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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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doch … und doch musste sie ständig an die Farbe von Penns Augen denken. Bernstein und goldener Honig frisch von der Wabe. Auf keinen Fall konnte sie sich das eingebildet haben. Aber es war noch viel unwahrscheinlicher, dass es ihn wirklich gab.
    »Er könnte das Wasser überqueren, wenn er in einen Wolf fährt, aber wie wahrscheinlich ist es schon, dass es noch Wölfe im Wald gibt?«, meinte ihre Mutter und riss Lilly damit aus ihren Gedanken.
    »Ich bin mir sicher, sie sind weg«, erwiderte sie unbe schwert, um Emily bei Laune zu halten. »Ich habe schon seit Ewigkeiten keinen Wolf mehr gesehen.«
    Das Quietschen der Schaukel verklang, und ihre Mutter runzelte die Stirn. »Du hast noch niemals einen Wolf gesehen. Mir ist egal, ob du mir glaubst oder nicht, Lilly, aber ich möchte nicht, dass du dich über mich lustig machst.«
    Lillys Gesicht wurde warm, und wieder biss sie die Zähne zusammen, diesmal um nichts zu sagen, was sie später bereuen würde.
    »Du warst dort«, sagte die alte Frau mit Wut in der Stimme. »Und du glaubst immer noch nicht? Du hast ihn in deinem Kopf gesehen, und doch verschließt du die Augen?«
    Lilly warf einen Blick zu den Mädchen, deren dunkle Schat ten sich der Scheune genähert hatten. »Ich habe gesehen, wie du ein Huhn unter einem Baum getötet hast, Mom. Ich möchte, dass du mit mir zu Doktor Sarson gehst und mit ihm redest. Wir können das klären. Du musst nur wieder deine Medikamente nehmen.«
    Ihre Mutter kniff die Augen zusammen, dann setzte sie die Schaukel wieder in Bewegung. »Vielleicht ist es mein Fehler. Ich habe deine Sicherheit garantiert, aber damit habe ich die Mädchen in Gefahr gebracht. Er wird es auf Meg abgesehen haben. Sie ist jung, aber sie ist diejenige, die auf ihn hören, ihm glauben wird. Deine Tochter wird alles glau ben, was er ihr erzählt, und das wird sie zerstören. Sie, dich, mich, die Stadt. Menschen werden sterben.«
    Lillys Wut kochte über. »Hör auf!«, zischte sie feindselig. »Hör sofort auf. Kein weiteres Wort mehr, oder ich bringe dich noch heute Abend in die Notaufnahme.«
    Schnaubend wandte ihre Mutter den Blick ab. »Ich wusste, dass du ängstlich bist, Lilly, aber ich habe keine Närrin erzogen.«
    Lilly stand auf. Sie hatte gewusst, dass ihre Mutter ihren Bluff auffliegen lassen würde. »Meg! Emily! Zeit fürs Bett!«
    Auf den Feldern stöhnte Meg theatralisch. »Nur noch ein Glühwürmchen?«, schrie sie, und Lilly nickte, weil sie wusste, dass es ihre Mutter ärgern würde. »Noch eines, aber dann geht es nach oben in die Badewanne.«
    Überglücklich klatschte Meg ihre Schwester ab, dann liefen beide einem blitzenden, grünlichen Licht hinterher.
    »Der Wald gehört immer noch mir«, grummelte die alte Frau. »Ich werde ihn abholzen und abbrennen lassen.«
    Seufzend verschränkte Lilly die Arme über der Brust, wäh rend sie beobachtete, wie Meg und Em ihren letzten Fang bewunderten.
    »Danach kannst du mich ins Altenheim sperren«, sprach ihre Mutter weiter. »Dann ist es mir egal.«
    »Mom …«
    Doch ihre Mutter stand mit abgehackten Bewegungen und sturer Miene auf und ging zur Fliegentür. »Ich kümmere mich um das Badewasser der Mädchen.«
    »Keine Geschichten«, verlangte Lilly, dann verzog sie das Gesicht, als ihre Mutter die Tür hinter sich zuknallte. Drinnen wurde ein Licht nach dem anderen angeschaltet, als die alte Frau nach oben ging. Lilly setzte sich auf den Platz ihrer Mutter und fühlte die Last der letzten Tage auf ihren Schultern. Pepper, die über den Verandastufen lag, hob den Kopf, weil sie nicht wusste, wem sie folgen sollte.
    Die Mädchen waren verstummt, weil sie wussten, dass sie aufbleiben durften, bis ihre Mutter sie bemerkte. Ratlos zog Lilly ihr Handy aus der Tasche und wog es in der Hand, als könnte es ihr eine Antwort geben. Den Blick auf die flüsternden Mädchen gerichtet, tippte sie eine vertraute Nummer ein. Wut kroch in ihr hoch, während es klingelte, dann holte sie Luft, als abgehoben wurde.
    Doch es war nur seine Mailbox. Sie bewegte sich nervös, als Kevins tiefe, ausdrucksvolle Stimme erklang. Früher hatte sie diese Stimme als beruhigend empfunden, doch heute machte sie sie nur wütend. Die gesamte Stadt wusste, was passiert war. Es war unglaublich peinlich gewesen, auch wenn sie nicht die Böse in dieser Geschichte war.
    »Hi, Sie haben Kevins Nummer gewählt. Wenn Sie versuchen, mich in meiner offiziellen Eigenschaft zu erreichen, wählen Sie 911. Jennifer wird Sie mit mir

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