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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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riskiert. Aber es war noch nicht vorbei. Sanft hielt er Lucy im Arm, während das Mädchen seine Flasche umklammerte, doch seine Miene war hart, als er sich zu Ellie umdrehte.
    Die ältere Frau sah kurz auf die Tür hinter ihm. In ihren Augen stand Angst. »Die Wachen werden mir nicht gehorchen. Dieser Weg ist dir versperrt. Pixiestaub verstärkt Sprengstoffe, richtig?«, fragte sie leise.
    »Hey!«, fragte Jenks kampfeslustig. »Wer hat dir das erzählt?«
    Ellie zuckte mit den Achseln. »Trent ist nicht der Einzige mit einer alten Bibliothek. Die meisten Bücher seiner Mutter stammen ursprünglich von mir.« Mit hochgezogenen Augen brauen drehte sie sich zu Trent um, und er fragte sich, ob sie das schon die ganze Zeit vorgehabt hatte und nur sehen wollte, wie entschlossen er wirklich war. »Die westliche Wand des Kinderzimmers ist eine Außenwand. Diesen Weg kannst du nehmen.«
    »Sie ist fast einen Meter dick!«, rief Trent. Lucy trat in Reaktion auf seine erhobene Stimme mit den Beinen aus. »Mein Sprengstoff ist dafür gedacht, Schlösser zu sprengen, nicht Steinmauern.«
    »Es gibt ein Fenster.« Ellie drehte sich um und ging mit großen Schritten ins Kinderzimmer. »Es sind nicht neunzig Zentimeter Stein, sondern neunzig Zentimeter Dämmmaterial«, rief sie aus dem zweiten Zimmer zurück. Trent sah Jenks an. Der Pixie schwebte unsicher vor ihm.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass ich reingelegt wurde?«, fragte Trent.
    Jenks lachte leise. »Weil wir anscheinend reingelegt wurden.«
    Trent drückte Lucy eng an sich und trat ins Kinderzimmer, wo Ellie eine Wand abklopfte und den Kopf lau schend schräg gelegt hatte. Lucy jammerte leise, und Trent schnappte sich die Decke aus der Wiege. »Warum?«, blaffte er Ellie an, während er ungeschickt die Decke um Lucy wickelte. Das Mädchen schüttelte den Stoff sofort wieder ab.
    Ellie drehte sich kurz um, dann klopfte sie weiter mit listiger Miene die Wand ab und lauschte. »Mir hat gefallen, was ich gesehen habe, nachdem du sie aufgeweckt hast.«
    Trent trat näher und hob ungläubig eine Hand. »Sie hat nach ihrer Flasche geschrien.«
    Das Geräusch der Wand veränderte sich, und Ellie richtete sich auf. »Ich habe nicht Lucy angeschaut. Ich habe dich beobachtet. Geh jetzt. Bevor ich meine Meinung ändere.« Ihr zärtliches Lächeln verschwand, dann streckte sie die Arme aus und steckte Lucys Decke ordentlich fest. »Ich werde dich vermissen, mein Liebling«, sagte sie und küsste das quengelnde Baby auf die Stirn. Lucy packte eine Strähne ihres Haares. Blinzelnd löste Ellie die Finger des Mädchens und drückte seine winzige Hand nach unten. Dann wandte sich die Frau mit gesenktem Kopf ab.
    Schuldgefühle überschwemmten Trent, während er sein kleines Paket mit Sprengstoff herauszog. Jenks plapperte begeistert vor sich hin, dann nahm er sein Schwert und stieß damit Löcher in die Wandisolation, um den Sprengstoff angemessen zu positionieren.
    »Ellie, warum?«, fragte Trent wieder.
    »Ich habe deine Fortschritte beobachtet«, sagte sie leise, ohne sich zu ihm umzudrehen. »Nicht nur in letzter Zeit, sondern schon seit dem Tod deines Vaters. Ich habe geglaubt, du wärst fehlgeleitet und leicht zu führen. Ich hatte unrecht – du hast deine Feinde immer nah bei dir behalten. Ich dachte, du wärst zu ängstlich und unfähig, flexibel zu denken – und doch hast du es fast mühelos und gegen alle Wahrscheinlichkeit hierhergeschafft. Du bist zu sorglos mit Leben umgegangen – aber etwas in dir hat sich verändert. Ich weiß, dass du meine Enkelin besser erziehen wirst, als es mir bei meiner Tochter gelungen ist.« Jetzt wandte sie sich um, und in ihren Augen standen Tränen. »Wir brauchen Lucy. Aber wir brauchen sie mit einer Stärke, die du ihr wahrscheinlich geben kannst.« Sie senkte den Kopf, während stille Tränen aus ihren Augen fielen. »Du hast Opfer gebracht«, sagte sie, ergriff Trents Hand und ließ einen Finger über seine Handfläche und die Zwillingslinie gleiten, die seine Mutter so gestört und bei seinem Vater ein Stirnrunzeln hervorgerufen hatte. »Und du wirst sie auch in der Zukunft bringen. Außerdem besitzt Ellasbeth schon genug Puppen.«
    Das klang verbittert. Trent schluckte schwer. Trauer überschwemmte ihn wie eine Welle, die oben in der Sonne glitzerte und unten nur Kälte verbreitete. Er holte Luft, um etwas zu sagen, irgendetwas, aber es gab nichts zu sagen. Er konnte Ellie nichts zurückgeben. Sie brachte das größte Opfer von

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