Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Fantasiert.« Lilly war froh, dass er in der Dunkelheit nicht sehen konnte, dass sie rot wurde.
    Besorgt zog er den Arm zurück. »So alt ist sie noch nicht.«
    Lilly nickte, dann drängte sie die Dankbarkeit zurück, die in ihr aufstieg, weil er – irgendwer – sich Sorgen machte. »Ich weiß. Deswegen mache ich mir ja solche Gedanken. Sie redet viel über die Vergangenheit. Ich glaube, es liegt daran, dass Meg älter wird und sie an etwas erinnert, was sie für immer vergessen wollte.« Lilly holte tief Luft, bevor sie sich entschloss, es endlich hinter sich zu bringen. Deswegen hatte sie schließlich Kevin angerufen, nicht irgendjemand anderen.
    »Kevin, hat dein Dad dir je erzählt, was passiert ist, als sie vierzehn waren? Meine Mom will nicht darüber sprechen.« Auf keinen Fall würde sie ihm erzählen, dass ihre Mutter etwas von einem wunderschönen Jungen im Wald fantasierte und dass sie Hühner tötete, um ihn in einen Baum zu verwandeln.
    Kevin runzelte die Stirn und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Nein. Er will auch nicht darüber reden, aber ich habe einiges gehört. Das ist einer der Vorteile daran, wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, die sich noch an die Zeit erin nern können, als man Windeln getragen hat. Sie halten einen entweder für einen Idioten oder für taub.«
    Lillys Herz machte einen Sprung, und sie trat näher an das Auto heran. »Wurde sie vergewaltigt?«
    Die Erleichterung, die Lilly überschwemmte, als er den Kopf schüttelte, war so allumfassend, dass ihre Knie fast unter ihr nachgegeben hätten. »Nein. Gott sei Dank nicht. Sie und mein Dad haben beim Blaubeersuchen die Leiche eines ermordeten Landstreichers gefunden.«
    Toter Landstreicher … das erklärt einiges. Und doch verleiht es auch Moms Geschichte mehr Glaubwürdigkeit.
    »Eine Weile haben die Leute vermutet, dass der Mörder vielleicht auch hinter den beiden her wäre. Sie haben zusam men Huckleberry Finn gespielt und sind ein paar Tage verschwunden, bevor sie eines Abends verkratzt und dreckig beim Abendessen aufgetaucht sind. Niemand hat je herausgefunden, wer der Mann war. Niemand hat seine Leiche für sich beansprucht. Er liegt auf dem Armenfriedhof, nur für den Fall, dass jemand ihn suchen kommt. Wenn du willst, zeige ich dir seinen Grabstein. Es gibt keine Akte. Zumindest konnte ich keine finden.«
    »Okay. Danke auf jeden Fall.« Eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Grauen erschwerte Lilly das Denken. Abgelenkt zupfte sie an ihrem Hemd, um einen Luftzug zu erzeugen. Die Luft war drückend.
    »Willst du, dass ich mich mal umsehe? Die Scheune kon trolliere? Wilde Hunde sind gefährlich, wenn sie Rudel bilden. Ich sollte auch die Höhlen auf deinem Grundstück durchsuchen.«
    »Nein.« Die Antwort kam zu schnell, also lächelte sie ein aufgesetztes Lächeln. Auf keinen Fall wollte sie ihn auf ihrer Farm, ihrem Land. »Wir haben keine Hunde gesehen. Pep per würde uns warnen. Danke, dass du mir erzählt hast, was passiert ist.«
    Kevin nickte. Es war offensichtlich, dass er noch nicht fahren wollte, dass er noch etwas zu sagen hatte. Lilly wollte es nicht hören. Mit den Händen in den Taschen wich sie zurück. Kevins Lächeln verblasste, aber Lilly war egal, ob er unglücklich war. Sie hatte nicht mit der Frau geschlafen, die ihr die Haare schnitt.
    »In Ordnung«, sagte er, während sein Blick die Straße entlang Richtung Stadt glitt, die von hier aus nicht zu sehen war. »Und falls du je einfach mal reden willst …«
    Genau . »Fahr vorsichtig, Kevin. Achte auf Gürteltiere.«
    Er zögerte und nahm noch einmal die Hand vom Zündschlüssel. »Lilly, es tut mir leid. Ich war ein totales Arschloch. Ich weiß, dass es nichts ändert, aber es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Es war ein Fehler. Ein riesiger, dämlicher Fehler.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen löste sie den Blick von seinem Auto und starrte in die flimmernden Sterne, während sie Kevin gleichzeitig dafür verfluchte, dass er so vernünftig klingen konnte. Selbst als sie die beiden ertappt hatte, war er ruhig geblieben. Sie hatte geschrien und vor seinem Schweigen nur umso hysterischer gewirkt. Ich will nicht allein sein.
    Kevin rückte näher zur Autotür und ließ seinen Arm aus dem Fenster hängen, wahrscheinlich weil er davon ausging, dass sie weich wurde. »Was kann ich tun, um dir das zu beweisen? Ich weiß, dass du nicht hören willst, dass es nie wieder passieren wird, aber so ist es. Es war nur ein

Weitere Kostenlose Bücher