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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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den Locken über seinem Ohr.
    Die Augen schwarz vor Hunger lächelte Art, nahm ihre Finger in seine und küsste ihre Fingerspitzen. Der Hauch von Reißzahn an ihrer Haut ließ sie erzittern. »Gut«, sagte er mit rauchiger Stimme. »Die nächsten sechs Monate werden die pure Hölle.«
    Instinkte regten sich. Sie leckte sich über die Lippen und trat zurück. »Du hast keine Ahnung.«
    Er zog sich zu der Wand neben den Aufzügen zurück. Mit einem freundlichen Bimmeln öffneten sich die Türen, als er auf den Rufknopf drückte. Er trat in den Lift, immer noch mit diesem bösartigen Lächeln auf den Lippen. »Kommst du?« Er sah einfach zu gut aus, um ihm zu widerstehen.
    Ivy spürte die Anziehungskraft, als sie ihre Sachen und seine Schlüssel wieder aufhob. Ihr Puls war schneller als ihr lieb war, und sie fühlte sich angespannt wie ein Drahtseil, weil der Hunger in ihr pulsierte. Verdammt, es war erst neun. Wie sollte sie das Ende der Schicht erreichen, ohne den Postboten anzufallen?
    »Ich nehme mein Motorrad«, sagte sie und warf ihm die Schlüssel zu. »Wir treffen uns dort. Setz besser deine Kappen auf. Ich will aus diesem Drecksjob raus, und ich würde mal sagen, dir bleibt noch eine Woche. Du wirst nicht fähig sein, mir zu widerstehen, wenn ich es drauf anlege.«
    Art lachte und senkte den Kopf. »Ich bin älter als du denkst, Ivy. Du wirst mich spätestens am Freitag anbetteln, meine Zähne in dir zu versenken.«
    Die Tür schloss sich, und der Aufzug hob sich Richtung Parkgarage. Ivy fühlte, wie ihre Pupillen schrumpften, als die Belüftungsanlage die Pheromone verwirbelte, die sie beide ausgestoßen hatten. Eine Woche, und sie würde nicht mehr unter ihm arbeiten. Noch eine Woche, und sie wäre auf dem Weg nach oben, wo sie hingehörte.
    »Eine Woche, und der Bastard wird mich anfallen«, flüsterte sie und fragte sich gleichzeitig, ob sie am Ende wohl wirklich als Gewinner dastehen würde.

2

    Ich habe es einmal zwei ganze Wochen geschafft, mich Piscary zu widersetzen, dachte Ivy, als ihr Motorrad auf den Parkplatz des Apartmenthauses rollte. Art hatte nicht mal die Chance eines Kackhaufens in der Kanalisation von Cincy.
    Mit neuem Selbstbewusstsein parkte sie ihr Motorrad unter einer Straßenlaterne, damit die versammelten I.S.-Beamten es gut bewundern konnten. Es war eine Nightwing X-31, eine der wenigen Sachen, die sie sich geleistet hatte, nachdem sie ihren Job in der I.S. bekommen hatte und damit einen Gehaltsscheck, der nicht an Piscary oder ihre Mutter gebunden war. Wenn sie damit fuhr, war sie frei. Sie freute sich nicht gerade auf den Winter.
    Während der Motor noch provokativ unter ihr grollte, musterte Ivy den Multispezies-Notarztwagen und die zwei I.S.-Streifenwagen, deren Blaulichter die Gesichter der gaffenden Nachbarn erhellten. Das U.S.-Gesundheitssystem hatte sich kurz nach dem Wandel bereits an verschiedene Spezies angepasst – eine natürliche Entwicklung, da nur Inderlander im Untergrund, die das T4-AngelVirus überlebt hatten, Gesundheitsleistungen anbieten konnten. Aber der Gesetzesvollzug hatte sich aufgeteilt, und nach sechsunddreißig Jahren würde es wohl auch so bleiben.
    Das von Menschen geführte FIB, oder Federal Inderland Bureau, war noch nicht da. Art war auch noch nicht ange kommen. Sie fragte sich, wer den Mord wohl gemeldet hatte. Der Mann, der in einer Pyjamahose hinten in einem I.S.-Wagen saß und Handschellen trug? Die aufgeregte Nachbarin mit Lockenwicklern, die gerade mit einem I.S.-Officer sprach?
    Art war nicht das Einzige, was hier fehlte, und sie suchte den Parkplatz nach dem Wagen der I.S.-Spurensicherung ab. Sie würden nicht auftauchen, bis sicher war, dass Inderlander am Verbrechen beteiligt waren. Aber auch wenn viele Menschen auf dieser Seite des Flusses lebten, um von den niedrigeren Steuern in den Hollows zu profitieren, war es doch schwer vorstellbar, dass der Mord eine rein menschliche Angelegenheit war.
    Der Mann im Streifenwagen war in Gewahrsam genommen worden. Wäre er ein Inderlander, wäre er schon auf dem Weg ins Hochhaus. Es schien, als hätten sie einen menschlichen Verdächtigen und würden darauf warten, dass das FIB ihn einsammelte. Wahrscheinlich würde sie den Tatort fast makellos vorfinden, nur ohne Leute, damit er auch so blieb.
    »Idiotischer Mensch«, murmelte sie, machte ihre Maschine aus, stellte sie auf den Ständer und schob sich den Schlüssel so in die Tasche ihrer Lederhose, dass der Totenkopf-Anhänger heraushing. Seine

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