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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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der Junge sie sehr effektiv am Boden festgenagelt hatte. Sie konnte sich nicht bewegen. Aber das musste sie auch gar nicht. »Da irrst du dich gewaltig«, sagte sie. Ihr Rücken tat weh. »Es tut mir leid, Zach. Ich habe es wirklich versucht.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen überflutete er sie mit Energie, um ihr Herz anzuhalten.
    Grace, die damit gerechnet hatte, keuchte trotzdem auf. Ihr Herz machte einen Sprung, und ihr Kopf explodierte fast vor Schmerzen. Mit brennender Lunge spürte sie die Wellen seiner Energie, die durch ihren Körper flossen, vollkommen im Missklang zu ihrem eigenen Energierhythmus. Der disharmonische Elektronenfluss wurde immer schlimmer. Sie kämpfte darum, sich an ihn anzupassen, während sie fühlte, wie ihr Körper wärmer wurde und die ersten, winzigen Kapillargefäße in ihrer Lunge platzten.
    Dieser Schmerz rüttelte sie endgültig wach. Durch ihre Schmerzen hindurch begann sie, ihren Körper an seine Schwingungen anzupassen, den Druck auszugleichen, den er ausübte, und seinen Energiefluss nachzuahmen, bis sogar ihr Puls im Gleichklang pochte. Diese Veränderung schaltete die Bedrohung aus, die von ihm ausging und erfüllte Grace mit einem plötzlichen, fast euphorischen Wohlbefinden. Die Schmerzen verschwanden wie weggezaubert. Die Hitze in ihr verklang, und als sie ausatmete, trat Dampf aus ihrem Mund aus. Sie öffnete die Augen und sah Zach an.
    Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen auf, weil er genau merkte, dass etwas sich verändert hatte.
    Wäre er ausgebildet gewesen, hätte er sie immer noch töten können. Aber das war er nicht. Ein Teil von ihr wütete, als sie entschied, dass sie ihm den Zugang zur Agentur nicht erlauben konnte, auch wenn damit für sie der Job in der Elite zum Teufel ging. Sie konnte aufgrund der Angst, die Sammler in den jungen Werfern auslösten, eine Menge verzeihen. Aber Zach war den strengen moralischen Anforderungen der Agentur einfach nicht gewachsen. Man konnte ihm nicht erlauben, sein Talent zu behalten. Jason und sein Angebot sollten verdammt sein.
    »Geh von mir runter«, blaffte sie, wütend auf sich selbst. Dann schob sie den Jungen von sich und verpasste ihm eine leichte Ohrfeige.
    »Waa-waaas?«, stammelte Zach, als er einen halben Meter nach hinten rutschte, vollkommen entsetzt, dass sein Angriff sie nicht getötet hatte.
    Grace stand genervt auf. Ja, sie hatte seiner Mutter versprochen, dass sie auf ihn achten würde. Aber es war verdammt noch mal ihr Job, mögliche Rekruten zu beurteilen. Die Aufgabe des Sammlers bestand nicht nur darin, die Werfer zu finden und zu holen, sondern ihnen auch mehr Angst einzujagen als jemals zuvor in ihrem Leben, damit man feststellen konnte, wie ihre Moralvorstellungen aussahen. Und jetzt wusste sie es. Zach würde seine Gabe missbrauchen und damit alle Werfer in Verruf bringen. Ihr war egal, ob die Agentur bereit war, seine moralischen Mängel zu übersehen. Sie war es nicht.
    »Der Versuch, mich umzubringen, war unhöflich«, sagte sie, während sie ihren Bauch befühlte. Anscheinend war sie nicht ernsthaft verletzt. Das Blut, das sie ausspuckte, stammte wahrscheinlich aus den geborstenen Kapillargefäßen. »Dachtest du wirklich, du wärst besser als ich?« Zach starrte zu ihr auf. Er saß immer noch entsetzt auf dem Boden. »Ich weiß alles über dich, du kleiner Stinker.«
    Sie hörte das Klirren von Hocs Halsband und gab die Tür frei, weil sie wusste, dass Jason dem Hund folgen würde. Er hatte ihr den Raum für ihre Arbeit gelassen – hatte es ihr ermöglicht, ihre Karriere durchs Klo zu spülen –, und jetzt, wo sie ihre Einschätzung vollendet hatte und die Entscheidung gefallen war, konnte er so viel stören, wie er wollte. Bei der Anhörung würde nur ihr Wort zählen.
    Zach rutschte rückwärts, und sein Blick huschte an ihr vorbei. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Die eigene Resonanz an die eines anderen anzupassen wird einem zu Beginn der Ausbildung beigebracht«, sagte sie und trat noch etwas tiefer in den Raum. Sie wusste, dass Zach, wenn er einen Fluchtversuch starten sollte, Jason direkt in die Arme liefe. Fast hoffte sie, dass der Junge es versuchen würde.
    Zachs Blick huschte zur Tür, als Hoc und Jason den Raum betraten. Hocs Krallen kratzten über den staubigen Boden. Grace sah keinen von beiden an. Sie zitterte, aber nicht vor Angst, sondern vor Wut. Sie würde nicht lügen, um Zugang zur Elite zu erhalten. Jason konnte sich den Job an den Hut stecken und tot

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