Blutseele
Hand gewickelt. Zachs Hände wirkten steif – das war nicht gut.
»Ähm …« Jason stieß sich vom Auto ab und erschien sofort um einiges bedrohlicher.
Grace befahl Hoc mit einer Geste, sich zurückzuhalten. Vier gegen drei. Keine schlechte Ausgangslage. Ein Teil ihres Jobs war es, einen potenziellen Kandidaten durch Angst in verzweifelte Handlungen zu treiben, um dann einzuschät zen, wie sie in Extremsituationen reagierten. Zach hatte die sen Punkt noch nicht erreicht. Aber es würde nicht mehr lange dauern. Sie musste ihn allein erwischen. »Du und Hoc kümmert euch um die Normalos, ich kümmere mich um den Werfer.«
»Okay.« Jasons Stimme klang unsicher. Grace lächelte. Er machte sich Sorgen um sie. Vielleicht war diese Zusammenarbeit mit ihm – ein letztes Mal – genau das, was er brauchte, um endlich erwachsen zu werden.
Grace konzentrierte sich vollkommen auf Zach und verdrängte die drei wütenden Halbstarken hinter ihm aus ihren Gedanken. Zach sah Hoc an, und plötzlich erschütterten gewisse Zweifel sein jugendliches Überlegenheitsgefühl. »Ich habe sein Herz wieder zum Schlagen gebracht«, erklärte Grace und ließ eine Hand auf den Kopf des Hundes sinken. »Er hat nicht einmal gemerkt, dass du ihn erledigt hast. Meinem Partner geht es ebenfalls gut. Er nimmt sich nur ein paar Tage frei. Es ist okay, Zach. Alle wirklich guten Agenten sind am Anfang vor der Agentur geflohen. Wenn du dich entspannst und mir zuhörst, wirst du deinen Platz finden.«
Wie sie erwartet hatte, trat Jason ein Stück zur Seite. Seine Haltung war genauso aggressiv wie die der drei Jungs hinter Zach, die sich förmlich nach einem Kampf verzehrten. Zach blieb allein zurück. Er starrte Grace ungläubig an. »Sie sind weggelaufen?«, fragte er und schüttelte sich seine etwas zu langen Haare aus dem Gesicht.
»Über vier Staatsgrenzen«, erklärte Jason, während er sein Gewicht verlagerte, um sein Gleichgewicht zu finden. Er war scharf auf den Kampf. Grace fragte sich, ob sie ihm hätte sagen sollen, dass er nett zu den drei Kerlen sein sollte. »Sie zu erwischen hat fast zehn Quadratkilometer Stromnetz ausgeschaltet.«
Grace wurde rot. »Es waren nur drei Grenzen«, murmelte sie. »Zach, gib mir eine Chance.«
Der Junge ließ seinen Blick über das staubige Auto gleiten, dann über seine Kumpel. »Und Sie sind nur zu zweit hier?«, fragte er und ignorierte Hoc damit vollkommen.
Sie fühlte das Kribbeln von Adrenalin auf ihrer Haut. Er wollte sich wehren. Sie würde das Ganze bis zum bitteren Ende durchziehen müssen.
»Blöder Fehler«, sagte der Kerl mit dem Rohr und grinste dümmlich. Seine Kumpels lachten.
Sie spürte die leichte Elektronenspur, die von Zach ausging, förmlich auf ihrer Seele. Sie lenkte sie Richtung Auto ab und ging gemächlich auf den Jungen zu, während Jason die Normalos mit einer dramatischen Geste aufforderte, endlich anzugreifen. Zach, der nicht gemerkt hatte, dass sie sein Ziel umgelenkt hatte, schickte einen Hitzestoß durch seine Spur. Hinter ihr explodierte die Elektronik des Autos in einem Funkenregen. Hoc duckte sich, obwohl er daran gewöhnt war. Zach erstarrte schockiert, und Grace schüttelte den Kopf.
»Du bist gut«, sagte sie. Sie konzentrierte sich ausschließ lich auf Zach. »Allerdings hast du noch eine Menge zu lernen.«
Jason grunzte. Im Augenwinkel sah Grace, dass die drei Jugendlichen sich in einem scheinbar unfairen Kampf auf Jason stürzten. Der erste warf sich schreiend auf den Agenten, das Rohr hoch über dem Kopf. Jason wich ihm mühelos aus und berührte den Jungen im Nacken, als er an ihm vorbeistolperte. Graces Energiefeld zitterte, und der junge Mann fiel bewusstlos zu Boden. Kaum hatte er das gese hen, sprang der Kerl mit der Kette nach vorne, um von Jasons Stiefel in den Bauch getroffen zu werden – das Kampfsporttraining der Agentur leistete ihm gute Dienste. Der dritte Junge mit dem Billardqueue war nicht so ein fach zu überwältigen. Jason wirbelte einmal elegant herum, um den ersten Schlag des Halbstarken zu parieren, dann erledigte er ihn mit einem elektrizitätsgestützten Schlag in die Nieren.
»Schnappt ihn euch!«, schrie Zach. Der Kerl mit der Kette kämpfte sich wieder auf die Beine. Mit gesenktem Kopf und wirbelnder Kette griff er Jason an. Grace verzog das Gesicht, als Jason nach dem Metall griff. Die Kette wickelte sich um seine Hand, sodass ein paar Knöchel in Mitleidenschaft gezogen wurden. In der Überzeugung, er hätte seinen
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