Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Beweisstücke selbst einzusammeln. »Ich will, dass die Wohnung gesaugt wird, sobald ich raus bin. Und ich will, dass du aufhörst, meinen Job zu machen.«
    »Tut mir leid, Ivy.« Rat grinste. »Hey, es läuft eine Wette wegen dir und Art …«
    Ivy trat vor und riss einen Arm nach vorne. Rat blockte den Schlag, packte ihr Handgelenk und zog sie an sich. Sie fiel gegen seine Brust. Er war doppelt so schwer wie sie. Seine Partnerin lachte. Ivy hatte gewusst, dass der Schlag niemals treffen würde, aber zumindest war sie so ein wenig von ihrem Frust losgeworden.
    »Weißt du«, hauchte Rat, und sie konnte das frische Blut seiner Partnerin in seinem Atem riechen, »du solltest wirklich nicht diese hochhackigen Stiefel tragen. Sie bringen dich aus dem Gleichgewicht.«
    Ivy drehte sich und entzog sich seinem Griff. »Ich habe aber gehört, dass es mehr wehtut, wenn man damit Bastarden wie dir in den Unterleib tritt«, sagte sie, und das nachlassende Adrenalin verursachte ihr Kopfweh. »Wer war sonst noch drin?«, fragte sie und dachte darüber nach, dass ein Raum, der nach Angst stank, genau das war, was sie brauchte, um Art zu einem Fehler zu treiben. Er stand momentan noch vor dem Streifenwagen, betrachtete den Menschen und ließ seinen Blutdurst wachsen. Idiot.
    Rat rieb sich einladend den Hals. Gott, es hatte bereits angefangen. Bei Sonnenaufgang würden alle denken, sie wäre bereit, all die Gefälligkeiten auszuteilen, die notwendig waren, um in die unteren Kelleretagen zu kommen. Und sie würde gemobbt werden. Bei dem Gedanken an all die kommenden Innuendos, anzüglichen Vorschläge und ungewollten Angebote unterdrückte Ivy ein Seufzen. Als wären die Pheromone nicht schon schlimm genug. Vielleicht sollte sie das Gerücht in Umlauf bringen, dass sie eine Geschlechtskrankheit hätte.
    »Die Leute aus dem Krankenwagen«, antwortete der Vampir. »Tia und ich, um ihn rauszuholen. Er weinte über ihrer Leiche, wie üblich. Eine Nachbarin hat es als Ruhestörung in der Nachbarwohnung gemeldet. Zum dritten Mal in diesem Monat, aber als es plötzlich ruhig wurde, bekam sie Angst und hat uns angerufen.«
    Ivy runzelte die Stirn, atmete ein letztes Mal die saubere Nachtluft und trat in den Flur. Nicht zu viele Leute, um die Dinge durcheinanderzubringen, und Rat wusste genug, um nichts anzufassen. Der Raum würde so sauber sein, wie man es eben erwarten konnte. Und sie würde ihn nicht verunreinigen.
    Der scharfe Geruch von Blut wurde stärker, und nachdem sie sich die blauen Füßlinge übergezogen hatte, tauchte sie unter dem Absperrband vor der offenen Tür hindurch. Sie blieb mitten in der Wohnung stehen und betrachtete das Leben anderer Leute: niedrige Decken, unauffälliger Teppich, alte Vorhänge, eine neue Couch, großer, aber billiger Fernseher, noch billigere Stereoanlage und Hunderte von CDs. Selbst gerahmte Bilder hingen an den Wänden und waren über die Regalbretter aus Pressspan verteilt. Weibliche Noten gab es nur vereinzelt, wie Farbtupfer. Das Opfer hatte hier noch nicht lange gelebt.
    Ivy atmete tief durch, witterte die Wut, die noch in der Luft hing, ein unsichtbarer Wegweiser, der mit der Sonne verschwinden würde. Sie folgte dem Geruch von Blut ins Bad. Ein roter Handabdruck war am Rand der Toilette zu sehen, und es gab mehrere Spuren auf der Badewanne und dem Vorhang. Jemand hatte sich seinen Kopf an der Badewanne aufgeschlagen. Die pinkfarbene Glühbirne tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Ivy schaltete mit dem Ende ihres Bleistiftes den Ventilator ab und erinnerte sich selbst daran, Rat zu sagen, dass sie das getan hatte.
    Das sanfte Brummen stoppte. In der einsetzenden Stille konnte sie leise Gespräche und die Lachkonserven einer Sitcom aus einer benachbarten Wohnung hören. Arts zufrie dene Stimme drang aus dem Flur, und Ivys Blutdruck stieg an. Rat hatte gesagt, dass der Mann seine Frau erwürgt hatte. Sie hatte schon Schlimmeres gesehen. Und obwohl er ihr nicht gesagt hatte, wo sie die Leiche gefunden hatten, drang fast spürbare Wut über die Türschwelle des Schlafzimmers. Das Schloss war vor Kurzem aufgebrochen, dann aber wieder repariert worden.
    Ivy berührte den versteckten Schaden mit einem Finger. Das Schlafzimmer zeigte dieselbe Mischung aus nachlässigem Junggesellen und junger Frau, die sich mit wenig Geld Mühe gibt. Billige Rüschenkissen, pinkfarbene Spitze über hässlichen Lampenschirmen, dicker Staub auf den Metalljalousien, die nie hochgezogen wurden. Kein Blut außer ein

Weitere Kostenlose Bücher