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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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vor seinem inneren Auge Visionen von Tollwut und Nadeln aufstiegen. »Oh, Liebes«, sagte er, während er zu einem nahe stehenden Regal eilte und sich eine Transportbox für Mäuse schnappte. »Leg sie hier rein. Du solltest niemals mit einer Fledermaus spielen. Nie.«
    »Siehst du? Das habe ich Mama auch gesagt!«, erklärte die Kleine triumphierend, während ihre kleine, weiße Hand das tote oder bewusstlose Tier in die Kiste fallen ließ. Cooper schloss den Deckel und unterdrückte einen kalten Schauder, als die Krallen des Tiers über das Plastik kratzten. »Sie glaubt, Fledermäuse sind sicher, weil sie fliegen können. Aber ich mag Katzen. Sie können selbst tagsüber herumschleichen.«
    O mein Gott, dachte Cooper, während er sich gleichzeitig fragte, ob er das kleine Mädchen nach hinten mitnehmen sollte, damit es sich die Hände waschen konnte. Eine Fledermaus, die sich einfach so hochheben ließ, war auf keinen Fall gesund. Wer zur Hölle sollte eigentlich auf dieses Mädchen aufpassen? »Liebes, kennst du die Telefonnummer deiner Mom?«
    »Willst du jetzt tauschen?«, fragte sie mit unschuldig aufgerissenen Augen.
    Cooper wurde kalt, und er tätschelte dem Mädchen den Kopf. »Wenn deine Mutter sagt, dass es in Ordnung ist. Hast du ihre Handynummer?«
    Ein weibliches Räuspern im vorderen Teil des Ladens erschreckte ihn. Er riss die Hand vom Kopf des Mädchens und wirbelte zu der Frau herum, die kurz hinter der Tür stand. Sie hatte die Arme über der Brust verschränkt und musterte das Mädchen streng.
    Die Glocken haben nicht geklingelt, dachte er, während das Mädchen mit den hübschen schwarzen Schuhen scharrte. In den Armen hielt sie das schwarze Kätzchen, das fast in dem Pelzmantel ertrank. Wie …?, fragte er sich. Wie hat sie die Katze so schnell aus dem Käfig geholt?
    »Emily, ich hatte dir befohlen, auf mich zu warten«, sagte die Frau. Sie trat mit schwingenden Hüften näher, und ihre hochhackigen Stiefel klapperten über das Eichenparkett. Anscheinend machte sich die Frau keine Sorgen, weil er ihre Tochter angefasst hatte. Sie wirkte vielmehr amüsiert. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit der kleinen Nase leuchtete vor guter Laune. Die Familienähnlichkeit war offensichtlich – von den roten Haaren über das tiefe Grün ihrer Augen bis hin zu der Haut, die so hell war, dass ihre Lippen förmlich rot leuchteten.
    Cooper wurde warm, und er trat einen Schritt von dem kleinen Mädchen zurück. Er hätte es nicht anfassen sollen, aber bei Gott, ein kleines Mädchen sollte nicht mit einer toten Fledermaus in der Tasche herumlaufen.
    »Ich war vorsichtig, Mama«, sagte das Mädchen trotzig. »Ich habe gewartet, bis der Hund weg war.«
    »Ich bin nicht wegen des Hundes wütend«, erklärte die Frau und legte eine besitzergreifende Hand auf die Schulter ihrer Tochter. »Du kannst Leonard nicht verkaufen, egal, wie wenig du ihn magst.«
    »Er beißt!«, protestierte Emily. »Ich hasse ihn! Immer ergreifst du Partei für ihn. Das ist nicht fair!«
    »Ma’am, jede Fledermaus, die sich von Ihnen hochheben lässt, ist krank. Ich muss sie der Gesundheitsbehörde übergeben«, setzte Cooper an. Er wollte die beiden möglichst schnell loswerden, aber er hatte eine gesetzliche Verpflichtung.
    »Diese Fledermaus ist ein Haustier«, erklärte die Frau. »Vor dem heutigen Tag hat er noch nie den Nachthimmel gesehen.« Sie kniff in vorgetäuschter Strenge die Augen zusammen, als sie wieder ihre Tochter ansah. »Du und ich werden uns eingehend unterhalten müssen, junge Dame.«
    Cooper zögerte. Die Frau streckte eine lange, schlanke Hand nach dem Käfig aus. Er bemerkte, dass sie keinen Ehering trug, und ihr Lächeln wirkte abschätzend, als er die Augen hob und feststellte, dass sie seinen Blick durchaus bemerkt hatte.
    »Bitte«, sagte sie mit sanfterer Stimme. »Die Fledermaus ist nicht krank. Ich würde meiner Tochter auf keinen Fall den Kontakt mit krankem Ungeziefer erlauben. Wofür halten Sie mich?« Sie lachte und warf dabei den Kopf zurück, um einen langen, wunderschönen Hals zu präsentieren. Die Vögel schlugen mit den Flügeln, klammerten sich an die Gitter ihrer Käfige und zwitscherten.
    Mit einem mulmigen Gefühl gab Cooper ihr die Transportkiste. »Ein Haustier?« Die Frau war offensichtlich keine Alkoholikerin; sie wirkte wie jemand, der durch Pilates und Yoga schlank blieb, nicht durch Alkohol. »Ich glaube, er ist tot«, fügte Cooper hinzu. Sofort wirkte die Frau besorgt.
    Mit einer schnellen

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