Blutseele
auf, weil er Verbitterung in ihrer Stimme hörte. Sie wollte nicht, dass Lucys Ohren kupiert wurden. Ellie wollte ebenfalls, dass die Elfen an die Öffentlichkeit traten. Aber Lucys Geburt hatte Ellie ihres politischen Einflusses beraubt und ihn auf ihre Tochter übertragen, weil Ellasbeth Kinder bekommen konnte und Ellie nicht. Es war eine alte Tradition, geschaffen von einer Gesellschaft, die davon besessen war, ihre Anzahl zu erhöhen. Und sie war inzwischen absolut nutzlos. Trent schwor sich, das zu ändern – wenn er die Chance dazu bekam.
Er konnte Lucy nicht hierlassen. Mit frisch erwachter Entschlossenheit streckte er die Arme aus, um seine Tochter hochzuheben.
»Nein!« Ellie zog seine Hand zurück, und Jenks schoss in den Torbogen.
Wütend packte Trent die Hand der Frau und löste ihre Finger von der Wiege. »Das ist mein Kind«, sagte er, während er ihre beiden Handgelenke mit einer Hand fixierte. Die Frau wand sich in seinem Griff, und ein Hauch von Kraftlinienenergie hob sich wie eine Warnung zwischen ihnen, während sie ihn böse anstarrte. »Ich kann sie jetzt nehmen, und deine Wünsche sollen verdammt sein. Aber ich möchte, dass du sie mir gibst. Ich will, dass du selbst sie mir gibst, Ellie. Dass deine Stimme verstummen soll, nur weil du keine Kinder mehr gebären kannst, ist hirnverbrannt und jetzt, wo unsere Zahl wieder steigen wird, vollkommen nutzlos. Ich will … dass du mir meine Tochter gibst .«
Mit weit aufgerissenen Augen zögerte die Frau. Angespannt dachte sie nach, was Trent mehr Sorgen bereitete, als wenn sie um Hilfe gerufen oder Flüche geschrien hätte. »Sie ist auch mein Kind«, meinte Ellie atemlos. »Wie begründest du deinen Anspruch auf Lucy?«
Trent runzelte die Stirn. Wut tobte in ihm, während er mit dem Drang kämpfte, sich zur Wiege umzudrehen, weil er Angst davor hatte, den Blick von Ellie abzuwenden. »Deine Tochter ist ein verzogenes, streitlustiges Balg, das an niemanden denkt außer sich selbst«, erklärte er bitter. »Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, um unserem Volk die Chance aufs Überleben zu schenken. Und ich werde es wieder tun. Von wem willst du dieses Kind aufziehen lassen? Von einer selbstzentrierten Frau, die sich von einer Abmachung abwendet, die unserem Überleben dient, weil sie ihr unangenehm ist? Einer Frau, die Lucy beibringen wird, dass das Ich wichtiger ist als die Gesellschaft? Ellasbeth ist gegangen. Sie hat mich im Stich gelassen und damit auch den Plan, unser Volk zu retten. Dieses Kind und alles, was wir in unserem Leben erreichen wollten, gehört von Rechts wegen mir. Mir ist egal, was die Traditionen sagen. Ellasbeths Meinungen sind abartig. Ich will, dass du sie mir gibst.«
»Aber sie ist meine Enkelin!«, flehte Ellie mit Tränen in den Augen.
Trent biss die Zähne zusammen und verlagerte seinen Griff. Etwas im Gesicht der Frau brachte ihn dazu, beide Hände einzusetzen. »Ellasbeth kann weitere Kinder bekommen«, erklärte er bitter. »Lucy gehört mir!« Er zögerte, als er sah, dass die ältere Frau trotz ihrer Wut fast weinte. »Wir stehen immer noch am Rande der Ausrottung, Ellie. Du weißt das. Lucy ist es wert, für sie zu sterben, aber Ellasbeth versteht das nicht. Ich schon. Gib sie mir. Ich werde sie sicher hier wegbringen. Sie ist ein Kind, kein Druckmittel, das man für seinen Stolz opfern kann!«
Ellis gequälter Blick huschte von Trent zur offenen Tür und dann zu Jenks, der inzwischen über der Wiege schwebte und mit schräg gelegtem Kopf nach unten sah.
»Wenn du es schon nicht für mich tust, tu es für meine Mutter«, bat Trent, während er langsam seinen Griff um die Arme der älteren Frau lockerte. »Du weißt, dass sie es genauso wie du gehasst hat, ihr wahres Selbst verbergen zu müssen.«
Ellie suchte seinen Blick, als er sie losließ. »Du kämpfst mit schmutzigen Tricks.«
Trent konnte ein nervöses Lächeln nicht unterdrücken, aber es verblasste schnell wieder. »Und du könntest mich mit einem einzigen Zauber erledigen – aber das hast du nicht getan. Warum?«
Die Frau stand einfach vor ihm. Sie roch nach Wind und Gischt, nach Zimt und Wein, und nach einem Moment sack ten ihre Schultern ergeben nach unten. Trents Atem stockte, weil Hoffnung in ihm aufstieg. »Sie hat nie gelächelt«, flüsterte sie mit einem Blick zur Wiege. »Ihr Schlaf ist immer unruhig«, fügte sie hinzu, während ihr sorgenvoller Blick wieder Trents suchte. »Weck sie auf«, befahl sie, und ein unbehagliches
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