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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Zauber sollten ausreichen, ihm wenigstens fünf Minuten zu erkaufen.
    Jenks war beim ersten Ploppen der Pistole wieder in die Luft gestiegen. Jetzt schwebte er neben Trent, während sie beide auf die schlafenden Elfen hinabsahen. »Dann hol dein Kind und lass uns hier verschwinden«, meinte der Pixie. Trent stockte der Atem.
    Sein Kopf drehte sich zu dem dunklen Torbogen, und plötzlich waren seine Knie weich wie Gummi.
    »Los, geh schauen!«, drängte Jenks. »Ich habe die Kameras alle in Dauerschleife gelegt, und ich werde hier draußen aufpassen. Ich kann sehen, wenn diese schlafenden Schönheiten hier wieder aufwachen, und nach ihren Auren zu schließen, dauert das noch gute zehn Minuten.«
    Zehn Minuten, dachte Trent. Alles in ihm drängte darauf, seine Tochter zu sehen, aber dann drehte sich der Türknauf. Jede Unze von Coolness, die er besessen hatte, löste sich in Luft auf. Panisch sprang er zur Tür, riss auf dem Weg sein Zauberband und die Kappe vom Boden und presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Jenks schoss zur Decke. Die Körper von Bob und Megan lagen gut sichtbar auf dem Boden. Dagegen konnte er nichts tun. Sein Herz raste, und er hob Megans Pistole. Es musste eine Göttin geben – nur ein göttliches Wesen konnte sich damit amüsieren, ihn erst glauben zu lassen, er hätte eine Chance, nur um ihm seine Aufgabe dann quasi unmöglich zu machen.
    Die Pistole lag warm in seiner Hand. Er dachte an die sechs Wachen vor der Tür und hielt den Atem an, als Mrs. Withon in den Raum trat.
    Die Frau stoppte, als sie die Körper auf dem Boden entdeckte. Trent verzog das Gesicht, weil er wusste, dass es vorbei war. Jenks erzeugte ein leises Flügelpfeifen, und die Frau hob den Kopf. Ihr Entzücken verwandelte sich schnell in Angst, als sie den Pixie sah und erkannte. Und dann fiel ihr Blick auf Trent.
    »Bitte komm rein und schließ die Tür«, flüsterte Trent mit auf sie gerichteter Pistole. »Ruf die Wachen später, wenn es sein muss, aber ich möchte erst mit dir allein sprechen.«
    Die Frau versteifte sich, aber sie trat mit einem Fuß die Tür hinter sich zu. Sie wandte sich Trent erst zu, als die Tür ganz geschlossen war. Ellasbeth’ Mutter schwieg einen Moment lang, und Trents Entschlossenheit vertiefte sich, während die ältere Frau ihn von oben bis unten musterte. Unlesbare Gefühle huschten über ihr Gesicht. »Sind sie tot?«, fragte sie angespannt, wobei sie ihm direkt in die Augen sah, ohne die Pistole zu beachten.
    »Nein. In der Vorratskammer liegt noch ein dritter. Das mit dem Mann im Wald tut mir leid. Ich war unvorsichtig.«
    Ellie atmete tief durch, und ihre schmalen Schultern entspannten sich ein wenig. Sie stand mit dem Rücken zur Tür. In einer Sekunde hätte sie alle Wachen in den Raum rufen können, wenn sie es gewollt hätte. Trent bezweifelte allerdings, dass sie das tun würde. Die meisten magischen Texte in seiner Bibliothek stammten ursprünglich von hier. Langsam senkte er die Pistole. Diese Auseinandersetzung würde er durch List gewinnen müssen – die eine Elfenkunst, die er sein Leben lang praktiziert hatte.
    Die kultivierte Frau vor ihm ähnelte Ellasbeth kein bisschen. Sie war fast zwanzig Zentimeter kleiner und in kühle Schattierungen von Grau und Silber gekleidet, die zu ihrem hellen, glatten Haar passten, das Trents so ähnelte und damit auch dem seiner Mutter. »Hast du sie gesehen?«, fragte Ellie, gleichzeitig stolz und voller Angst.
    »Nein.« Wieder sanken ihre Schultern nach unten, doch sie bewegte sich immer noch nicht. »Ellie, es tut mir leid, dass es dazu kommen musste«, sagte Trent. Er verspürte Erleichterung darüber, dass er innerhalb von Ellies Haus niemanden getötet hatte. Er hatte immer geglaubt, Ellie als Schwiegermutter zu bekommen, wäre noch das beste an der arrangierten Ehe gewesen. »Ellasbeth hat sich das selbst zuzuschreiben. Hat jede andere Möglichkeit abgelehnt. Du weißt, dass ich es versucht habe.«
    »Du kannst nicht aus diesen Räumen entkommen«, erklärte die ältere Frau fest, doch es lag auch ein Hauch von Angst in ihrer Stimme. Jenks, der unter der Decke schwebte, kicherte. »Selbst wenn du mich oder Lucy als Geisel nimmst. Die Wachen wurden angewiesen …«
    »Was?«, fragte Trent bitter. »Deine Enkelin zu töten, bevor ich mit ihr entkommen kann?« Frust stieg in ihm auf, und er erkannte, dass Ellie ähnlich empfand. Dann breitete sich Entsetzen in ihm aus, als er das Ausmaß von Ellasbeths Hass erkannte. Er hatte

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