Blutseele
mir die Eier abschneiden würden.«
Das brachte sie zum Lächeln. »Hat dir nicht zu denken gegeben, dass die meisten Werfer Familien haben?«, fragte sie, und er legte beide Hände ans Lenkrad.
»Es ist viel einfacher, die Schauergeschichten zu glauben.«
Graces Lächeln verblasste. »Zach erinnert mich sehr an mich selbst«, erklärte sie mit einem Seufzen. Der aufgegebene Steinbruch kam in Sicht. Die ehemalige Abbaufläche war mit grünem Wasser gefüllt.
»Ich weiß. Was wirst du tun, Grace?«
Grace band ihre Uhr enger ums Handgelenk. »Meinen Job.«
»Schön, dann schieß deine Karriere in den Wind«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, als er vor ein leer stehendes Gebäude fuhr, wo bereits drei verbeulte, alte Autos standen. Hohes Gras wuchs um das dreistöckige Gebäude, dessen Wände voller Risse und Graffiti waren. »Willst du immer noch, dass ich im Auto bleibe?«, fragte Jason, als er so parkte, dass er freie Sicht auf den einzigen Eingang des Hauses hatte.
Grace lauschte auf das Ticken des abkühlenden Motors. Hoc saß mit gespitzten Ohren auf der Rückbank. Der Wind strich ihr durchs Gesicht und trug einen lehmigen Geruch mit sich. Ohne etwas zu sagen stieg sie aus, dann schlug sie sich gegen den Oberschenkel, um Hoc zu rufen. In drei Autos passten eine Menge wütende Freunde. »Nein.«
»Gut.«
Grace zuckte zusammen, als Jason seine Tür mit einem Knall schloss, dann schlug sie ihre eigene gespielt drauf gängerisch zu. An einem staubigen Fenster im zweiten Stock erschien für einen Moment ein Gesicht, um gleich wieder zu verschwinden. Ihr Puls raste. Jason sah zu dem Fenster auf und kniff die Augen zusammen, bevor er noch einmal ins Auto griff und seine Kappe aufsetzte. Das verwandelte ihn von einem netten jungen Mann in einen Cop. Zweifel breiteten sich in ihr aus. Sie machte sich selbst nicht vor, dass die Agentur ihre Sammler nur aufgrund ihrer Fähigkeiten auswählte. Sie war gut in ihrem Job, weil Boyd und sie zusammen harmlos ausgesehen hatten. Jason wirkte kampfeslustig, und das ergab zusammen mit dem, was im Inneren des Gebäudes wartete, eine explosive Mischung.
»Jason …«
Er zuckte zusammen, und sie drehten sich gemeinsam um, als Kies knirschte. Zach stand an der Tür, hinter sich drei junge Männer in seinem Alter. Mit einem Stirnrunzeln verdrängte Grace Jason aus ihren Gedanken. Sie zwang ihre Muskeln dazu, sich zu entspannen, warf sich die Haare über die Schulter nach hinten und befahl Hoc, sitzen zu bleiben.
»Deine Mom hat mir verraten, wo du bist«, sagte sie, als sie vortrat und sich inständig wünschte, Jason bliebe neben dem Auto stehen. »Ich möchte mich nur mit dir unterhalten.«
Jason schnaubte. »Das wird sicher funktionieren, Grace.«
Sie verzog das Gesicht und erinnerte sich wieder daran, warum sie nach einem anderen Partner verlangt hatte. »Sie macht sich Sorgen um dich, Zach«, fuhr sie fort und hielt ungefähr drei Meter vor dem Jungen an. »Und sie hat recht damit. Ich befand mich einmal in genau derselben Situation wie du jetzt. Ich weiß, dass du Angst hast.«
Sie hatte die falschen Worte gewählt. Das elektrische Gleichgewicht in der Luft veränderte sich, als Zach ein finsteres Gesicht zog. »Verschwindet verdammt noch mal von hier!«, schrie er mit einer Geste. Jason riss seine Hand vom Dach des Autos zurück. Plötzlich lag der Geruch von brennendem Gummi in der Luft, und Hoc wimmerte, weil er die große Störung spürte. »Ich habe keine Angst vor euch!«, rief Zach.
Grace unterdrückte ein Zucken, als Scheinwerfer vor Überhitzung explodierten. Es war nicht einfach, das Werfen von Energie zu lernen, aber das Auto war ein großes Ziel. Sie war bei Weitem nicht so beeindruckt wie seine Freunde, die hinter ihm jubelten und sich gegenseitig abklatschten. Der Stromfluss roch nach Koffein, und ihre Zweifel wuchsen.
»Dann komm raus und rede mit mir, starker Mann«, spot tete sie. Sie hatte vier Jahre Erfahrung im Umgang mit verängstigten Jugendlichen, die immer glaubten, alles zu wissen.
Hinter ihr lehnte sich Jason gegen das Auto, um es durch das Metall in seiner Hose und den Metallhaken in seinen Schuhen zu erden. »Okay«, meinte ihr Partner und blinzelte in die Sonne. »Ich nehme alles zurück. Du bist ziemlich gut.«
Graces Lächeln hielt vielleicht drei Sekunden, dann trat Zach auf den Parkplatz, gefolgt von seinen drei Freunden. Einer trug ein Rohr, der andere einen Billardqueue, und der dritte hatte sich ein Stück Kette um die
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