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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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alles prima.«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich bemerkte erst, als ich den Stößel losließ, dass meine Finger sich verkrampft hatten. Ich hatte unglaublich hart für meinen schwarzen Gürtel gearbeitet, damit die I. S. mich nicht beim physischen Test rausschmeißen konnte. Sicher, ich hatte fast doppelt so lang dafür gebraucht wie alle anderen und ja, ich lag immer noch nach jeder Stunde zehn Minuten auf dem Rücken, aber ich schaffte alles, was andere auch schafften, und das mit mehr Kraft und Genauigkeit als die meisten.
    Ich wischte mir eine Zornesträne aus dem Augenwinkel, bevor ich den Rührstab verwendete, um noch den letzten Rest aus dem Mörser zu kratzen. Verdammt. Ich hasste es, wenn Robbie mich zum Heulen brachte. Er war gut darin. Allerdings war er auch gut darin, mich zum Lachen zu brin gen. Aber meine Schultern taten unglaublich weh, und meine Knie fühlten sich schon wieder unglaublich weich an. Ich musste mich wieder setzen. Angewidert von mir selbst ließ ich mich in einen Stuhl fallen und stemmte die Ellbogen auf den Tisch. Meine Haare bildeten einen Vorhang zwischen mir und dem Rest der Welt. Ich war noch nicht viel stärker als zu der Zeit, als sie mich aus dem Wunsch-Camp geworfen hatten. Ich wurde einfach nur besser darin, die Folgen abzuschätzen und zu verstecken. Und ich will Runner werden?
    Unglücklich massierte ich meinen Arm, um die Schmerzen zu vertreiben. Aber der Zauber war bis auf die drei Tropfen Hexenblut fertig, und die würden erst hineinkommen, wenn wir auf dem Platz waren. Mom und Robbie sprachen jetzt leiser, aber ihrem Ton konnte ich trotzdem entnehmen, dass sie sich stritten. Ich zog die zweite staubige Kiste zu mir heran und wühlte darin herum, bis ich eine Flasche gefunden hatte, in die ich den Trank füllen konnte.
    Die purpurne erschien mir einfach nicht richtig zu sein, und schließlich entschied ich mich für eine schwarze mit Glasstöpsel. Mit einem Küchentuch wischte ich den Staub ab, dann schüttete ich die Weinmischung hinein. Es überraschte mich, dass sich die Stechpalmen- und Efeuteile ohne Rückstände auflösten. Als Nächstes kam die Hälfte mit dem Zitronensaft, und ich hatte den Kupferkessel tatsächlich schon angehoben, als ich bemerkte, dass ich vergessen hatte, das hineinzutun, was die gesuchte Person identifizierte.
    »Dämliche Hexe«, murmelte ich. Anscheinend wollte ein Teil meines Unterbewusstseins an die Westküste und sich an der Uni den Kopf vollstopfen. Der Zauber konnte nicht funktionieren ohne etwas, das den Geist identifizierte, den man beschwören wollte. Das war die einzige Zutat, die nicht klar benannt war. Die Person, die den Zauber anrührte, konnte sich frei entscheiden. Auf der Liste der vorgeschlagenen Zutaten stand die Asche der Person, Haare … zur Hölle, sogar Fingernägel konnten funktionieren, so eklig das auch war. Ich hatte heute Nachmittag keine Chance gehabt, auf den Speicher zu verschwinden und nach der Kiste mit Dads Sachen zu suchen, also hatte ich nur seine alte Taschenuhr, die ich auf Moms Kommode gefunden hatte.
    Ich warf einen kurzen Blick in den Flur und lauschte auf das leise Gespräch zwischen Mom und Robbie, die wohl immer noch über mich sprachen. Wahrscheinlich wollte ich es gar nicht hören. Nervös zog ich die antike Taschenuhr aus meiner Hose. Ich benutzte die Schere meiner Mom, um ein wenig angelaufenes Silber von der Rückseite abzukratzen. Zurück blieb eine glänzende Stelle, und ich wischte mit dem Finger darüber, um das Glitzern ein wenig zu mildern.
    Gott, sie würde mich umbringen, wenn sie wüsste, was ich hier tue . Aber ich wollte unbedingt mit meinem Dad reden, selbst wenn ich eigentlich nur mit einer Mischung meiner eigenen Erinnerungen sprach, denen vorübergehend Leben verliehen wurde.
    Meine Mutter lachte, und hastig warf ich die Späne in die Flüssigkeit. Die dünnen Splitter sanken auf den Boden, wo sie liegen blieben und überhaupt nichts taten. Vielleicht zählte hier eher der Gedanke dahinter.
    Ich rührte die Mischung noch einmal um, dann klopfte ich den Glasstab ab und schüttete das Ganze zum Wein in das gläserne Fläschchen. Der Zauber war fertig.
    Aufgeregt steckte ich die Phiole und einen Finger-Stick in meine Tasche. Im Buch stand, dass der Trank spontan anfangen würde zu kochen, wenn ich ihn in der rot-grauen Steinschüssel aktivierte, die ich ganz unten in der Kiste gefunden hatte. Der Geist sollte sich aus dem Rauch formen. Es sollte funktionieren. Es muss

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