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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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zurück. »Sie haben noch nicht gesaugt.«
    Immer noch lachend rollte Art sich auf die Seite. »Das wird eine höllische Woche«, sagte er, dann zögerte er, die Augen auf den Teppich gerichtet, wo das Bettzeug herunter hing. »Gib mir eine Asservatentüte«, sagte er und griff in seine hintere Hosentasche.
    Ivy trat vor, angezogen von seinem konzentrierten Ton, auch wenn die Blutlust noch in ihr tobte. »Was ist es?«
    »Gib mir eine Tüte«, wiederholte er. Sein teurer Anzug vertrug sich überhaupt nicht mit dem hässlichen Teppich.
    Sie zögerte, dann holte sie die Tüten, die auf den Boden gefallen waren. Sie schaute auf die Uhr und notierte Zeit und Ort, bevor sie eine davon Art gab. Immer noch auf dem Boden schob Art eine Hand unter das Bett und rollte mit dem Stift aus seiner Tasche etwas Glänzendes ins Licht. Mit unheimlicher Geschwindigkeit schnippte er es in die Tüte und stand auf. Der breiter werdende braune Rand um seine Pupillen zeigte, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte. Lächelnd hob er die Tüte ans Licht.
    Als sie seine Gelassenheit sah, spürte Ivy einen Stich der Verzweiflung. Es war für ihn nur ein Spiel gewesen. Er war niemals in Gefahr gewesen, die Kontrolle zu verlieren. Scheiße, dachte sie und spürte zum ersten Mal Zweifel, ob sie es schaffen konnte.
    Aber dann sah sie, was er gefunden hatte, und ihre Besorgnis verwandelte sich erst in Verständnis – und dann in echte Sorge. »Eine Banshee-Träne?«, fragte sie, weil sie den tränenförmigen schwarzen Kristall erkannte.
    Plötzlich bekamen die Worte des verzweifelten Mannes im Streifenwagen eine ganz neue Bedeutung. Ich wollte ihr nicht wehtun. Ich war es nicht . Mitleid stieg in ihr auf und sorgte dafür, dass das billige Elend um sie herum sie noch mehr anwiderte. Er hatte sie wahrscheinlich geliebt. Es war eine Banshee gewesen, die ihm Wut gefüttert hatte, bis er seine Frau getötet hatte, woraufhin sich die Banshee in ihrer Todesenergie gesuhlt hatte.
    Es war immer noch Mord, aber der Mann war nur ein Werkzeug gewesen, nicht der Täter. Die Mörderin war irgendwo in Cincinnati, und die Entfernung zwischen ihr und dem Tatort würde es schwermachen, sie mit dem Verbrechen in Verbindung zu bringen. Deswegen war die Träne als Leitung zurückgelassen worden. Die Banshee hatte sich das Paar ausgesucht, war ihnen nach Hause gefolgt, hatte eine Träne versteckt, als sie nicht da waren, und als die Funken flogen, hatte sie die Wut des Mannes verstärkt, bis er nicht mehr widerstehen konnte. Es war keine Ausrede; es war Mord durch Magie – eine Magie, die älter war als die der Vampire. Vielleicht sogar älter als Hexen oder Dämonen.
    Art schüttelte die Tüte einmal, um den schwarzen Kristall zum Glitzern zu bringen, bevor er den Arm senkte. »Wir haben jede Banshee in den Akten verzeichnet. Wir jagen die Träne durch den Computer und dann haben wir das Flittchen.«
    Ivy nickte und fühlte, wie ihre Pupillen wieder kleiner wurden. Die I. S. beobachtete die kleine Banshee-Population genau, und wenn sich eine davon willkürlich in Cincinnati ernährte, konnte man mit noch mehr Toten rechnen, bevor sie erwischt würde.
    »Also, wo waren wir?«, fragte Art und legte ihr einen Arm um die Hüfte.
    »Bastard«, sagte Ivy, rammte ihm ihren Ellbogen in den Bauch und trat zur Seite. Der Schlag traf ihn nicht. Sie hielt ihr Gesicht ausdruckslos, als er sie aus gut drei Meter Entfernung anlachte. Gott, er sorgte dafür, dass sie sich wie ein Kind fühlte. »Warum gehst du nicht nach Sonnenaufgang nach Hause?«, knurrte sie.
    »Willst du mich ins Bett bringen?«
    »Fahr zur Hölle.«
    Aus dem Flur hörte sie ein leises Gespräch. Die Spurensicherung war da. Art atmete tief durch und sog die Gerüche des Raumes in sich auf. Er schloss die Augen, und seine dünnen Lippen schürzten sich, als er wieder ausatmete, anscheinend glücklich über das, was er spürte. Ivy musste nicht atmen, um zu wissen, dass der Raum jetzt nach ihrer Angst stank, die sich mit der Furcht der toten Frau vermischte, bis es unmöglich war, sie voneinander zu trennen.
    »Wir sehen uns im Büro, Ivy.«
    Nicht, wenn ich dich erst pfähle, dachte sie und fragte sich, ob die Schikanen, die sie übermorgen ertragen müsste, es wohl wert wären, morgen einen Tag blauzumachen. Sie konnte sagen, dass sie wegen ihrer Geschlechtskrankheit beim Arzt war – und allen erzählen, dass sie sie von Art bekommen hatte.
    Art schlenderte aus dem Raum, eine Hand in der Tasche. Mit der

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