Blutseele
verschwunden.
»Ich glaube, ich falle jetzt in Ohnmacht«, sagte ich atemlos, und Pierce legte mich auf den Teppich. Mein Kopf fiel zur Seite, und mein Sichtfeld verengte sich. »Es tut mir leid«, faselte ich, während mein Kopf immer leichter wurde. »Ich hätte nicht mitkommen sollen. Ich bin einfach nicht gut in so was.«
»Ihr seid herausragend in so etwas.« Pierce hielt meine Hand und fächelte mir mit einem Magazin Luft zu. »Aber bitte, Miss Rachel, fallt nicht in Ohnmacht. Bleibt bei mir. Zumindest noch ein wenig. Wenn Ihr zusammenbrecht, könnte es dem Schutzkreis ebenso ergehen.«
»Das ist nicht gut«, murmelte ich und kämpfte darum, die Augen offen zu halten, aber verdammt noch mal, ich hatte mich überanstrengt, und mein Körper fuhr langsam herunter. Während das Adrenalin durch meine Adern geschossen war, war es fantastisch gewesen. Ich hatte mich lebendig und stark gefühlt. Normal. Jetzt fühlte ich mich nur noch wie die Asche eines ausgebrannten Feuers. Wenn es anfing zu regnen.
»Rachel?«
Die Stimme war sehr nahe, und ich öffnete mühsam die Augen, wobei ich feststellte, dass Pierce meinen Kopf an seine Brust gelegt hatte. »Gut«, hauchte ich. »Geht es dir gut?«
»Ja«, sagte er. Ich lächelte und kuschelte mich enger an ihn, um seinen Herzschlag hören zu können. Aber vielleicht war es auch mein eigener. »Bleib bei mir«, sagte er. »Nur noch ein paar Minuten. Sie sind schon fast da.«
In der Ferne konnte ich trampelnde Füße und laute Stimmen hören. Die Heizung schaltete sich ein, und die warme Brise trieb mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Pierce schob sie zur Seite. Ich öffnete wieder die Augen und lächelte verzückt zu ihm auf.
»Heilige Scheiße!«, sagte eine tiefe Stimme. »Da ist ein Loch im Boden.«
Das Mädchen verriet uns mit einem leisen Schluchzen. Dann stellte sie sich unter das Loch und schrie: »Holt mich hier raus! Irgendwer soll mich hier rausholen!«
»Mein Gott, es ist das Mädchen«, sagte ein anderer Mann. »Verdammt, er hat die Wahrheit gesagt.«
»Nur noch ein wenig länger, Miss Rachel«, flüsterte Pierce, und ich schloss wieder die Augen. Doch dann durchschnitt die hohe, entschlossene Stimme meiner Mom das Stimmengewirr und weckte mich wieder auf.
»Natürlich hat Robbie die Wahrheit gesagt. Ihr neunmalklugen Agenten haltet euch für so clever, dass eure Scheiße nicht stinkt, aber ihr könntet euch nicht mal den Weg aus einer Papiertüte freizaubern.«
»Das ist meine Mom«, flüsterte ich, und Pierce hielt mich etwas fester.
»Rachel?«, rief sie, und ihre Stimme wurde immer lauter. »Schaffen Sie Ihren dämlichen Arsch aus meinem Weg. Rachel! Bist du da unten? Mein Gott, sie hat einen Vampir im Schutzkreis gefangen. Schauen Sie sich an, was meine Tochter getan hat! Sie hat ihn erwischt! Sie hat ihn für euch erwischt, ihr faulen Idioten. Ihr ignoriert also meine Kinder, wenn sie zu euch kommen, hm? Ich wette, das gefällt dem Nachrichtenteam da draußen ganz hervorragend. Entweder ihr lasst die Vorwürfe gegen meine Kinder fallen, oder ich gehe da raus und gebe denen genau das, was sie wollen.«
Ich lächelte, aber es gelang mir nicht mehr, die Augen zu öffnen. »Hi, Mom«, flüsterte ich. Dann fügte ich an Pierce gewandt hinzu: »Lass dich von meiner Mutter nicht stören. Sie ist ein bisschen verrückt.«
Er lachte leise und wiegte mich leicht. »Ich nehme an, man muss das sein, um Euch angemessen aufzuziehen.«
Ich wollte lachen, aber das konnte ich nicht, also lächelte ich nur. Ich spürte einen Luftzug auf meiner Haut, als die Leute im Raum sich bewegten. Jemand hatte endlich Sarah hinausgeschafft, und ihr Schluchzen wurde von Funksprüchen und aufgeregten Stimmen abgelöst. »Es tut mir leid«, sagte ich und fühlte mich, als hätte ich versagt. »Jemand muss einen Schutzkreis errichten. Ich falle in Ohnmacht.«
»Ruht Euch aus«, flüsterte Pierce. »Sie haben ihn. Lasst Euren Kreis fallen, Miss Rachel. Ich habe Euch.«
Ich konnte in der Ferne den Ruf nach einem Krankenwagen und Sauerstoff hören, und mein letzter Gedanke war, dass ich vielleicht die zweite Hälfte meiner Sonnenwende im Krankenhaus verbringen würde, aber wir hatten es geschafft.
Und dann ließ ich die Kraftlinie los und glitt in die Bewusstlosigkeit, befriedigt bis in den letzten Winkel meiner Seele.
8
Man sagt, wenn man zehn ist, glaubt man, dass die Eltern alles wissen. Mit sechzehn ist man überzeugt, dass sie überhaupt nichts wissen. Wenn man sich
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