Blutseele
Wohlwollen des Meistervampirs schrie, während sie ihn gleichzeitig dafür hasste.
»Ich gebe auf«, sagte sie, und Wut gesellte sich zu ihrer Blutlust. Es war eine mächtige Mischung, nach der die meis ten Vamps sich sehnten. Und hier war sie und gab es ihm. Das Einzige, was sie noch lieber mochten, war der Geschmack von Angst.
Aber Art überraschte sie mit einem herrischen Lächeln. »Nein«, rügte er und benutzte seine untote Stärke, um sie zurück gegen die Aufzugtür zu drängen. Ihr Rücken knallte hart dagegen, und sie rang nach Luft. »So einfach ist es nicht mehr. Vor sechs Monaten hättest du noch mit einem kleinen Biss und einer neuen Narbe davonkommen können, mit der ich hätte angeben können. Aber jetzt nicht mehr. Ich will wissen, warum Piscary dich so unglaublich verhätschelt. Ich will alles, Ivy. Ich will dein Blut und deinen Körper. Oder du kommst nicht aus diesem stinkigen kleinen Büro raus, ohne mich hinter dir herzuschleppen.«
Ungewohnte, schockierende Angst breitete sich in ihr aus und umklammerte ihr Herz. Art fühlte es und witterte. »Gott, ja«, stöhnte er, und seine Finger zuckten. »Gib mir das …«
Ivy fühlte, wie ihr Gesicht kalt wurde, und sie versuchte, Art von sich zu stoßen. Aber es gelang ihr nicht. Blut konnte sie geben, aber Blut und ihren Körper? Sie war fast wahnsinnig geworden in dem Jahr, als Piscary sie zu sich gerufen hatte, sie gebrochen hatte, ihren jugendlichen Körper mit Ekstase gefüllt hatte, die sie kaum ertragen konnte, bevor er ihre Seele in die tiefsten Tiefen stieß, um sie dafür zahlen zu lassen. Sie hatte auf Knien um mehr betteln und alles tun müssen, um ihm zu gefallen. Sie wusste, dass es eine präzise Manipulation gewesen war, die er schon an ihrer Mutter geübt hatte, und davor an ihrer Großmutter und davor an ihrer Urgroßmutter, bis er so gut darin war, dass sein Opfer um den Missbrauch flehte. Und auch das hatte sie nicht davon abgehalten, es zu wollen.
Er hielt sein Wort, und sie bekam alles zurück, was sie gab. Und sie brachte sich fast um mit den Höhen und Tiefen, während Piscary sorgfältig eine Abhängigkeit von der Euphorie des Blutteilens aufbaute, sie formte und mit ihrem Wunsch nach Liebe und Akzeptanz verband. Er hatte sie in einen wil den, leidenschaftlichen Blutpartner verwandelt – erfüllt von den exotischen Wünschen, die sich bilden, wenn man tiefere Gefühle wie Liebe und Schuld mit etwas vermischte, das genau betrachtet ein wilder Akt war. Dass er es getan hatte, um ihr Blut süßer zu machen, spielte keine Rolle. So war sie nun, und ein schuldbewusster Teil in ihr suhlte sich in dieser Freiheit, die sie sich überall anders versagte.
Sie hatte überlebt, indem sie sich einredete, dass Blut zu teilen bedeutungslos war, wenn man es nicht mit Sex vermischte. Dass es erst dann zu einem Zeichen von Liebe wurde. Sie wusste, dass die zwei in ihrem Kopf so verbunden waren, dass sie sie nicht trennen konnte, aber sie war immer in der Position gewesen zu entscheiden, mit wem sie sich teilte. So hatte sie die Einsicht umgangen, dass ihre geistige Gesundheit von einer Lüge abhing. Aber jetzt?
Sie schaute tief in Arts schwarze Augen und registrierte seine spöttische Befriedigung genauso wie seine kontrollierte Blutlust. Er wäre ein exquisiter Rausch, gleichzeitig geübt und gut aussehend. Er würde sie zum Brennen bringen, sie nach seinem Zug an ihr betteln lassen, und im Gegenzug würde sie ihm alles geben, was er wollte, und noch mehr – und sie würde allein und missbraucht aufwachen, nicht umschlungen von schützenden Armen, die ihr ihre pervertierten Gelüste verziehen, auch wenn dieses Verzeihen aus noch mehr Manipulation geboren wurde.
Sie biss die Zähne zusammen, schob Art von sich und löste ihren Rücken von der Wand. Er trat überrascht einen Schritt zurück.
Sie wollte das nicht. Sie hatte sich mit der Lüge geschützt, dass Blut nur Blut war, und war auf den geistigen Schmerz vorbereitet gewesen, sich in diesem Teil von sich zur Hure zu machen. Aber Art wollte Blut mit Sex mischen. Das käme der Lüge zu nahe, mit der sie sich am Leben hielt. Sie konnte es nicht tun.
Arts Lust verwandelte sich in Wut, ein Gefühl, das die Grenze zum Tod überschritt, wo Mitgefühl es nicht konnte. »Warum magst du mich nicht?«, fragte er bitter und riss sie an sich. »Bin ich nicht genug?«
Ivys Puls raste, und sie verfluchte sich selbst für ihren Mangel an Kontrolle. Er war genug. Er war mehr als genug, um
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