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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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in ihrem Gesicht kamen von Stress und Wut. Sie trug ein modisches Business-Kostüm und sah aus wie eine genervte Managerin, die ihr Kind durch einen »Mit Mami in der Arbeit«-Tag schleppte. Sie wirkte gleichzeitig stark und gehetzt.
    »Verdammt noch mal, Chrissie«, sagte Kisten, als er sie umarmte. »Ich hatte dir gesagt, dass Sean Abschaum ist.«
    Die Familienähnlichkeit war unheimlich, bis darauf, dass sie ihre Haare nicht färbte, sondern sie in langen, dunklen Wellen um ihr Gesicht fallen ließ. Zorn stand als düsterer Schatten in ihren Augen. Ihre Pupillen waren so groß, dass sie in der Sonne völlig schwarz wirkten. Sie ließ die Hand des kleinen Jungen nicht los, während sie Kisten umarmte, sondern presste ihrem Bruder nur kurz die Lippen auf die Wange. Für einen Moment konnte ich den Duft eines zitronigen Parfüms riechen.
    »Ich liebe dich auch«, antwortete sie trocken, als sie sich wieder zurückzog. Ihre Augen schossen zu mir, dann wieder zu Kisten. »Danke, dass du mir hilfst. Sie sind dicht hinter mir.«
    Ihre Stimme war stark, aber ich konnte Furcht darin hören, nicht um sich selbst, sondern um ihr Kind. Sie schaute mich wieder an, als ich ihr die Hand entgegenstreckte.
    »Ich bin Rachel«, sagte ich, da mir klar wurde, dass Kisten uns nicht vorstellen würde. »Kistens Freundin.«
    Ihr Griff war fest, aber irgendwie abgelenkt. »Nett, Sie kennenzulernen. Sie sind eine Hexe, oder?«
    Ich nickte, nicht überrascht, dass sie das wusste. Vampire hatten bessere Nasen als fast jede andere nicht menschliche Spezies, ausgenommen vielleicht Pixies. »Jau.«
    Kisten wuschelte dem kleinen Jungen durchs Haar und sagte: »Rachel hat mit Ivy ihre eigene Runner-Firma.«
    Die Frau blinzelte, und ein dünner blauer Ring erschien um ihre Pupille. »Sie leben mit Ivy zusammen? In dieser Kirche? Es ist mir wirklich ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    Ihr Lächeln wurde um einiges … akzeptierender, als ob sie mich jetzt ernst nähme. Nicht wie in »Ich möchte mal abbeißen«, sondern als Gleichberechtigte. Es war ein schönes Gefühl – eines, das ich nicht oft hatte.
    Nachdem ihm klar war, dass wir uns nicht an die Kehle gehen würden – wortwörtlich –, ließ sich Kisten auf ein Knie fallen, um auf Audrics Augenhöhe zu kommen. »Hey, Sportsfreund. Wie geht’s?«
    Der kleine Junge schaute auf. Auf seinen Wangen waren Tränenspuren zu sehen, aber sie waren weggewischt, und er würde wahrscheinlich vehement leugnen, auch nur eine Träne vergossen zu haben. »Hi, Onkel Kisten«, sagte er leise, während er sich den Arm rieb, auf dem man den Abdruck einer Hand erkennen konnte. »Ich fühle mich nicht so toll.«
    Kisten stand mit dem Kind auf der Hüfte auf, und es überraschte mich, wie passend der Junge dort aussah. »Es tut mir leid«, sagte er und ließ ihn einmal ein wenig hüpfen, damit er besser saß. »Deine Mum und ich werden uns sofort darum kümmern.« Er drehte sich zu mir. »Das ist Miss Rachel. Rachel, das ist Audric.«
    Ich lächelte und fand, dass er genau aussah wie Kisten. »Hi, Audric.«
    Der Junge versteckte sein Gesicht an Kistens Hals.
    »Audric«, ermahnte ihn Kisten mit einer sehr erwachsenen Stimme. »Das ist eine wirklich gut aussehende Frau. Sie ist zu alt für dich, aber sei nicht schüchtern. Ihr Name ist Rachel.«
    Chrissie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Kisten …«
    Aber Audric drehte sich um und schaute mich mit großen blauen Augen an. Die letzten Tränenspuren machten seine Wimpern lang und wunderschön. »Hi, Miss Rachel«, sagte er, und ich wusste, dass er einige Herzen brechen würde, wenn er mal älter war. Vampire zeugen schöne Kinder, das Produkt jahrhundertelanger sorgfältiger Zucht von ihren langlebigen Meistern, die Schönheit bewundern und die Zeit haben, mit Blutlinien zu spielen wie Künstler mit Pigmenten.
    »Das ist besser«, erklärte Kisten, und mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass Kisten mindestens genauso sehr ein Produkt von Piscarys Zucht war wie dieses Kind. »Hab niemals Angst vor einer schönen Frau.«
    »Kisten …«, sagte Chrissie wieder, und in ihrer Stimme lag jetzt um einiges mehr Ungeduld.
    Kisten schaute mit einem Hauch von Sorge über den Park hinweg. »Für Höflichkeit ist immer Zeit«, sagte er, nahm unser Essen und wandte sich zum Parkplatz und meinem Auto. Ich wusste nicht, wie wir alle reinpassen sollten. Mein Auto hatte nicht wirklich einen Rücksitz.
    Als das klar erkenntliche Geräusch einer sich

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