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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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hätte.
    Marilyn Manson beendete seine … wirklich seltsame Version von »Rudolph the Red-Nosed Reindeer«, und die Leute an der Bühne schrien nach mehr.
    »Sie ziehen die Namen«, erklärte Robbie, der statt der Bühne den Kreis im Blick behielt.
    Aufregung packte mich, und während die Menge vorwärtsdrängte, zog ich mich wieder auf den Rand des Pflanzenkübels zurück. Jetzt würde mir niemand mehr Probleme machen, weil ich darauf stand. Robbie trat zurück, bis ich mich an seiner Schulter festhalten konnte; und von meinem neuen Aussichtspunkt aus beobachtete ich, wie der letzte Name aus dem Karton gezogen wurde. Ich hielt die Luft an, weil ich mir gleichzeitig wünschte und mich davor fürchtete, dass es mein Name wäre, der gleich aus den Lautsprechern schallen würde.
    Ein anderer Mann mit orangefarbener Weste steckte mit einer offiziell aussehenden Frau mit weißen Ohrenschützern die Köpfe zusammen. Die zwei unterhielten sich einen Moment, wobei sie nickte. Dann nahm sie die Namenszettel entgegen und ging zur Bühne, wo Marilyn Küsse in die Menge warf und seine Beine in engen Strumpfhosen präsentierte. Die Menge drehte sich wie ein Fischschwarm, und es wurde immer lauter, während die Menge sich für sie teilte.
    »Kannst du was sehen?«, fragte Robbie. Ich nickte, während mein Knie gegen seinen Rücken stieß.
    Erwartung sorgte dafür, dass selbst meine Fingerspitzen kribbelten. Mit dem Rücken an diesem riesigen Felsen und so hoch über allen anderen hatte ich eine fantastische Aussicht. Ich beobachtete, wie die Frau vor der Bühne stehen blieb und zur Band hinaufstarrte. Jemand streckte die Hand aus, um ihr den Aufstieg auf die Holzfläche zu erleichtern. Ein Lachen ging durch die Menge, als sie den Sprung wagte, und die Frau war offensichtlich ein wenig außer Fassung, als sie sich zur Menge umdrehte. Marilyn gab ihr ein Mikrofon und sagte kurz etwas, bevor die verkniffene Frau zur Mitte der Bühne schritt.
    »Ich werde jetzt die Namen verlesen«, sagte sie einfach, und in der Menge breitete sich ein aufgeregtes Murmeln aus. Sie warf einen scheuen Blick hinter sich, als der Schlagzeuger das Ganze noch durch einen Trommelwirbel unterstützte.
    Robbie zog an meinem Ärmel, und ich verpasste den ersten Namen – aber es war auf jeden Fall nicht meiner. »Du solltest jetzt loslegen«, sagte er, wobei er mit roten Wangen und eifrigem Blick zu mir aufsah.
    Adrenalin schoss durch meine Adern, und ich berührte meine Tasche. »Jetzt?«
    »Richte zumindest alles her, während alle auf die Bühne starren«, meinte er, und ich nickte.
    Er drehte sich wieder um und applaudierte dem nächsten Kandidaten. Auf unserer Seite des Platzes standen bereits zwei aufgeregte Auserwählte am Kreis und zeigten der Security ihre Ausweise. Mit klopfendem Herzen warf ich einen kurzen Blick auf die Leute um mich herum. Tatsächlich hatte uns Robbie eine ziemlich gute Stelle ausgesucht. Zwischen dem Felsen und dem Rand des Pflanzenkübels war eine kleine Nische. Niemand sonst konnte mir nahe kommen, und nachdem Robbie vor mir stand, konnte auch niemand sehen, was ich tat.
    Der Schneefall schien zuzunehmen. Ich atmete schnell, als ich den eierförmigen rot-weißen Stein auf den Boden stellte und zurechtrückte. Die kleine Vertiefung darin würde genau die Menge eines Trankes fassen. Es war eine der teureren – und selteneren – Zaubergerätschaften meiner Mom, und ich würde für mindestens ein Jahr Hausarrest bekommen, wenn sie herausfände, dass ich es benutzte.
    Der letzte Name wurde verlesen, und die Menge schien kollektiv aufzuseufzen. Aber die Enttäuschung verwandelte sich schnell wieder in Aufregung, als die letzten paar Glücklichen sich ihren Weg zum Kreis bahnten, um ihren Namen in das Buch einzutragen und damit ein Teil von Cincinnatis Geschichte zu werden. Ich zuckte zusammen, als die großen Scheinwerfer auf dem Platz erloschen. Es kam nicht unerwartet, aber trotzdem überraschte es mich. Die winzigen, weit entfernten Lichter an den umstehenden Gebäuden schienen auf uns herunter wie eigens arrangierte Sterne.
    Die Anspannung wuchs, und während der Lärm noch einmal zunahm, ging ich vor dem Stein in die Hocke, zog meine Handschuhe aus und stopfte sie in eine Manteltasche. Ich musste es richtig machen. Nicht nur, damit Robbie mich zur I.S. ließ. Ich wollte auch nicht an die Westküste und Mom alleine lassen. So gemein konnte Robbie doch nicht sein, oder?
    Aber als er über die Schulter einen grimmigen Blick

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