Blutseele
Gefühl durchfuhr ihn. »Los, weck sie auf!«, verlangte Ellie laut. Trent verzog das Gesicht, doch er trat zur Wiege. »Ich will sehen, was dann passiert.«
Sehen, was passiert?, dachte er. Er sollte ein Imperium durch das Lachen eines Kindes gewinnen?
»Deck mir den Rücken, okay?«, murmelte er Jenks zu, und der Pixie brummte zustimmend. Trent warf der älteren Frau einen Blick zu, die sich mit verschränkten Armen und nachdenklicher Miene an die Wand zurückgezogen hatte. Sie hatte die Zähne zusammengebissen, und in ihren Augen blitzte Wut. Doch all seine Sorgen und Ängste lösten sich auf, als er in die Wiege sah und auf seine unruhig schlafende Tochter herablächelte. Er konnte einfach nicht anders. Ihre Haut wirkte so glatt, ihr Schlaf so verbissen. Seine Schultern entspannten sich, und er stellte fest, dass er sie nicht einfach wachrütteln konnte.
»Ta na shay, mi de cerrico «, flüsterte er mit brechender Stimme, dann holte er tief Luft. »Ta na shay, mi de cerrico day folena«, sang er. Seine Stimme wurde fester, als Lucy im Schlaf die Stirn runzelte und ihre unruhigen Bewegungen kurz stockten. »Rovolin de mero, de sono, de vine. Esta ta na shay, mi de cerrico.«
Jenks’ Flügel klapperten, als er auf Trents Schulter landete, und zusammen beobachteten sie, wie Lucy die Augen öffnete. Sie waren so grün wie ein aufgewühltes Meer, als sie sich auf ihn richteten. Trent lächelte, weil ihn ihr wilder Widerstand bezauberte. »Hallo«, hauchte er. Seine Tochter trat mit den Beinen und krähte, als wollte sie sagen: »Wo warst du?«
Erst dann streckte er die Arme aus und hob sie hoch, bis ihre Decke nach unten rutschte und er ihren Körper in dem pinken Schlafanzug in seiner Gesamtheit sehen konnte. »Lucy!«, sagte er. Er fühlte sich, als könnte die Welt jetzt in diesem Moment untergehen, und er würde glücklich sterben. »Schau, wie perfekt du bist!«
Das kleine Mädchen lachte und trat mit den Beinen, weil sie das Gefühl von Luft um sich genoss. Dann sah sie ihre Flasche auf dem Tisch, verzog das Gesicht und lehnte sich in diese Richtung, während ihre fröhlichen Babygeräusche einen verzweifelten Unterton annahmen.
Besorgt zog Trent Lucy an sich. Er hielt ihren Kopf und wich Ellies nachdenklichem Blick aus, während er Lucy an sich drückte und ihr mit ungeschickten Bewegungen die Flasche gab. Lucy packte das Gefäß entschlossen und saugte heftig daran, während sie Trents Gesicht musterte und mit dem von Ellie verglich, die inzwischen neben ihn getreten war.
»Ohne sie gehe ich nicht«, sagte Trent, ohne zu wissen, was als Nächstes passieren würde.
Ellies Miene verhärtete sich. »Dann wirst du hier sterben.«
»Dann soll es so sein«, erwiderte er, wandte der Frau den Rücken zu und ging Richtung Vorzimmer. Er spannte sich an und dachte an die Waffe mit Schlaftränken in seinem Gürtel. Es wäre schwierig, gleichzeitig Lucy zu tragen und zu feuern, aber er würde es schon schaffen. Jenks’ Flügel klapperten über seinen Schultern. Offensichtlich verunsicherte Trents Ruhe den Pixie.
»Du kannst nicht aus diesen Räumen entkommen!«, sagte Ellie leise. Lucy saugte heftiger an ihrer Flasche, während sie das Glas mit wilder Entschlossenheit umklammerte. »Diese Metzger da draußen sind angewiesen, dich niederzumähen, sobald sie dich sehen! Selbst, wenn du Lucy dabeihast!«
Die Frau klang verzweifelt, und eine Ahnung stieg in ihm auf. Sie wollte ihre Enkelin nicht in Gefahr bringen. Sie wollte, dass er das Mädchen mitnahm, aber sie brauchte noch einen kleinen Anstoß. »Wenn sie sofort auf uns schießen, brauche ich deine Hilfe, Jenks. Würdest du mir die Ehre erweisen, mein Kind zu beschützen, während ich mich um die Wachen kümmere?«
Jenks schwebte direkt über Lucy, und das Mädchen schielte und hörte kurz auf zu trinken, als der Pixie auf der Flasche landete. »Bis zum letzten Atemzug«, sagte er, und sein Staub wurde tiefschwarz.
Trent nickte zustimmend, dann schob er sich an Ellie vorbei.
»Trenton, nein!«, rief sie, als er nach dem Türknauf griff. »Sie könnten sie umbringen!«
»Dann hilf mir«, erwiderte Trent. Er wartete mit dem Rücken zu ihr und zählte bis drei. Schweigen breitete sich aus, und er packte den Türknauf fester.
»Warte«, flüsterte sie. Trents Herz raste, und er schloss in einem stillen Dank an die Göttin die Augen. Er hatte geblufft. Auf keinen Fall wäre er mit seinem Kind in den Armen aus diesem Raum gegangen und hätte Lucys Leben
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