Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
und wo Piscary sie haben wollte. Sie hatte erwartet, dass sie hier ein halbes Jahr, vielleicht auch ein Jahr, bleiben und mit Art arbeiten würde, bis ihre dann geschliffenen Fähigkeiten sie in die Abteilung Arkanes führten und von dort weiter ins Management und schließlich in ein Kellerbüro. Gott sei Dank hatten ihr Geld und ihre Ausbildung ihr die Deppenposition als Runner erspart. Runner standen auf der niedrigsten Stufe im I.S.-Hochhaus, die Straßenpolizisten, die Knöllchen verteilten. Da anzufangen hätte sie gute fünf Jahre zurückgeworfen.
    Selbstbewusst und sinnlich schob sich Art an ihr vorbei, während er seine Hand über ihre obere Rückenpartie gleiten ließ – eine professionelle Anerkennung ihrer Vertrautheit, die keinen Anstoß erregen konnte. Er führte sie aus dem Büro. »Lass uns meinen Wagen nehmen«, sagte er, nahm ihre Tasche und ihren Mantel von dem Haken hinter der Tür und gab sie ihr. Das Klappern von Metall ließ sie die Hand heben, und sie schloss die Finger um seine Autoschlüssel, als er sie in ihre Handfläche fallen ließ. »Du fährst.«
    Ivy sagte nichts, und ihre Blutlust löste sich in Sorge auf. Dass ihre Beurteilung bei ihm gute Laune auslöste, hieß nicht, dass es ihr genauso gehen würde. Nach außen hin völlig unbesorgt ging sie mit ihm zu den Aufzügen. Auf dem Weg dorthin war sie in der ungewöhnlichen Position, den Kollegen ins Gesicht schauen zu müssen. Sie hatte sich hier keine Freunde gemacht, deshalb sah sie statt Mitgefühl spöttische Befriedigung.
    Ihre Anspannung stieg, aber sie achtete darauf, dass ihre Atmung gleichmäßig blieb, sodass auch ihr Puls sich beruhigte. Was auch immer Art in ihre Beurteilung gekritzelt hatte, es würde sie noch sechs Monate hier festhalten – ihr Familienname und ihr Geld hatten sie so weit gebracht wie es möglich war. Wenn sie die Bürospielchen nicht mitspielte, würde sie hier auch bleiben. Mit Art? Dem köstlich riechenden, gut aussehenden, aber glanzlosen Art?
    »Fickt euch«, flüsterte sie und fühlte, wie ihr Blut unter der Haut zirkulierte und ihr Verstand zwei Stufen hochschaltete. Das würde nicht passieren. Sie würde so gut und hart arbeiten, dass Piscary mit Mrs. Pendleton reden würde. Das würde sie hier rausschaffen und dort hinbringen, wo sie hingehörte.
    »Das ist die Idee«, murmelte Art, weil er nur ihre Worte, nicht ihre Gedanken gehört hatte. Aber Piscary würde ihr nicht helfen. Der Bastard genoss die Nebenwirkungen davon, dass Arts ständige Versuche, sie zu verführen und ihr Blut zu schmecken, sie frustriert und hungrig nach Hause trieben. Wenn sie damit nicht allein zurechtkam, dann verdiente sie die Erniedrigung, den Rest ihres Lebens hinter Art herzuräumen.
    Sie blieben vor den zwei Aufzügen stehen. Ivy hatte ein Bein nach vorne gestellt. Sie war frustriert und lauschte auf die leisen Gespräche, die aus nahe gelegenen Büros drangen. Art war attraktiv – durch die Pheromone noch mehr, Gott helfe ihr –, aber sie respektierte ihn nicht und ihre Instinkte die Oberhand über ihren Verstand gewinnen zu lassen, selbst um ihre Karriere voranzutreiben, klang für sie nach Versagen.
    Art lehnte sich zu nah zu ihr, um den Knopf zu drücken. Sein Geruch überschwemmte sie, und während sie gegen das reine Vergnügen ankämpfte, beobachtete sie, wie seine Augen zu der großen Uhr über den Türen wanderte, um sicherzustellen, dass die Sonne untergegangen war. Sie konnte fühlen, dass er sicher war, heute Nacht seinen Willen zu bekommen, und das machte sie wütend.
    Sie trommelte mit der Fußspitze auf den Boden, und ihr Spiegelbild in den glänzenden Aufzugstüren tat dasselbe. Hinter ihr beobachtete Arts Spiegelbild sie mit einem wissenden Ausdruck auf dem jungenhaften Gesicht. Er ist ein Arsch. Ein mächtiger, sexy, eingebildeter Arsch . Weil sie war, wer sie war, wurde angenommen, dass sie ihre Stellung über Blut verbessern würde, nicht durch ihre Fähigkeiten oder ihr Wissen. So lief das Geschäft nun mal, wenn man ein Vampir war. So war es immer gewesen. So würde es immer sein. Es gab Papiere, die unterschrieben werden mussten, und rechtliche Vorschriften, die beachtet werden mussten, wenn ein Vampir jemand anderen haben wollte als einen anderen Vampir. Aber nachdem sie in diese Welt hineingeboren worden war, unterlag sie Regeln, die älter waren als die Gesetze der Menschen oder der Inderlander. Dass sie darauf konditioniert war, es zu genießen, wenn sie Blut gab, ließ sie mit dem

Weitere Kostenlose Bücher