Blutseele
Frau oder Freundin tot wegen so was Dämlichem wie Sex oder Geld. Menschen wussten nicht mal, wo echte Wut ihren Ursprung hatte.
Sie versteckte ihre Abscheu hinter einer ausdruckslosen Miene, nahm den Helm ab und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Der Mann hinten im Streifenwagen schrie und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
»Ich wollte ihr nicht wehtun!«, schrie er, seine Stimme durch das Fenster gedämpft. »Ich war es nicht! Ich liebe Ellie! Ich liebe Ellie! Sie müssen mir glauben!«
Ivy klemmte sich ihre ID an ihre kurze Lederjacke und nahm sich einen Moment, um sich zu sammeln. Die Furcht des Mannes, nicht das Blut seiner Freundin, verschmierte die Scheiben und löste in ihr einen Anflug von Blutlust aus. Sein Gesicht war mit blutigen Kratzern überzogen. Der Mann hatte panische Angst. Ihn in den Streifenwagen zu sperren, bis das FIB ihn abholte, diente seiner eigenen Sicherheit.
Sie ging mit langsamen, verführerischen Schritten, die Aufmerksamkeit auf sich zogen, zur Eingangstür und dem Lichtfleck, in dem zwei Officer standen. Sie entdeckte ein vertrautes Gesicht, und es gelang ihr, sich ein wenig zu entspannen. »Hi, Rat«, sagte sie und blieb auf dem Vorplatz des Apartmenthauses stehen. »Bist du immer noch nicht gestorben?«
»Das liegt nicht daran, dass ich es nicht versuchen würde«, sagte der ältere Vampir und seine Falten wurden tiefer, als er lächelte. »Wo ist Art?«
»Beißt sich selbst«, antwortete sie, und Rats Partnerin, eine schmale Frau, lachte auf. Der lebende Vampir sah aus, als käme sie direkt von der Highschool, aber Ivy wusste, dass sie das einem Hexenzauber zu verdanken hatte. Die Frau näherte sich den fünfzig, aber der Verkleidungszauber konnte von der Steuer abgesetzt werden, da sie ihr Aussehen einsetzte, um die zu beruhigen, die … beruhigt werden mussten. Ivy nickte ihr wachsam zu, und ihre Geste wurde ebenso erwidert.
Der leise Geruch von Blut stieg ihr in die Nase. Es war nicht viel, aber nach Arts Versuch, sich an sie ranzumachen, arbeiteten ihre Sinne auf Hochtouren. »Ist die Leiche noch da drin?«, fragte sie und überlegte, ob sie sich die Situation nicht zunutze machen konnte. Art war noch nicht lange wach und seine Widerstandskraft wahrscheinlich noch schwach. Mit ein wenig Planung konnte sie ihn heute Nacht noch dazu bringen, einen Fehler zu machen. Sie un terdrückte ein erwartungsvolles Schaudern, als sie darüber nachdachte, was das implizierte.
Rat zuckte mit den Achseln und beäugte sie spekulativ. »Die Leiche ist im Notarztwagen. Bist du okay?«
Seine Zähne, die tief in sie sanken, das Salz seines staubigen Bluts auf ihrer Zunge, das Adrenalin in ihren Adern, während er das aus ihr sog, was sie am Leben hielt … »Mir geht’s gut«, sagte sie, dann fragte sie: »Vampir?« Normalerweise ließ man die Leichen für den Bestatter liegen, außer es gab eine Chance, dass sie von alleine wieder aufstanden.
Rats ausdrucksstarkes Gesicht wurde hart. »Nein.« Seine Stimme war sanft, und Ivy nahm ein paar Überzieh-Schuhe entgegen, die seine Partnerin ihr gab. »Hexe. Auch noch hübsch. Aber nachdem ihr gepfählt dämlicher Ehemann ermutigt worden war, seine Rechte zu ignorieren und zu gestehen, dass er sie zusammengeschlagen und erwürgt hat, haben sie sie rausgeschafft. Er ist ein Malerjob, Ivy. Nur gut genug, um ihn auszusaugen und die Wände damit zu streichen.«
Ivy runzelte die Stirn, und sie ignorierte den Mann, der im Streifenwagen immer noch schrie. Sie haben sie bewegt?
Rat sah ihre Verwirrung und fügte hinzu: »Dreck, Ivy. Er hat gestanden. Wir haben Bilder. Da drin ist nichts mehr.«
»Da ist nichts mehr drin, wenn ich sage, dass da nichts mehr ist«, sagte sie und versteifte sich, als sie das tiefe Brummen von Arts altem Jaguar hörte. Verdammt, sie hatte als Erste drin sein wollen.
Ivys freiliegende Haut kribbelte, und sie fühlte eine Welle von Selbstekel. Gott helfe ihr, sie würde einen Tatort benutzen, um Art loszuwerden. Jemand war gestorben, und sie würde das einsetzen, um sich gegen ihren Willen von Art beißen zu lassen. Wie verdorben konnte man sein? Aber es war ein vertrautes Gefühl, das sie ebenso schnell unterdrücken konnte wie die anderen hässlichen Dinge in ihrem Leben.
Sie gab Rat ihre Tasche und bekam im Austausch einen Bleistift und ein Paket Asservatentüten. »Ich will einen Spurensicherungswagen hier haben«, sagte sie und ignorierte Rats unausgesprochene Anweisung, alle eventuell wichtigen
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