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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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die I.S. über ein kompliziertes System aus Gefälligkeiten. Er musste sich trotzdem an die Gesetze halten – oder zumindest durfte er sich nicht dabei erwischen lassen, wie er sie brach –, sonst würde er in den Knast wandern wie jeder andere auch. Ivy stellte sich immer vor, dass Camelot wahrscheinlich ungefähr so funktioniert hatte.
    Ihre Mutter hatte bis zu ihrem Tod ganz oben in der I.S.-Hierarchie gearbeitet, und Ivy wusste, dass sie und Piscary sie genau dort haben wollten. Piscary beschäftigte sich mit Glücksspiel und Personenschutz – auf dem Papier beides legale Wege, sein Geld zu machen –, und er war schlau genug, sie nicht in eine Position zu bringen, wo sie sich zwischen dem, was sie tun wollte und dem, was ihr Job von ihr verlangte, entscheiden musste. So übel war die Korruption.
    Oder so gut, dachte Ivy und kontrollierte, ob der Kerl hinter ihr sie auch bemerkt hatte, bevor sie abbremste und nach links auf den Parkplatz des Restaurants abbog. Hätte es nicht die Drohung gegeben, dass Piscary sich auf seine Art um aggressive Vamps kümmerte, wäre die I.S. nicht in der Lage gewesen, die Situation zu beherrschen. Sie war sich sicher, dass dies der Grund war, warum die meisten Leute inklusive des FIB so oft beide Augen zudrückten. Die I. S. war korrupt, aber die Leute, von denen die Stadt tatsäch lich beherrscht wurde, schafften es sehr gut, Cincy zivilisiert zu halten.
    Ivy stoppte ihre Maschine neben der Tür zur Küche und machte den Motor aus. Es war Mittwoch, und während an jedem anderen Tag die letzten Gäste gerade erst das Restaurant verlassen würden, lag der Parkplatz heute leer vor ihr. Piscary bestand auf einem Ruhetag. Zumindest würde sie nicht den Kellnern ausweichen müssen und natürlich ihren Fragen, warum ihre Pupillen halb erweitert waren. Sie brauchte vor dem Schlafengehen entweder ein langes Schaumbad, oder Kisten, oder beides.
    Die Brise, die vom nahe gelegenen Fluss heranwehte, war kühl und roch nach Öl und Benzin. Sie atmete tief durch, um den Kopf freizubekommen, dann drückte sie mit dem Vorderreifen ihres Motorrads die Lieferantentür auf. Sie hatte nicht mal ein Schloss, sodass die Lastwagen zu jeder Zeit liefern konnten. Niemand würde Piscary bestehlen. Allem Anschein nach hielt er sich an die Gesetze, aber irgendwie würden Diebe trotzdem plötzlich sterben.
    Mit ihrer Tasche und den zwei Weinflaschen in der Hand ließ sie ihre Maschine zwischen Kartons mit Tomaten und Pilzen stehen und stieg mit schnellen Schritten die Stufen zur Küche hinauf. Sie ging an den dunklen Arbeitsflächen und den kalten Öfen vorbei, ohne sie zu sehen. Der schwache Duft von gehendem Hefeteig vermischte sich mit den nachhallenden Gerüchen der Vampire, die hier arbeiteten. Sie fühlte, wie sie sich entspannte. Der Geruch beschwor Erinnerungen an die Sommer herauf, in denen sie in der Küche und später, als sie alt genug war, auch als Bedienung gearbeitet hatte. Sie war nicht unschuldig gewesen, aber damals war die Hässlichkeit noch unter dem Zauber des Nervenkitzels verborgen gewesen. Jetzt war sie nur noch müde.
    Ihr Puls beschleunigte sich, als sie an den dicken Türen vorbeikam, die zu dem Aufzug führten, der das Restaurant mit Piscarys unterirdischer Wohnung verband. Der Gedanke daran, dass er sie mit beruhigenden Händen und kalkuliertem Mitgefühl aufnehmen würde, war genug, um ihr das Blut unter die Haut zu treiben. Aber die Irritation darüber, wie er sie manipulierte, ließ sie weitergehen in die Bar. Er würde sie nicht zu sich rufen. Er wusste, dass er ihr nur noch schlimmere seelische Schmerzen zufügen würde, wenn sie bettelnd zu ihm kommen musste, um sich seiner Liebe zu versichern, obwohl sie kaum fähig war, noch mehr zu ertragen.
    Im eigentlichen Restaurant war es still, und die beruhigende Atmosphäre unter der niedrigen Decke schien ihr in die abgeschlossenen Partyräume im hinteren Teil zu folgen. Hinter einer Tür führte eine breite Treppe in den ersten Stock. Sie legte stützend eine Hand an die Wand, als sie die Treppe aus schwarzem Holz nach oben stieg, begierig darauf, in Kisten einen verständnisvollen Zuhörer zu finden, der nicht gleichzeitig darüber nachdachte, wie er sie manipulieren konnte.
    Sie und Kisten lebten in dem Apartment, das durch den Ausbau der gesamten ersten Etage des alten Lagerhauses entstanden war. Ivy gefiel die Offenheit des Raums, der zufällig durch Paravents und die Aufstellung der Möbel in verschiedene Bereiche

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