißer hatte er es zu verdanken, dass er auch wusste, wie man sie einsetzt.
    »Kisten«, drängte ich, weil ich meinen Nachmittag nicht in der Notaufnahme verbringen wollte. »Wir müssen ihn doch nur davon überzeugen, dass die Tatsache, dass Piscary im Gefängnis ist, nicht bedeutet, dass seine Vampire eine leichte Beute sind.«
    Als er mich ansah, waren seine Augen völlig schwarz. Und auch wenn seine Stimmung sich nicht auf mich bezog, fühlte ich doch, wie ängstliche Erwartung dafür sorgte, dass sich all meine Muskeln anspannten. »Das ist genau das, was ich vorhabe«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Ich holte Luft, um zu protestieren, aber jetzt hörte ich das Klappern von Absätzen und das Schlurfen von Kinderturnschuhen auf der Brücke. Kistens Schwester war vielleicht in den frühen Dreißigern. Sie musste Audric jung bekommen haben, aber das taten die meisten lebenden Vampire, falls sie unerwartet sterben sollten. Die wenigen Falten

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