Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Stundenkilometern über eine Kreuzung raste. Das schwarze Auto war einem Polizeiwagen ähnlich genug, dass niemand sich nach ihnen umsah. »Und auf die eine oder andere Weise werden sie ihren Willen durchsetzen.« Jason löste für einen Moment seinen Blick von der Straße und warf ihr seine Kappe zu. »Hier, probier sie mal an.«
    Er sprach offensichtlich nicht nur von dem Hut. Sie fing die Kappe mit einer Hand. Das Metall in der Krempe verursachte ein unangenehmes Gefühl, und sie legte die Kopfbedeckung wieder auf das Armaturenbrett, wütend, weil man sie vor eine solche Wahl stellte. »Nein danke. Ich bin zufrieden.«
    Jason schwieg, aber gleichzeitig knetete er das Lenkrad mit den Fingern. Grace fühlte sich schrecklich, als sie einen Blick auf das Bang-Go zwischen ihnen warf. Sie erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte, davon getroffen zu werden – an die Orientierungslosigkeit und die Kopfschmerzen. Es war die reine Hölle gewesen – und hatte nicht im Geringsten dazu beigetragen, dass sie die Agentur für etwas anderes hielt als eine Ansammlung von lügenden Mist kerlen. Vielleicht hatte ihr siebzehnjähriges Selbst damals recht gehabt. Aber Zach würde so oder so festgesetzt werden. Wenn die Agentur ihn wollte, würde sie ihn kriegen. Warum sollte sie dabei nicht auch ihren eigenen Vorteil im Blick behalten?
    Allein der Gedanke sorgte schon dafür, dass ihre Mundwinkel nach unten sanken und ihr Magen sich verkrampfte. Sie hatte die erste Hälfte ihres Lebens damit verbracht, sich zu verstecken und die zweite damit, ihre Freiheit zu genießen. Sie wollte mehr, nicht weniger.
    Jason lenkte das Auto langsam in eine Kurve. Sein Schweigen war ihr vertraut. Es hatte sie gestört, als sie zusammengelebt hatten, und jetzt störte sie es auch. »Ich werde im Auto bleiben, wenn du willst«, erklärte er vollkommen ruhig, vollkommen sachlich. »Aber es ist dämlich, allein loszuziehen. Hoc kann nicht den Notruf wählen.«
    Grace streckte den Arm wieder aus dem Fenster und trommelte kurz mit den Fingern aufs Dach. Sie hoffte immer noch wider besseres Wissen, dass Zach kooperieren und damit ihrer beiden Leben einfacher machen würde. Bis jetzt hatte sie es nur geschafft, seine Mutter davon zu überzeugen, dass alles gut ausgehen würde. Zach allerdings würde wohl kaum so einfach mitspielen. Die Frau hoffte, dass wie im Märchen alles gut ausgehen würde. Und dafür bräuchte sie einen Helden wie aus dem Märchen.
    »Du wirst im Wagen warten?«, fragte sie. Jason starrte sie ausdruckslos an. »Sodass ich die Einzige sein werde, die im Platzierungsprozess gehört wird?«
    »Wenn es das ist, was du möchtest.«
    Grace lief ein Schauder über den Rücken. Ein Teil von ihr wollte Jason dabeihaben. Er würde sich für Zach aussprechen und ihr damit die Freiheit geben, die Wahrheit zu sagen, während die Agentur trotzdem bekam, was sie wollte. Grace starrte aus dem Fenster, während in ihr Panik tobte.
    Die Vororte waren hinter ihnen zurückgeblieben. Sie fuhren auf einer staubigen, festgefahrenen Straße, die durch einen jungen Wald führte, direkt auf den Steinbruch zu. Grace lauschte auf das Summen der Insekten vor dem Fenster, während sie sich daran erinnerte, wie sie mit Jason zu sammengearbeitet hatte. Sie waren in dem Kurs ungefähr zu zwanzigst gewesen. Überwiegend hatten sie teambildende Übungen durchgeführt, mit denen sie die Fähigkeit entwickeln sollten, ihre Energien mit denen eines anderen zu synchronisieren. Sie und Jason waren mühelos verschmolzen. Ihre Erg-Wellenlänge an die von Boyd anzupassen hatte sie dagegen zwei Wochen Übung gekostet. Man konnte auch mit jemandem zusammenarbeiten, mit dem man nie verschmolzen war, aber es war ein riesiger Vorteil, wenn man es konnte.
    Das Auto holperte über eine Furche in der Straße, und Grace klammerte sich am Fenster fest.
    »Du bist so still«, drängte Jason, der nur mit einer Hand lenkte. Grace zuckte mit den Achseln. Er sah anders aus, auch wenn er immer noch seine Uniform trug – lässig, entspannt. Sie wusste, dass er das nicht war. Er war angespannter als eine Bogensehne. Die leichten Energieströme, die von ihm ausgingen, ließen ihre Haut prickeln und ihre Uhr ein wenig zu schnell gehen. Jasons Kontrolle war immer mies gewesen.
    »Ich habe mich daran erinnert, wie ich verängstigt und überzeugt von all den Lügen, die über uns erzählt wurden, in die Agentur gebracht wurde.«
    Jason lachte leise. »Ich war fest davon überzeugt, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher